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M&G-Star-Manager Richard Woolnough im Gespräch „Was 2017 Mexiko war, könnte irgendwann die Türkei sein“

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Was ist mit Anleihen aus Schwellenländern? Dort sind Sie ebenfalls kaum positioniert.

Woolnough: Auch das ist eine Frage der relativen Attraktivität. Solange wir in den Industrieländern Titel mit einem ähnlichen Chance-Risiko-Verhältnis finden, ziehen wir diese vor – allein schon deshalb, weil dort der rechtliche Investmentrahmen höheren Standards genügt.

Eine Ausnahme sind mexikanische Anleihen, die Sie sogar ganz gegen Ihre sonstige Gewohnheit in Landeswährung halten …

Woolnough: Diese Position haben wir am Tag der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump gekauft. Die Ängste, die Trumps Drohungen Richtung Mexiko im Vorfeld an den Märkten ausgelöst hatten, waren zweifellos übertrieben und zu dem Preis, der damals aufgerufen wurde, konnten wir nicht Nein sagen.

Welche Rolle spielt der seit Januar stark gestiegene Ölpreis in Ihren Überlegungen? Ist das nicht Gift für die Konjunktur und damit auch für Unternehmensanleihen?

Woolnough: Im Prinzip ja – wobei ich den aktuellen Ölpreis nicht als zu hoch ansehe. Er ist nach einer Schwächephase wieder in seine normale Bandbreite zurückgekehrt. Von daher mache ich mir keine Sorgen.

Sie sind seit mehr als 30 Jahren an den Rentenmärkten aktiv, haben aber noch keinen einzigen wirklich nachhaltigen Bärenmarkt erlebt. Glauben Sie, dass bis zum Ende Ihrer Karriere noch einer kommt?

Woolnough: Keinen Bärenmarkt? Das habe ich anders in Erinnerung. Denken Sie nur an 1987, an 1994, die Finanzkrise 2008 …

Das waren Unterbrechungen eines seit Anfang der 80er Jahre anhaltenden Trends, in dessen Verlauf die Zinsen immer nur gesunken sind. Ein nachhaltiger, mit dauerhaften Kursverlusten verbundener Trendwechsel steht noch aus.

Woolnough: Es mag sein, dass ich diesen Trendwechsel in meiner aktiven Zeit noch erlebe. Doch er wird nicht so heftig ausfallen, wie ihn sich manche vielleicht vorstellen. Vor der Finanzkrise war ein Zinsniveau von 6 Prozent in den Industrieländern durchaus normal, künftig werden es vielleicht 3 oder 4 Prozent sein. Alles, was darüber hinausgeht, eröffnet flexiblen und langfristigen Investoren wie uns neue Chancen. Ganz zu schweigen von Sondersituationen. Was zum Beispiel Anfang 2017 Mexiko war, könnte irgendwann die Türkei sein, wo die zu erzielenden Renditen bereits jetzt zweistellig sind.

Sie können sich vorstellen, in größerem Stil türkische Anleihen zu kaufen?

Woolnough: Momentan nicht, und wenn, dann natürlich nur als Beimischung. Doch falls eines Tages der Preis stimmt, ist es eine Option unter vielen.

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