

Lassen Sie uns über die Rolle von Dividenden sprechen. Früher kam ein Großteil der Aktienrendite von steigenden Kursen, heute ist es fifty-fifty mit den Dividenden. Ist die Wachstums-Party der 1980er endgültig vorbei?
Schmidt: Wir haben in Europa eine ausgeprägte Dividendenkultur aufgebaut. Viele Anleger schätzen dies, weil regelmäßige Ausschüttungen ein Mehr an Stabilität bieten. Unternehmen ha...
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Lassen Sie uns über die Rolle von Dividenden sprechen. Früher kam ein Großteil der Aktienrendite von steigenden Kursen, heute ist es fifty-fifty mit den Dividenden. Ist die Wachstums-Party der 1980er endgültig vorbei?
Schmidt: Wir haben in Europa eine ausgeprägte Dividendenkultur aufgebaut. Viele Anleger schätzen dies, weil regelmäßige Ausschüttungen ein Mehr an Stabilität bieten. Unternehmen halten an soliden Dividenden fest, viele erhöhen sogar regelmäßig. Das war etwa ein sehr positives Signal in der Corona-Krise. Die Dividende wird in der Regel aus den Cashflows bezahlt und nicht der Substanz entnommen. Insofern geht die Party weiter, wenn auch etwas anders als früher.

Setzt man da eher auf die großen oder die kleinen Unternehmen?
Schmidt: Wir sehen, dass vermehrt kleinere und mittelständische Unternehmen auf den Dividendenzug aufspringen. Unternehmerischer Spirit gepaart mit solider Bilanz – das ist doch ideal für einen Dividendenjäger. Und in Phasen der Stagnation stabilisieren sie ein Depot. Genau das erwarten Anleger auch von guten Aktien.
Sie sind ein bekennender Freund europäischer Aktien. Seit Jahren schneiden US-Aktien jedoch immer wieder besser ab. Die große Renaissance der Europäer lässt Jahr um Jahr auf sich warten. Woran hakt es?
Schmidt: Auf den Aufschwung warten wir in der Tat schon eine Weile. Strukturell ist es so: Die Bewertungen in den USA sind höher, die Wachstumsdynamik auch. Vor allem im Technologie-Sektor liegen die Amerikaner vorn. Aber schaut man sich europäische Blue Chips ohne Tech-Schwergewichte an, dann klaffen die Bewertungen gar nicht mehr so weit auseinander. Wir haben in Europa auch großes Know-how etwa bei Industrie, Gesundheit oder Konsumgütern, das man leicht unterschätzt. Hinzu kommen Zukunftsthemen wie die Energiewende, bei der Europa ganz weit vorne liegt. Und obwohl die USA immer noch über leistungsfähigere digitale Infrastrukturen verfügen, arbeiten wir auch da mit einigem Nachdruck dran, den Abstand zu verkleinern. Es tut sich was in Europas Konzernen und Startups! Das stimmt mich durchaus optimistisch.

Nachhaltigkeit wird in der Finanzbranche immer wichtiger. Lässt sich das Thema ESG besser aktiv oder passiv umsetzen?
Schmidt: Ganz klar aktiv! Natürlich fangen viele Fonds mit Basis-Ausschlüssen an, um bestimmte Mindeststandards zu erfüllen. Das geht auch regelbasiert. Aber echte Nachhaltigkeit in den Prozessen und der Unternehmens-DNA erkennt man doch erst bei tieferem Blick. Etwa wenn man Geschäftsmodelle individuell auf ihre Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit hin prüft. Diese Qualitätseinschätzung, etwa wie gut ein Konzern wirklich grüne Produkte entwickelt und umsetzt, kann ein passiver Index gar nicht gewährleisten.
Was heißt das konkret?
Schmidt: Nehmen wir die Chemieindustrie. Eine wichtige Branche mit vielen Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit. Ein Fondsmanager kann im Dialog mit dem Management viel besser beurteilen, ob und wie schnell der Wandel zur erneuerbaren Chemie gelingt. Für uns bei Metzler ist das Thema ESG fundamentaler Teil des Investmentprozesses. Denn wir glauben, dass sich Nachhaltigkeitskriterien langfristig am Markt durchsetzen werden. Gerade institutionelle Investoren bestehen hier zu Recht auf hohe Standards. Da sind aktive Manager klar im Vorteil – durch ihr Research, ihre Marktkenntnis und eben ihre Möglichkeiten zum Dialog mit dem Management.
Sie sind seit Anfang 2024 Investment-Chef bei Metzler Asset Management. Wie positionieren Sie das Unternehmen, wie grenzen Sie das Angebot von Mitbewerbern ab?
Schmidt: Wir wollen als verlässlicher Partner im Bereich Nachhaltigkeit stehen. Weiterhin sind natürlich unsere Multi-Asset-Strategien mit Blick auf die langfristige Altersvorsorge zentrale Säulen. Immerhin verwalten wir einen der größten überbetrieblichen, nicht-versicherungsförmigen Pensionsfonds Deutschlands. Diese Kombination ist etwas, das uns in dieser sehr fragmentierten Industrie hervorhebt. Diesen Weg werden wir entschlossen weiter gehen.



