

Gespräch mit Philip Schätzle von Metzler AM „Wir wollen im Bereich Wholesale jetzt richtig Gas geben“

Seit fast 350 Jahren am Markt und immer noch in Bewegung – so könnte man das Bankhaus Metzler umschreiben. Es ist Deutschlands ältestes Bankhaus in ununterbrochenem Familienbesitz und bietet individuelle Kapitalmarktdienstleistungen für Institutionen und anspruchsvolle Privatkunden an. Mit Philip Schätzle, Geschäftsführer Metzler Asset Management, sprachen wir darüber, wie das Asset Management aufgestellt ist, welche Wachstumspläne es gibt und warum ohne ESG gar nichts mehr geht.
DAS INVESTMENT: Herr Schätzle, erlauben Sie mir zum Einstieg einen Schnell-Check, wo es bei Metzler unserer Wahrnehmung nach gut läuft und wo es hakt. Sie haben einen ausgefeilten ESG-Prozess und ein Pensionsmanagement, beide haben Standards in der Branche gesetzt. Im Bereich Multi-Asset läuft es dagegen nicht ganz so rund. Sie sind auch stark im Bereich Small & Mid Cap, der gerade jedoch nicht so en vogue ist. Teilen Sie diesen Eindruck?
Philip Schätzle: Ich teile zumindest die beiden übergeordneten Themen. Pension-Management ist bereits seit Ende der 90er Jahre ein wichtiges Themenfeld bei uns. Heute haben wir den größten überbetrieblichen Pensionsfonds in Deutschland, gemeinsam mit Uniper haben wir im Oktober vergangenen Jahres das erste Sozialpartnermodell in Deutschland gestartet. Dazu führen wir momentan sehr viele Gespräche mit weiteren Unternehmen und Gewerkschaften. Und auch die hohe Bedeutung des Themas ESG für das Asset Management haben wir ebenfalls sehr frühzeitig erkannt und uns damit intensiv auseinandergesetzt.
Los ging es bereits in den 90ern. Wie sind Sie so früh auf den grünen Zweig gekommen?
Schätzle: Zunächst einmal: „Grün“ ist wichtig, keine Frage. Gleichzeitig konzentrieren wir uns rund um das Thema Nachhaltigkeit nicht ausschließlich auf Umweltaspekte; wir beachten E, S und G – und das im ökonomischen Kontext. Aber zurück zu den Anfängen: Metzler Asset Management ist ein sehr stark institutionell geprägtes Haus. Rund 25 Prozent unserer Assets kommen aus dem Non-Profit-Sektor und hier insbesondere aus dem kirchlichen Sektor. Und so waren es auch unsere kirchlichen Kunden, die Ende der 90er Jahre auf uns zugekommen sind und uns gebeten haben, ihr besonderes Wertebild auch in der Kapitalanlage abzubilden. Damals haben wir zusammen mit der Ratingagentur Oekom Research in München erste Nachhaltigkeits-Portfolios abgebildet, klassischerweise mit Ausschusslisten. Dadurch haben wir viel gelernt und uns seit dieser Zeit stetig weiterentwickelt.
Heute sagt jeder, ESG sei tief in der DNA verwurzelt und man mache es schon seit 30 Jahren, zumindest wenn man sich die Marketingprospekte anschaut. Ärgert Sie das?
Schätzle: Nein, es ist richtig und wichtig, dass die hohe Bedeutung von ESG nun auch in der Breite erkannt worden ist. Wir schauen einfach, dass wir unseren Vorsprung halten. Denn das Thema hat eine große Zugkraft. Für Kunden ist Nachhaltigkeit ein immer wesentlicheres Entscheidungskriterium. Da wir in vielen Jahren hier unsere Expertise ausgebaut haben und die unterschiedlichen Anforderungen seitens der Kunden und der Regulatorik kennen, sind Investoren beim Thema ESG bei uns gut aufgehoben und werden dies auch in der Zukunft sein
Aber nur, weil man schon länger dabei ist, ist man ja nicht zwangsläufig besser. Was machen Sie konkret anders?
Schätzle: Wir haben ein eigenes Sustainable Investment Office mit einer hohen Expertise aufgebaut, auch in den regulatorischen Themen. Dieses ist organisatorisch im Portfolio Management aufgehängt, was den Austausch mit den Portfolio-Managern fördert. Zudem bieten wir unseren Kunden sehr umfangreiche Reportings, die ständig weiterentwickelt werden. So haben wir in den letzten 2 Jahren Auswertungen zum Thema Klima deutlich ausgeweitet und nehmen auch noch einen Baustein zu taxonomiefähigen Umsätzen auf. So etwas finden Kunden bei anderen Asset Managern in der Form und dieser Transparenz nicht.
Sie sagten, Metzler habe einen starken Footprint im institutionellen Geschäft. Strahlt das in den Wholesale ab?
Schätzle: Auf jeden Fall. Wir haben unsere Produkte für institutionelle Kunden entwickelt, aber die Strategien fließen genau so auch in unsere Publikumsfonds ein. Wer also einen Metzler-Publikumsfonds kauft, kann sicher sein, dass dieser ebenso den sehr hohen qualitativen Standards des institutionellen Backgrounds entspricht. Deshalb würde ich auch ihre eingangs aufgestellte These zu unseren Multi-Asset-Produkten nicht teilen.
Wir hören.
Schätzle: Wir haben unsere Multi-Asset-Strategien vor rund fünf Jahren grundlegend umgestellt. Wenn wir uns initial mit Kunden zusammensetzen, sprechen wir über ihre Renditeerwartungen und Risikotragfähigkeit. Anhand dieser Vorgaben bilden wir eine SAA – eine strategische Asset Allokation - für den Kunden ab. Darin enthalten sind dann unterschiedliche Bausteine wie Aktien, Renten, aber eben auch alternative Investments, insbesondere Edelmetalle wie Gold. Diese SAA bestimmt den überwiegenden Teil der Performance der Mandate. Hinzu kommen natürlich die taktischen Entscheidungen unserer Portfolio-Manager. Bei den Multi-Asset-Strategien verzeichneten wir in den letzten Jahren das größte Mandatswachstum.
Aber diese Tailor-Made-Lösungen finden doch eher im institutionellen Segment statt, oder?
Schätzle: Diese Systematik haben wir auch auf den Publikumsfondsbereich übertragen. Bei der Metzler Multi-Asset-Familie gibt es drei Produkte: Defensive, Income und Aggressive, mit jeweils unterschiedlichen Aktienquoten. Der Income-Fonds ist gewissermaßen das vermögensverwaltende Produkt von Metzler Asset Management mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 50 Prozent, die zwischen 70 und 30 Prozent schwanken darf. Bei diesem Fonds konnten wir in den vergangenen drei Jahren einen deutlichen Inflow verzeichnen. Mittlerweile sind wir bei etwa 170 Millionen Euro Volumen.
Verglichen mit einem Flossbach von Storch Multiple Opportunities ist das ja Kreisliga, zumindest vom Volumen her.
Schätzle: Da ist sicherlich noch Luft nach oben, das ist doch auch gut so. Vor allem aber sind wir überzeugt, dass wir mit unserem Produktansatz und dessen hoher Qualität noch deutlich wachsen können.