

- Startseite
- Versicherungen
-
Meta-Untersuchung: Lassen sich PKV-Ratings einfach zusammenfassen?

Die Ratingagentur Metzler Ratings hat erstmals ein sogenanntes Meta-Rating für die Private Krankenversicherung (PKV) erstellt. Basis der Untersuchung waren laut der Autoren öffentlich verfügbare Ratings zu 25 Privaten Krankenversicherern aus den drei Bereichen Finanzstärke, Produktqualität sowie Service und Fairness.
Meta-Rating soll Extremeinschätzungen entgegenwirken
Metzler verweist in der Erklärung des Untersuchungsansatzes auf Vorbilder am Finanzmarkt: Die Agentur Bloomberg veröffentliche Konsensschätzungen dazu, wie sich die Geschäfte und letztlich die Aktienkurse großer börsennotierter Unternehmen in den kommenden Monaten entwickeln werden. Da oftmals Dutzende von Einzelprognosen einfließen, würden extreme Einschätzungen einzelner Analysten „geglättet“, so Metzler. Dieses Prinzip habe man mit dem Meta-Rating auf Krankenversicherer übertragen.
Das Ziel der aktuellen Untersuchung war, herauszufinden, welche Krankenversicherer bei renommierten Ratingagenturen am besten abschneiden. „Wir finden, unser Meta-Rating ist besonders für private Versicherungsnehmer wichtig und erspart ihnen viel Arbeit“, sagt Marco Metzler, Gründer und Chef von Metzler Ratings. Man müsse nicht mehr mühsam Dutzende von Ratings vergleichen. Der Blick auf das Meta-Rating liefere eine komplette Markteinschätzung.
Wie die Methodik funktioniert
Metzler ermittelte für sein Rating nach eigenen Angaben alle in Deutschland aktiven Krankenversicherer, deren Vollkosten-Tarife (Angestellte und Selbstständige sowie Beamte) und Zusatz-Tarife (Zahnbehandlungen, Krankenhausbehandlungen und Pflegetagegeld) von den drei in Deutschland führenden Produktrating-Agenturen bewertet wurden und zudem mindestens ein Finanzstärke- und ein Service-Rating aufwiesen. Diese Vorgaben erfüllten in diesem Jahr 25 Krankenversicherer, so die Studienmacher.
In Sachen Finanzstärke griff Metzler Ratings auf Bewertungen von S&P, Fitch sowie des eigenen Hauses zurück. In die Bewertung flossen dabei unter anderem Finanzkennzahlen der aktuellsten Jahresabschlüsse zu Eigenkapital, freier Rückstellung für Beitragsrückerstattungen, Stillen Lasten und/oder Reserven sowie zur Nettorendite der Kapitalanlagen ein.
Bei den Produktratings wurde auf Ratings von Franke & Bornberg, Morgen & Morgen sowie Ascore zurückgegriffen, da diese eine breite Abdeckung an Ratings über alle Bereiche der Krankenversicherung (Vollkosten- und Zusatz-Policen) sicherstellen würden. In Sachen Service und Fairness nutzte man die Bewertungen des Marktforschungsunternehmens Servicevalue.
Zur Methodik der Aggregierung verschiedener Ratings gibt Metzler an, mehrere Noten, Punkte oder Ratings, die für ein Produkt oder eine Dienstleistung abgegeben wurden, zu einem einzigen Wert zusammenzufassen. Eine gängige, wenn auch nicht alleinige Methode, sei dabei die Ermittlung des arithmetischen Mittelwerts aus allen Ratings. Anschließend wurden jeweils die Teilergebnisse zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. Eine unterschiedliche Gewichtung der drei Bereiche sei bewusst nicht erfolgt.
Allianz dominiert im Gesamtranking
Insgesamt überzeugt im PKV-Meta-Rating die Allianz mit zwei zweiten Plätzen und einem geteilten ersten Platz am meisten. Sie schneidet mit einer Gesamtnote von 1,44 als einziger PKV-Versicherer „Sehr Gut“ ab. Dabei schafft es die Allianz als einziger Anbieter mehrfach in die Top-Drei. Bei Finanzstärke (1,83) und Produktqualität (1,16) kommt sie jeweils auf den zweiten Platz. Bei Service und Fairness (1,33) erringt sie punktgleich sogar Platz 1. Mit DKV, Huk-Coburg, LVM, Signal Iduna und Süddeutsche erzielen weitere fünf Anbieter das gleiche Ergebnis.
Die Barmenia (1,04) schneidet hingegen bei der Produktqualität am besten ab. Insgesamt liegt der Notendurchschnitt der 25 Versicherer in der Untersuchung bei starken 1,71 für diesen Teilbereich. Die Inter (1,50) lässt wiederum bei der Finanzstärke alle anderen Versicherer hinter sich. Hier liegt der Branchendurchschnitt lediglich aber bei 3,40.

Hallo, Herr Kaiser!
Die Gesamtnote „gut“ sicheren sich zehn Gesellschaften. Diese Unternehmen bleiben zugleich allesamt über der Durchschnittsbewertung (2,54). Dies sind:
- Inter (1,68)
- Signal Iduna (1,78)
- Münchener Verein (1,80)
- DKV Deutsche Krankenversicherung (1,99)
- Barmenia (2,01)
- R+V (2,06)
- Arag (2,12)
- Universa (2,23)
- Hansemerkur (2,23)
- LVM (2,44)
Weitere zwölf Gesellschaften kamen über die Gesamtnote „befriedigend“ nicht hinaus. Für die Generali und die Landeskrankenhilfe stand lediglich ein „ausreichend“ zu Buche.

Eine kritische Würdigung der Metzler-Untersuchung
Aber wie aussagekräftig ist die Zusammenführung von Finanzstärke, Produktqualität und Service zu einer Gesamtnote wirklich? Methodisch sind die Angaben von Metzler dünn. Das Unternehmen vergleicht sein Meta-Rating mit den Konsensschätzungen von Bloomberg für Aktien. Dort werden jedoch ausschließlich quantitative Prognosen gemittelt. Im PKV-Bereich ist die Situation komplexer: Ein Tarif kann trotz schwächerer Finanzkennzahlen für bestimmte Kundengruppen die bessere Wahl sein.
Die simple Durchschnittsbildung der verschiedenen Bewertungen wirft allemal Fragen auf: Kann man qualitative Produktbewertungen einfach mit quantitativen Finanzkennzahlen verrechnen? Ist ein schlechtes Finanzrating durch guten Service aufzuwiegen? Diese Fragen müssen Vermittler und Kunden beantworten, die das Rating nutzen wollen.
Dabei birgt die Zusammenfassung verschiedener Perspektiven zu einer Note die Gefahr der Übervereinfachung. Für eine fundierte Beratung dürften Vermittler die einzelnen Komponenten – Finanzstärke, Produktqualität und Service weiterhin besser getrennt analysieren und entsprechend der individuellen Kundenbedürfnisse selbst gewichten.
Unterschiedliche Methoden und Geschäftsmodelle werfen viele Fragen auf
Zudem wäre mehr Transparenz wünschenswert: So bleibt unklar, welchen Einfluss unterschiedliche Rating-Skalen auf das Endergebnis haben? Ein Makel ist zweifellos auch, dass die einbezogenen Ratingagenturen höchst unterschiedliche Bewertungsansätze verwenden. Darüber hinaus weisen zum Beispiel Morgen & Morgen und Franke & Bornberg eine stark abweichende Anzahl von Tarifen beziehungsweise Tarifkombinationen für ihre jeweiligen Ratings aus.
Ein weiterer kritischer Punkt sind die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Ratingagenturen. Während einige ihre Einnahmen hauptsächlich durch den Verkauf von Ratings an Versicherer generieren, finanzieren sich andere über den Vertrieb von Analysedaten an Makler und Vertriebe. Diese unterschiedlichen Abhängigkeiten können die Bewertungsergebnisse erfahrungsgemäß beeinflussen.
Das beste Beispiel dürfte Servicevalue sein. Das Kölner Marktforschungsunternehmen erntete in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik, insbesondere weil die Untersuchungsmethoden stets eine Vielzahl von Siegern für die eigene Siegel-Vermarktung hervorbrachten.