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M&Gs Jim Leaviss orakelt: „Es könnte wieder passieren“

Jim Leaviss, Rentenfondsmanager bei M&G
Jim Leaviss, Rentenfondsmanager bei M&G
DAS INVESTMENT.com: In Deutschland halten viele Experten Aktien für das wichtigste Investment. Was spricht Ihrer Meinung nach trotzdem für Anleihen?

Jim Leaviss: In den vergangenen 30 Jahren haben Anleihen in einem großen Zinssenkungs-Trend Aktien hinter sich gelassen. Doch nun haben wir seit der Lehman-Pleite Zinsniveaus, bei denen nach Abzug der Inflation ein Verlust bleibt. Das lässt Staatsanleihen natürlich schlecht aussehen. Aber die Zinsen werden so schnell auch nicht steigen, angesichts der enormen Schuldenlasten der Staaten und der hohen Arbeitslosigkeit. Selbst Deutschland hat meiner Meinung nach, gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu hohe Schulden.

DAS INVESTMENT.com: … was wir sehr gern unterschreiben.

Leaviss: Deutschland hat ein Rentenproblem und ein Schuldenproblem und gilt trotzdem als der beste Platz zum Investieren. Generell brauchen die Staaten Inflation, um ihre Schulden abzutragen. Und die Zentralbanken müssen sich gerade mehr darum kümmern, Leute in Lohn und Brot zu bringen.

DAS INVESTMENT.com: Kampf gegen Arbeitslosigkeit und nicht mehr gegen Inflation?

Leaviss: Ja, das Niedrigzinsniveau ist auch dazu geschaffen worden, dass Anleger ihr Geld in Risikoanlagen stecken,  in die Wirtschaft. Das ist ein wichtiger Schwenk in der Geldpolitik. Erwarten Sie aber trotzdem nicht gleich einen Ausverkauf von Staatsanleihen. Aber es gibt derzeit wirklich Besseres.

DAS INVESTMENT.com: Aktien?

Leaviss: Es glauben wirklich viele, dass Aktien vor Inflation schützen.

DAS INVESTMENT.com: Wir können uns das auch gut vorstellen.

Leaviss: Ja, die Gewinne steigen mit der Inflation, und das Geld hebt die Kurse, und so weiter. Doch in Wirklichkeit sehen die Bewertungszahlen im Vergleich zu Anleihen plötzlich mies aus. Denn dort steigen die Renditen und damit der Bewertungsmaßstab. Beispielsweise waren Aktien in den 70er Jahren eine der schlechtesten Anlageklassen.

DAS INVESTMENT.com: Wie wollen die Regierungen Inflation erzeugen? Die lahme Konjunktur spricht nicht wirklich dafür.

Leaviss: Es hat auch in den 70ern bei schwacher Wirtschaft funktioniert. Damals war es der Ölpreis. Heute könnte es Lohndruck geben.

DAS INVESTMENT.com: Wo soll der herkommen?

Leaviss: Aus Deutschland. Dort gehen die Arbeitslosenzahlen bei gleichen Einkommen seit Jahren zurück. 2013 wird es einige heftige Forderungen nach höheren Löhnen geben. Und die werden zum Teil erfolgreich sein. Damit könnte Deutschland ein Auslöser für Inflation werden.
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