Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk
Deutschland gehört eindeutig zu den Euro-Gewinnern
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:52 Uhr
Euromünzen: Wäre die Eurozone nicht ein loser Staatenverbund, sondern ein Land, könnte sie weltweit mit den besten Fundamentaldaten glänzen.
Deutschland profitiert stark von der Europäischen Währungsunion, das zeigt schon allein die Einkommensentwicklung. Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management, nennt Gründe.
Hierbei lohnt sich ein Vergleich zwischen Deutschland und Japan. Die Industriestruktur beider Länder ist ähnlich, ebenso die Abhängigkeit vom Export, und die Leistungsbilanzüberschüsse sind jeweils hoch. Seit 1991 hat die reale handelsgewichtete D-Mark um knapp 9 Prozent abgewertet, der reale handelsgewichtete Yen sogar um mehr als 20 Prozent. Beide Wirtschaftsräume haben somit an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Die D-Mark war jedoch mit einer Schwankungsbreite von nur 2,4 Prozent kaum volatil, während der japanische Yen mit einer Volatilität von 9 Prozent deutlich stärker schwankte. Zudem erfuhr der japanische Yen in Krisenzeiten immer eine starke Aufwertung, da japanische Investoren ihr Geld...
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Hierbei lohnt sich ein Vergleich zwischen Deutschland und Japan. Die Industriestruktur beider Länder ist ähnlich, ebenso die Abhängigkeit vom Export, und die Leistungsbilanzüberschüsse sind jeweils hoch. Seit 1991 hat die reale handelsgewichtete D-Mark um knapp 9 Prozent abgewertet, der reale handelsgewichtete Yen sogar um mehr als 20 Prozent. Beide Wirtschaftsräume haben somit an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Die D-Mark war jedoch mit einer Schwankungsbreite von nur 2,4 Prozent kaum volatil, während der japanische Yen mit einer Volatilität von 9 Prozent deutlich stärker schwankte. Zudem erfuhr der japanische Yen in Krisenzeiten immer eine starke Aufwertung, da japanische Investoren ihr Geld nicht mehr im Ausland anlegten, sondern es zurückholten.
Darüber hinaus verstärkte der Leistungsbilanzüberschuss in diesen Phasen noch die Aufwertungstendenz. Hätte die D-Mark in diesem Zeitraum als völlig freier Wechselkurs existiert, hätte sie wahrscheinlich in Krisenzeiten im Gleichschritt mit dem Yen stark aufgewertet.
Die Finanzmarktkrise 2008 ist ein gutes Beispiel, um den Schaden der hohen Yen-Volatilität zu zeigen. So war laut einer Studie Japan bis zur Finanzmarktkrise der weltweit größte Exporteur von elektronischen Bauteilen und Komponenten wie Mikroprozessoren und Flatscreens. Seitdem haben jedoch Taiwan und Südkorea Japan überholt und exportierten 2017 sogar jeweils das doppelte Volumen wie Japan.
Zwischen Juni 2007 und September 2012 wertete der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar um 45 Prozent auf. Da der internationale Handel von elektronischen Bauteilen und Komponenten in US-Dollar fakturiert wird und ein intensiver internationaler Preiswettbewerb herrscht, mussten die japanischen Exporteure ihre Preise in Yen massiv senken, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
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