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Folgen der Zinswende
Lebensversicherungen: „Die Hoffnung vieler deutscher Manager ist trügerisch“
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Von in VersicherungenLesedauer: 8 Minuten
Zentrale des Mailänder Versicherers Eurovita
Zentrale des Mailänder Versicherers Eurovita: Die Zinswende hat hat dafür gesorgt, dass der erste Lebensversicherer in Europa pleite ist. Die Folgen für die Branche erklärt Rating-Spezialist Marco Metzler. | Foto: Imago Images / Italy Photo Press
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Die Zinswende fordert auch in Europa erste Opfer. Doch anders als in den USA traf es keine Banken, sondern einen Lebensversicherer: In Italien brach Eurovita unter den aufgelaufenen Stillen Lasten zusammen. Eine Warnung, was auch deutschen Lebensversicherern passieren kann. Summieren sich ihre Stillen Lasten inzwischen doch bereits auf 110 Milliarden Euro – Tendenz weiter steigend. 

Der Versicherer Eurovita geriet in Schwierigkeiten, weil die EZB die Zinsen zu schnell und zu stark erhöhte. Denn das führte dazu, dass sich der Wert der von ihm gehaltenen Staatsanleihen stark verringerte. Viele Eurovita-Kunden veranlasste das wiederum, ihre Versicherungspolicen vorzeitig zu kündigen, um das Geld in höher rentierliche Produkte zu investieren. 

Versicherer unter Kontrolle eines Sonderverwalters 

Dr. Marco Metzler, Geschäftsführer
Marco Metzler © Metzler Ratings

Eurovita – ein kleiner Lebensversicherer mit gerade mal 350.000 Versicherungsnehmern und Policen im Wert von 15,3 Milliarden Euro – hatte in Niedrigzinszeiten stark in Staatsanleihen investiert, darunter viele deutsche und französische. Diese verloren durch die Erhöhungen des Zinsniveaus rasch und deutlich an Wert. Als viele Kunden daraufhin ihre Gelder aus Policen abzogen, stellte die italienische Versicherungsaufsicht Ivass Anfang 2023 den Konzern unter die Kontrolle eines Sonderverwalters. In der Folge wurde auch der vorzeitige Abzug von Geldern aus den Lebensversicherungspolicen komplett unterbunden. 

Zudem forderte die italienische Versicherungsaufsichtsbehörde Ivass den Eurovita-Eigentümer Cinven, ein britischer Private-Equity-Fonds, auf, das Eigenkapital um 250 Millionen Euro aufzustocken, da es unter die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestwerte für die Solvabilität zu fallen drohte. Doch Cinven schoss lediglich 100 Millionen Euro zu – und fand auch keinen Käufer für das angeschlagene Unternehmen. 

Die finanzielle Schieflage des Lebensversicherers hat in Italien zu heftigen Diskussionen zwischen Behörden und Finanzunternehmen über einen Rettungsplan geführt. Denn Italien verfügt über keine gesetzlich verankerte Auffanggesellschaft – anders als Deutschland mit Protektor. Hierzulande wurde diese Gesellschaft nach der Pleite der Mannheimer Leben im Jahr 2003 eingerichtet. Doch zurück: Ein Vorschlag, der in Italien aktuell als Lösung diskutiert wird, sieht die Aufteilung der Vermögenswerte von Eurovita unter führenden Versicherern, darunter Generali, Unipol SAI, Intesa Sanpaolo, Allianz und Poste Italiane, vor. 

Stille Lasten in Bilanzen der Lebensversicherer  

Das Beispiel Eurovita führt die Brisanz der Stillen Lasten in der europäischen Lebensversicherungsbranche besonders deutlich vor Augen – insbesondere in Italien und Deutschland. In diesen beiden Ländern sind die Stillen Lasten der Lebensversicherer europaweit am höchsten. Wir hatten deshalb bereits im April dieses Jahres eine Kurzstudie zu dem brisanten Thema veröffentlicht: „Deutsche Lebensversicherer: Die wundersame Wandlung – wie aus Stillen Reserven plötzlich Stille Lasten wurden“. 

Wesentliche Erkenntnisse aus dieser Studie: Noch Ende 2021 bestanden in Deutschland branchenweit Stille Reserven von 155 Milliarden Euro. Doch bedingt durch die Zinswende der Zentralbanken weltweit sank der Kurswert niedrig verzinster Anleihen, die während der vergangenen zehn Jahre erworben wurden, massiv. Aus Stillen Reserven wurden laut Studie unterm Strich Stille Lasten von rund 110 Milliarden Euro. Im Schnitt entspricht dies rund einem Zehntel des Bestands an Kapitalanlagen, die Versicherer für ihre Kunden halten. Und die bisher vorliegenden Jahresabschlüsse für 2022 bestätigen unser Studienergebnis. 

 

Einige Versicherer wie die WWK und die Basler haben weniger als 5 Prozent Stille Lasten in den Büchern. Andere Versicherer wie die Alte Leipziger, Gothaer und Cosmos hingegen weisen in ihren Jahresabschlüssen für 2022 Stille Lasten von mehr als 15 Prozent bis hin zu 20 Prozent aus. 

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