


Wie genau wollen Sie im Wholesale wachsen? Liefern Sie uns doch gerne ein paar Einblicke in Ihre Pläne.
Schätzle: Früher umfasste der Bereich Institutional Sales bei Metzler Asset Management institutionelle Kunden und auch den Wholesale. Im Januar 2023, als ich in die Geschäftsführung gekommen bin, habe ich den Bereich unterteilt: einmal in das klassische institutionelle Geschäft unter Leitung von Oliver Kopp und zum anderen in den Bereich Wholesale, der von Alexander Damm geleitet wird. Dort wachsen wir personell weiter und positionieren uns stark im B2B-Segment, von Sparkassen bis zu Volksbanken. Wir wollen im Bereich Wholesale jetzt richtig Gas geben!
Wie verteilt sich das Geschäft denn aktuell bei Metzler Asset Management?
Schätzle: Rund 80 Prozent der Assets under Management sind institutionell und etwa 20 Prozent Wholesale. Langfristig streben wir einen 60/40-Mix an.
Ein sportliches Wachstum.
Schätzle: Ich weiß, dass das Wholesale-Segment stark umkämpft ist. Wir sind jedoch optimistisch, uns etwa über unseren speziellen ESG-Ansatz ausreichend differenzieren zu können. Vor allem Sparkassen und Versicherungen können wir wertvolle Unterstützung anbieten. Aber auch bei den Produkten gehen wir andere Wege als unsere Mitbewerber.
Zum Beispiel?
Schätzle: Nehmen wir etwa unseren 2015 aufgelegten Metzler European Dividend Sustainability. Der Publikumsfonds fokussiert sich nicht allein auf die hohen Dividendenzahler von heute, sondern hat eher Unternehmen mit gutem Dividenden-Wachstum im Blick.
Eine Strategie, die auch Dickschiffe wie JP Morgan wählen. Und die beschäftigen Hunderte Analysten rund um den Globus. Wie wollen Sie dagegen ankommen?
Schätzle: Natürlich gibt es auch Häuser mit einer Vielzahl von Analysten. Größe allein ist aber halt nicht alles. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unserem speziellen Ansatz einen grundsätzlichen Unterschied machen können. Unsere Portfoliomanager sind zugleich Sektorverantwortliche und haben somit direkte Performanceverantwortung. Zudem setzen wir viel stärker auf Small und Mid Caps. Deren Anteil kann in unserem Dividenden-Portfolio bis zu 20 Prozent betragen. Solche Firmen covern viele große Asset Manager doch kaum. Hier nutzen wir unsere Expertise, um Marktineffizienzen zu nutzen und ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen zu können.
Wenn wir Sie als Geschäftsführer hier schon einmal vor uns sitzen haben: Wie viel bleibt denn am Ende von einem Euro im Insti-Geschäft hängen und wie viel im Wholesale?
Schätzle: Gute Frage, die ich hier im Detail natürlich nicht beantworten kann. Aber lassen Sie mich so viel sagen: Grundsätzlich sind die Margen im Publikumsfondsbereich höher als im Mandatsgeschäft.
Also ist der Schwenk auf den Wholesale-Sektor am Ende auch eine kaufmännische Entscheidung. Wenn sie so stark im institutionellen Pensionsfondmanagement sind, warum tun Sie sich im Publikumsgeschäft mit Anleihen dann eigentlich so schwer?
Schätzle: Metzler ist durch seine Historie sehr stark als Aktienhaus verortet. Friedrich von Metzler hat schließlich die Frankfurter Börse mitgegründet, welche heute die Deutsche Börse ist. Insofern: Ja, wir bieten Renten-Produkte an und haben ja auch einen relativ großen Corporate-Bond-Fonds. Aber im Rentenbereich ist der Wettbewerb noch deutlich intensiver, vor allem durch die angelsächsischen Player.
Es gibt also keine Pläne, die Renten-Seite auch für den breiten Markt auszurollen?
Schätzle: Wir fokussieren uns im Publikumsfondsbereich auf die Bereiche Multi Asset und Aktien.
Metzler und ETFs – wird es das geben?
Schätzle: Ein klares Nein. Wir glauben an das aktive Management. Und wir sind überzeugt, dass das globale Umfeld, in dem wir uns aktuell befinden, sehr stark für aktiv gemanagte Investmentprodukte spricht. Im Niedrigzinsumfeld der vergangenen zehn Jahre ist ja im Grunde alles mitgeschwemmt worden. Viele qualitativ fragwürdige Geschäftsmodelle haben sich allein durch die Nullfinanzierung getragen. Diese Zeiten sind vorbei. Nach vorne gesehen wird sich die Spreu sehr viel klarer vom Weizen trennen. Und da wird ein aktiver Manager wieder einen deutlichen Mehrwert liefern können und müssen, und Qualitätstitel für Portfolios identifizieren.
Das Bankhaus Metzler ist eine der ältesten Privatbanken der Welt, betreut viele vermögende Kunden. Gibt es Schnittmengen zwischen dem Private Banking und dem Asset Management?
Schätzle: Wir haben natürlich in beiden Bereichen gemeinsame Kunden, aber beide Bereiche werden getrennt voneinander geführt. Wenn es gute Gründe gibt, kann der Kundenbetreuer aus dem Private Banking für seinen Kunden natürlich Produkte aus dem Asset Management kaufen. Aber das Private Banking ist keine angedockte Vertriebsschiene. Die Unabhängigkeit der Berater ist unseren Kunden auch sehr wichtig.
Ihr Haus gibt es seit bald 350 Jahren. Sie haben Kaiser kommen und gehen sehen, Währungen und Technologien. Wie sorgt man dafür, dass man intern nicht verkrustet?
Schätzle: Wir dürfen nie zum Stillstand kommen. Und das tun wir auch nicht. Ganz im Gegenteil. In Frankfurt haben wir mit dem Digital Assets Office sogar einen eigenen Think Tank gegründet. Die Kollegen dort stehen sogar mit großen Dax-Unternehmen in Kontakt, wenn es um neue Technologien wie etwa die Blockchain geht, die in die Finanzwelt vorstoßen.
Aber spielen Bitcoin und Co. bei Ihnen auch eine Rolle?
Schätzle: Der Bitcoin an sich vielleicht nicht, aber die zugrundeliegende Blockchain-Technologie ist extrem spannend. Wir arbeiten derzeit intensiv daran, die Tokenisierung von Fondsanteilen voranzubringen. Tatsächlich haben wir gerade als erster Asset Manager in Deutschland Kryptofondsanteile begeben. Damit setzen wir in der Branche ein Zeichen und stoßen die Tür auf für die Einführung einer wegweisenden Technologie. Denn eines ist klar: Die Blockchain wird das Asset Management revolutionieren – und wir, und unsere Kunden, sind hier ganz vorne mit dabei.