Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk
Deutschland gehört eindeutig zu den Euro-Gewinnern
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:52 Uhr
Euromünzen: Wäre die Eurozone nicht ein loser Staatenverbund, sondern ein Land, könnte sie weltweit mit den besten Fundamentaldaten glänzen.
Deutschland profitiert stark von der Europäischen Währungsunion, das zeigt schon allein die Einkommensentwicklung. Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, nennt Gründe.
Wäre die Eurozone nicht ein loser Staatenverbund, sondern ein Land, könnte sie weltweit mit den besten Fundamentaldaten glänzen: Die Inflation lag seit Beginn der Währungsunion 1999 im Durchschnitt bei 1,7 Prozent, der reale handelsgewichtete Wechselkurs des Euro war in den vergangenen 20 Jahren stabil, das staatliche Haushaltssaldo dürfte in diesem Jahr nahezu ausgeglichen sein, und die Staatsverschuldung sank von 93,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2014 auf 85,3 Prozent im dritten Quartal 2019.
Vor diesem Hintergrund dürften sich weitere Integrationsschritte in der Eurozone lohnen. Je geringer das Länderrisiko wahrgenommen und je stärker die Eurozone als...
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Wäre die Eurozone nicht ein loser Staatenverbund, sondern ein Land, könnte sie weltweit mit den besten Fundamentaldaten glänzen: Die Inflation lag seit Beginn der Währungsunion 1999 im Durchschnitt bei 1,7 Prozent, der reale handelsgewichtete Wechselkurs des Euro war in den vergangenen 20 Jahren stabil, das staatliche Haushaltssaldo dürfte in diesem Jahr nahezu ausgeglichen sein, und die Staatsverschuldung sank von 93,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2014 auf 85,3 Prozent im dritten Quartal 2019.
Vor diesem Hintergrund dürften sich weitere Integrationsschritte in der Eurozone lohnen. Je geringer das Länderrisiko wahrgenommen und je stärker die Eurozone als Einheit gesehen wird, desto größer das Vertrauen in die Zukunft der Währungsunion und die Bereitschaft, langfristig zu investieren. Solange die Eurozone noch als loser Staatenverbund wahrgenommen wird, wird es immer wieder die Diskussionen um die Gewinner und Verlierer geben - und ob ein Gewinner nicht austreten könnte, da er die Verlierer nicht mehr subventionieren will, oder ob nicht ein Verlierer aus dem Euro austritt, da er die geld- und fiskalpolitische Zwangsjacke nicht mehr (er-)tragen kann.
Deutschland gehört zweifelsohne zu den Gewinnern der Währungsunion. Zum Beispiel ist das durchschnittliche reale Einkommen pro Kopf seit 1999 unter den großen Mitgliedsländern der Eurozone am stärksten gestiegen. In Italien konnte dagegen in den vergangenen 20 Jahren kein realer Einkommenszuwachs beobachtet werden. Ein wichtiger Grund für den Erfolg Deutschlands scheint zu sein, dass der Kurs der D-Mark und seit 1999 der Kurs der nur noch virtuellen D-Mark nur gering schwankte.
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