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M&G-Fondsmanagerin im Interview „China passt seine Kreditmärkte an“

M&G-Fondsmanagerin Claudia Calich
Claudia Calich: „Eine ausländische Beteiligung an den Renminbi-Kreditmärkten ist nahezu nicht vorhanden.“ | Foto: M&G

DAS INVESTMENT: Seit April vergangenen Jahres sind erstmals chinesische Festland-Anleihen im wichtigen Rentenindex Bloomberg Barclays Global Aggregate Index enthalten. Hat das die Spielregeln für Sie als Rentenmanagerin mit Schwellenländer-Fokus verändert?

Claudia Calich: Nicht vergessen darf man, dass auch J.P. Morgan im März dieses Jahres beschloss, chinesische Onshore-Anleihen in den wichtigen GBI EM Global Index aufzunehmen. Die Integration erfolgt nun schrittweise, indem das Gewicht des Index über zehn Monate um jeweils ein Prozent erhöht wird – letztlich also 10 Prozent betragen wird. Wir haben seit einiger Zeit die Möglichkeit, in diese Anleihen zu investieren. Allerdings hat die Tatsache, dass diese im Index enthalten sind oder nicht, nur begrenzte Auswirkungen auf unsere Entscheidung, zu investieren oder nicht. Im Blick behalten werden wir zudem, wie sich die Indexgewichte kleinerer Länder wie Malaysia und Thailand und daraus resultierende Kapitalströme ergeben werden.

Kein sogenannter „Free Lunch“ also für Anleihe-Investoren mit Marktzugang?

Calich: Da wäre ich vorsichtig. Investitionen in chinesische Staatsanleihen sind nicht ohne Risiken. 70 Prozent aller chinesischen Onshore-Anleihen liegen bei den dort ansässigen Banken, die diese häufig bis zur Endfälligkeit halten. Dieser Anleihemarkt ist daher weniger liquide als andere, reifere Märkte und reagiert tendenziell weniger effizient auf Änderungen der makroökonomischen, monetären und finanziellen Rahmenbedingungen.

Hinzu kommt, dass es für mich als Portfoliomanagerin schwierig ist, entsprechende Positionen über Derivate abzusichern und dass für uns internationale Anleger die regulatorischen und steuerlichen Unsicherheiten in China ein weiteres Hindernis darstellen. Und nicht vergessen darf man, dass China mit einer Schuldenquote von mehr als 300 Prozent eines der am stärksten verschuldeten Länder der Welt ist. Der Schuldenabbau wird auf lange Sicht eine bedeutende Herausforderung für das Land bleiben.

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Der chinesische Offshore-Anleihemarkt ist als Vorreiter bereits seit 2002 für Investoren zugänglich. Wo unterscheiden sich die beiden Segmente?

Calich: Chinas Onshore- und Offshore-Markt weisen sehr unterschiedliche Risikomerkmale auf. Auf dem Onshore-Markt sind Anleger dem chinesischen Renminbi ausgesetzt, wobei potenzielle Gewinne und Verluste aus Devisen und das Zinsrisiko mit der lokalen Zinskurve verbunden sind. Auch wenn die Regierung die chinesische Währung weiter als internationale Leitwährung positionierte und öffnete, bestehen weiterhin Beschränkungen für die vollständige Konvertierbarkeit des Renminbis, und die Wiedereinführung von Beschränkungen bleibt möglich.

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