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Metzler-AM-Chefvolkswirt Edgar Walk Hohe Staatsschulden verhindern Leitzinserhöhungen

Zweifelt an weiteren Leitzinssanstiegen: Metzler-AM-Chefvolkswirt Edgar Walk
Zweifelt an weiteren Leitzinssanstiegen: Metzler-AM-Chefvolkswirt Edgar Walk | Foto: Metzler AM

Die hohe Verschuldung in vielen Regionen bedeutet, dass mit jeder Leitzinserhöhung die Zinslast der Schuldner überproportional steigt und sogar deren Solvenz in Gefahr geraten könnte. Die globalen Zentralbanken können vor diesem Hintergrund nur sehr vorsichtig agieren.

Auch die US-Notenbank dürfte sich auf ihrer Sitzung (Mittwoch) mit dieser Frage auseinandersetzen. Die Finanzmarktturbulenzen, die teilweise schwachen Konjunkturdaten und die zahlreichen politischen Unsicherheiten sprechen dafür, dass der Spielraum für Leitzinserhöhungen derzeit eher gering ist und sich vorerst eine abwartende Haltung empfiehlt. Auch werden aufgrund des Government-Shutdowns viele Konjunkturdaten nicht veröffentlicht, und die Aussagekraft der wenigen verfügbaren Daten ist wahrscheinlich begrenzt; der US-Notenbank dürfte also eine Standortbestimmung zur Konjunktur schwerfallen.

Die BIP-Daten vom vierten Quartal (Mittwoch) sind in diesem Zusammenhang nicht mehr wichtig. Darüber hinaus dürfte die Inflation in den kommenden Monaten tendenziell fallen. Derzeit rechnen wir nicht mehr mit einer weiteren Leitzinserhöhung der US-Notenbank in diesem Jahr. Würde man die Vergangenheit als Referenz heranziehen, dann würden die immer noch soliden Fundamentaldaten eigentlich für deutlich höhere Leitzinsen sprechen.

Um den Leitzins in den USA vorherzusagen, verwenden wir seit mehr als 15 Jahren ein einfaches Prognosemodell. Die erklärenden Variablen sind die Arbeitslosenquote (Freitag), die Inflation (Donnerstag) und die Kapazitätsauslastung. Seit 2017 schätzt unser Modell jedoch deutlich höhere Leitzinsen als das tatsächliche Niveau. In der Vergangenheit hätte nämlich die US-Notenbank laut Modell den Leitzins schon jetzt auf 5 Prozent angehoben. Berücksichtigt man nun wie eingangs beschrieben das Niveau der US-Staatsschulden, ergibt sich seit 2017 eine deutlich höhere Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Leitzinsniveau. Auch zeigt ein Blick auf die Grafik, dass die US-Notenbank kaum noch Spielraum für weitere Leitzinserhöhungen hat.

Grafik 1:

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Das gleiche Bild zeigt sich auch für die Eurozone. Laut unserem Standard-Prognosemodell hätte die EZB in der Vergangenheit den Leitzins schon auf jetzt 1,5 Prozent angehoben – auf Grundlage der aktuellen Fundamentaldaten. Tatsächlich liegt der Leitzins in der Eurozone immer noch bei -0,4 Prozent. Berücksichtigt man das Niveau der Staatsschulden, lässt sich die Leitzinsentwicklung in den vergangenen Jahren deutlich besser erklären. Auf Basis unserer Prognosen erscheint es derzeit eher unwahrscheinlich, dass die EZB den Leitzins in diesem Jahr erhöht. Ein Blick auf die mittlere Frist zeigt, dass die EZB unter der Annahme einer stabilen Staatsverschuldung den Leitzins bestenfalls auf 1,0 Prozent anheben kann. 

Grafik 2:

Schulden des Privatsektors scheinen nicht bedeutsam

Interessanterweise ist die Verschuldung des privaten Sektors in den Regressionen unserer ersten Analysen nicht signifikant, sondern nur die Staatsverschuldung. Weitere Analysen sind sicherlich notwendig.

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