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Wohngebäudeversicherungen
Elementarschäden: Was die Pflichtversicherung für alle Hausbesitzer kosten würde
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Von in Politik & GesellschaftLesedauer: 6 Minuten
Hochwasser am 31.12.2023 in Verden an der Aller
Hochwasser am 31. Dezember in Verden an der Aller: Das Hochwasser zum Jahreswechsel im Nordwesten Deutschlands ist für die meisten Betroffenen glimpflich ausgegangen. Viele Schäden wären nicht versichert gewesen. | Foto: Imago Images / Future Image
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Eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden wäre laut Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) für die Assekuranz praktisch umsetzbar: „An der Kalkulation wird es nicht scheitern“, lautete daher der Titel eines aktuellen Vortrags der Kölner Beratungsgesellschaft. Die Aktuare haben berechnet, was eine deutschlandweite Einheitsprämie ohne Selbstbehalt kosten würde.

Über die Ergebnisse zeigte sich MSK-Beraterin Carina Götzen positiv überrascht. Lediglich etwa 190 Euro zusätzlich seien notwendig, um Schäden durch Überschwemmungen abzusichern. Sie machen laut MSK mehr als 90 Prozent aller Elementarschäden aus. Mit weiteren 50 Euro wären auch die Risiken Vulkanausbruch und Schneedruck sowie Erdbeben, -senkung und -rutsch abgedeckt. 

Politische Debatte um Versicherungspflicht  

Marion Beiderhase, Carina Götzen, Leitende Beraterin bei der Meyerthole Siems Kohlruss Gesellschaft für aktuarielle Beratung mbH (v.l.)
Carina Götzen © MSK

„Ich hätte höhere Zahlen erwartet“, sagt Götzen. MSK will jedoch keine politische Position in der aktuell neu aufgekommenen Debatte um eine bundesweite Elementar-Versicherungspflicht beziehen. In Deutschland ist nur etwa die Hälfte der Wohngebäude umfassend abgesichert. Relativ wenige Gebäude sind im zuletzt am schlimmsten betroffenen Niedersachsen gegen weitere Naturgefahren versichert.

Am stärksten verbreitet ist der Vertragsbaustein Elementarschutz laut dem Versicherer-Verband GDV im Südwesten (siehe Grafik), wo bis 1994 eine entsprechende Versicherungspflicht bestand. Auch weil das Bundesland jetzt Millionen an Fluthilfen für unversicherte Hausbesitzer im Norden zahlt, dringt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf eine bundesweite Versicherungspflicht

Justizminister gegen Pflichtversicherung   

Doch auch sein niedersächsicher Amtskollege Stephan Weil (SPD) forderte zu Monatsbeginn „möglichst schnell klare Entscheidungen“. Denn der Bundesrat hatte die Bundesregierung bereits im Juni aufgefordert, „kurzfristig einen konkreten bundesgesetzlichen Regelungsvorschlag“ zu erarbeiten.

Doch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) lehnt eine Pflichtversicherung gegen Überschwemmungen und andere Schäden durch Naturereignisse weiterhin ab. Denn das würde das Wohnen verteuern und die Staatskasse letztlich nicht entlasten. „Daher hat die Bundesregierung empfohlen, von dem Instrument eher Abstand zu nehmen“, zitiert ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung

Versicherer fordern mehr Prävention 

Jörg Asmussen © GDV
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Ähnlich argumentiert auch die Versicherungswirtschaft: Eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden allein löse kein einziges Problem. „Ein großer Teil der Schäden entsteht, weil die Anpassung an den Klimawandel immer noch nicht ernst genommen wird“, begründet GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Nur Prävention verhindert Schäden oder mindert deren Höhe.“

GDV-Präsident Norbert Rollinger warnte Ende Dezember sogar davor, dass Wohngebäudeversicherungen ohne entsprechende Anpassungen langfristig unbezahlbar werden dürften. Ein GDV-Konzept umfasse deshalb neben privatem Versicherungsschutz für Hauseigentümer und einer staatliche Vorsorge für den Fall eines katastrophalen Großereignisses auch verbindliche Schritte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. 

Schäden durch extreme Naturereignisse  

Andreas Meyerthole, Geschäftsführer bei Meyerthole Siems Kohlruss (MSK)
Andreas Meyerthole © MSK

„Unser Ziel ist es, Informationen bereitzustellen und Transparenz zu schaffen“, erklärt Geschäftsführer Andreas Meyerthole. „Was kosten die Alternativen, wenn entweder die Gemeinschaft der Steuerzahler, nur alle Hausbesitzer oder jeder individuell für die Schäden durch extreme Naturereignisse aufkommen muss?“ Welche konkrete Höhe bezahlbar und fair sei, will der promovierte Mathematiker nicht bewerten.

Auf die deutschlandweite Überschwemmungs-Einheitsprämie von etwa 190 Euro kommt MSK durch eine Mischkalkulation: Für Häuser in der niedrigsten Hochwassergefährdungsklasse 1 zahlen Endverbraucher eine Jahresprämie ohne Selbstbehalt ab 80 Euro. Die 17,9 Millionen Gebäude machen 92,4 Prozent des Bestands aus und sind etwa zur Hälfte gegen Überschwemmungsgefahren versichert. 

 

Zum Vergleich: Die etwa 100.000 Gebäude in der höchsten Hochwassergefährdungsklasse 4 kommen auf einen Anteil von 0,4 Prozent. Weil es in diesen Lagen statistisch gesehen einmal in zehn Jahren ein Hochwasser gibt, sind die Häuser dort oft nur mit einem Ausschluss von Überschwemmungen versicherbar. Nur etwa jedes zehnte Haus ist hier gegen Überschwemmung versichert, wofür etwa 3.000 Euro fällig werden.

Selbstbehalt senkt Versicherungsprämie 

Die enorme Prämienhöhe kann durch einen Selbstbehalt von beispielsweise 100.000 Euro zwar um 42 Prozent gesenkt werden. Dennoch betragen die Beiträge in den besonders gefährdeten Wohnlagen auch bei doppelt so hohem Selbstbehalt noch etwa 1.200 Euro. Allerdings geben die Studienautoren zu bedenken, dass sie mit einer Versicherungssumme von 750.000 Euro gerechnet haben und bevorzugte Lagen oft von Beziehern hoher Einkommen bewohnt werden. 

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