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Merrill Lynch lag falsch Irland-Rettung um 48 Milliarden Euro teurer als erwartet

Merrill Lynch & Co. teilte der irischen Regierung im Jahr 2008 mit, dass es maximal 16,4 Milliarden Euro kosten würde, die Banken des Landes zu retten. Diese Summe entspricht etwa einem Viertel dessen, was es tatsächlich kostete, das Finanzsystem wieder auf die Beine zu stellen.

Die Schätzung hatte Merrill im Rahmen einer 45-seitigen Präsentation am 18. November 2008 dem irischen Finanzministerium vorgelegt, wie aus Unterlagen hervorgeht, die von dem Oppositions-Politiker Pearse Doherty angefordert worden waren. Irland hatte dem Institut 7,3 Millionen Euro für seine Ratschläge zur Bankenbranche in den Jahren 2008 und 2009 gezahlt.

Seit der Schätzung waren die irischen Steuerzahler gezwungen, etwa 64 Milliarden Euro für die Rettung der Banken des Landes zur Verfügung zu stellen, nachdem Irland den schlimmsten Zusammenbruch am Immobilienmarkt in Westeuropa durchmachte. Im November 2010 musste das Land dann internationale Hilfe anfordern, um die steigenden Kosten für die Banken in den Griff zu bekommen.

“Merrill Lynch hat sich mit Blick auf die Kapitalengpässe bei den Banken völlig verschätzt”, sagt Doherty, der finanzpolitische Sprecher der Sinn-Fein-Partei, im Interview. “Die Rolle externer Berater, auch von Banken-Buchprüfern, sollte im Rahmen einer Bankenprüfung genauer untersucht werden.”

Die Regierung von Ministerpräsident Enda Kenny, die im März 2011 an die Macht kam, bereitet einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Bankenkrise vor.

Die vorherige Regierung Irlands hatte Merrill Lynch im September 2008 beauftragt, ihr Möglichkeiten zu unterbreiten, wie sie mit dem Problem der angeschlagenen Banken umgehen sollte. Kurz darauf stellte sie Garantien für einen Großteil der Verbindlichkeiten der Institute mit einem Volumen von insgesamt etwa 440 Milliarden Euro, zur Verfügung.

Bei der Präsentation im November 2008 hatte Merrill Lynch die Kosten für die Rekapitalisierung auf 6,5 Milliarden Euro bis 16,4 Milliarden Euro geschätzt. Die Firma prüfte eine Reihe von Fusions-Optionen zwischen den Kreditinstituten. Auch die Einführung einer staatlichen Bank, in der die toxischen Immobilienkredite abgewickelt werden sollten, wurde damals erwogen.

Die Regierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Brian Cowen entschied sich im April 2009 für die Schaffung der National Asset Management Agency (NAMA), einer so genannten Bad Bank. Die Banken verloren etwa 40 Milliarden Euro, indem sie ihre riskanten Kredite in die NAMA verlagerten. Weitere Verluste mit notleidenden Krediten traten bei zwei Stresstests der Zentralbank in den Jahren 2010 und 2011 zutage.

Merrill schätzte, dass die Rettung der mittlerweile nicht mehr bestehenden Anglo Irish Bank Corp. Plc insgesamt 5,63 Milliarden Euro kosten würde - das entspricht einem Fünftel des tatsächlichen Betrages. Für Allied Irish Banks Plc lag die Vorhersage bei 5,62 Milliarden Euro. Innerhalb von drei Jahren steckte der Staat fast 21 Milliarden Euro in die Bank, an der er jetzt 99,8 Prozent der Aktien hält.

Einzig bei der Bank of Ireland lag die Investmentbank nicht völlig daneben. Hier betrug die Schätzung 4 Milliarden Euro. Tatsächlich steckten die Steuerzahler 4,8 Milliarden Euro in das angeschlagene Institut. Diese Summe konnte sich der Staat seither wieder zurückholen.

Zusätzlich zu den Kapitalspritzen des Staates benötigte das irische Finanzsystem allerdings noch deutlich mehr Mittel, um gerettet zu werden. So verloren Investoren in nachrangige Anleihen der Banken etwa 15 Milliarden Euro. Private Investoren steckten zudem 3,1 Milliarden Euro in Aktien der Institute.

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