Michael Hasenstab & Co. Anleger müssen sich auf größere Risiken einstellen
Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über das globale Wachstum und die Handelslage wurden die Märkte weltweit im dritten Quartal 2019 immer wieder von erhöhter Volatilität heimgesucht. Die Zentralbanken nahmen dies zur Kenntnis: die US-Notenbank senkte erstmalig seit mehr als zehn Jahren ihre Zinsen. Die Europäische Zentralbank tat es ihr gleich und führte darüber hinaus neuerliche Maßnahmen zur quantitativen Lockerung ein. Leitende Anlageexperten von Franklin Templeton Investments rechnen zwar kurzfristig nicht mit einer Rezession, setzen jedoch auf einen vorsichtigen und flexiblen Ansatz.
Global Macro

Michael Hasenstab, Templeton Global Macro: Noch vor zehn Jahren wäre die Vorstellung, dass Zentralbanken ihre Zinsen senken, während die Löhne steigen, die Arbeitslosigkeit auf einem Rekordtief liegt und das Wirtschaftswachstum ordentlich ausfällt, als reichlich unkonventionell betrachtet worden. Wir wissen schlichtweg nicht, zu welchen Ergebnissen dieses geldpolitische Experiment führen wird.
Sobald sich der früher oder später zu erwartende wirtschaftliche Abschwung einstellt, fragen wir uns, welche politischen Instrumente übrigbleiben, um das Wachstum wieder anzukurbeln. Regierungen haben ihre Ausgaben schon erhöht, und die Zentralbanken haben ihre Zinsen bereits als vorbeugende Maßnahme gesenkt, um auf einen potenziellen Schock zu reagieren, der sich schließlich gar nicht eingestellt hat. Somit dürften den politischen Entscheidungsträgern die Instrumente ausgehen.
Wir müssen darüber nachdenken, ob außergewöhnlich niedrige Zinssätze Anleger auf der Suche nach besseren Renditen künstlich in risikoreichere Anlagen mit höheren Bewertungen und eventuell geringerer Liquidität treiben. Es ist zweifellos ratsam, ein vorsichtig positioniertes Portfolio aufzubauen, denn bei einem Blick in die Zukunft wirkt es – zumindest kurzfristig – eher unwahrscheinlich, dass wir auf eine Phase geopolitischer Stabilität zusteuern. Daher ist es für Anleger wichtig, flexibel zu bleiben. Und das wiederum bedeutet, sich aktiv auf größere künftige Risiken einzustellen.
Multi-Asset-Lösungen
Edward D. Perks, Franklin Templeton Multi-Asset Solutions: Unsicherheit in der Handelspolitik ist derzeit das beherrschende Thema. Dabei geht es nicht nur um die Auswirkungen auf die Realwirtschaft – wichtiger sind womöglich die Fragen, wie sich die Situation entspannen lässt oder wie viel stärker die Lage eskalieren könnte. Die Unsicherheit im Handel hat den Ausblick für Aktien ein wenig gedeckelt.
Ein potenzieller Schock beziehungsweise eine Variable, die meiner Meinung nach erhebliche Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben könnte, wäre eine Verschlechterung des Konsumklimas. Der Verbrauchersektor hat der US- ebenso wie der Weltwirtschaft bislang als Bastion der Stärke gedient. Wir beobachten nach wie vor Beschäftigungs- und Lohnwachstum. Aber könnte die handelsbezogene Unsicherheit die Stimmung unter Verbrauchern und Unternehmen so stark eintrüben, dass sich hierdurch große Risse auftun?
Als Multi-Asset-Anleger müssen wir uns bei Betrachtung der negativen Renditen auf Staatsanleihen weltweit sowie der äußerst niedrigen absoluten Renditen im breiten Spektrum an Rentenwertsektoren in den USA fragen, wo in diesen schwierigen Zeiten Alternativen zu finden sind.