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Michael Kollenda von Salutaris „Ich hätte Markus Braun keinen Gebrauchtwagen abgekauft“

Michael Kollenda von Salutaris: "Nur ein konsequentes, antizyklisches Handeln bringt Ergebnisse. Man darf nicht oberflächlich bleiben, sondern muss sich so tief wie möglich in ein Unternehmen hineinarbeiten."
Michael Kollenda von Salutaris: "Nur ein konsequentes, antizyklisches Handeln bringt Ergebnisse. Man darf nicht oberflächlich bleiben, sondern muss sich so tief wie möglich in ein Unternehmen hineinarbeiten." | Foto: DAS INVESTMENT

DAS INVESTMENT: Herr Kollenda, bevor wir gleich über Ihren Salutaris Multiwert Superfund sprechen, möchte ich eine Frage voranstellen: Sie managen den Fonds gemeinsam mit Ihrer Ehefrau Barbara – was ist das Schönste daran?

Michael Kollenda: Das tägliche Streiten.

Wenn das zu den schönen Dingen gehört, was ist dann die größte Herausforderung?

Kollenda: Wenn der andere Recht hat.

Wie oft kommt das vor?

Kollenda: Häufiger als mir lieb ist. Aber Spaß beiseite: Meine Frau und ich haben eine klare Aufgabenteilung beim Management des Fonds - ich bin der Außenminister, meine Frau gewissermaßen die Innenministerin. Ich reise durch die Weltgeschichte und unterhalte mich mit den handelnden Personen. Mal auf Konferenzen, mal vertraulich in kleinen Runden. Sie schaut sich alle öffentlich einsehbaren Informationen an, etwa Unternehmenspräsentationen. Meine Frau ist zudem die geborene Händlerin, deshalb macht sie alle Orders. Am Ende entscheiden wir gemeinsam, ob wir ein Unternehmen vielversprechend finden oder nicht.

Wie sieht so eine Portfolio-Umschichtung bei Ihnen aus? Passiert das schon morgens beim Kaffee am Frühstückstisch oder erst im Büro?

Kollenda: So etwas entscheiden wir erst im Büro. Wobei wir uns dort nicht besonders oft sehen. Unser Alltag ist im Moment weitgehend zweigeteilt: Meine Frau liest morgens zwei Zeitungen, geht dann zu Fuß ins Büro. Ich bleibe vormittags zuhause. Das reduziert nicht nur die Zeit, in der wir uns physisch streiten können, es hat auch ganz pragmatische Vorteile. So bleiben wir selbst bei einem Stromausfall immer handlungsfähig.

Wie entscheiden Sie, ob es ein Unternehmen in Ihren Fonds schafft?

Kollenda: Egal ob ich auf einer Kapitalmarktkonferenz auf ein neues Unternehmen aufmerksam werde oder meine Frau es bei der Zeitungs-Recherche entdeckt: Jedes Unternehmen wird anhand von 80 Einzelpunkten bewertet. Die Hälfte sind Hard Facts, die anderen weiche Faktoren.

Wohl kein Unternehmen wird alle 80 Kategorien bestehen, oder?

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Kollenda: Wir finden immer etwas, das nicht passt. Die Frage ist nur: Tolerieren wir das oder nicht?

 

Was meinen Sie mit weichen Faktoren?

Kollenda: Unserer Meinung nach ist es am wichtigsten, vor einem Investment in ein Unternehmen die handelnden Personen als Menschen kennenzulernen. Denn wir reden zwar von börsennotierten Unternehmen, aber eben auch von Mittelstand. Die Person, die in der vordersten Reihe steht, prägt ganz entscheidend, was in einem Unternehmen passiert und wie es sich entwickelt.  

Manager müssen Sie auch menschlich überzeugen. Stellen Sie sich vor, Sie finden ein Top-Unternehmen, das Marktführer in seiner Nische ist. Geleitet wird es jedoch von einem Chef im Stile eines Elon Musk. Wäre das Unternehmen für Sie damit uninvestierbar?

Kollenda: Ich würde den Manager zunächst kennenlernen wollen. Und wenn ich feststelle, er ist auf dem gleichen Ego-Trip unterwegs wie Herr Musk, dann ist die Sache für mich erledigt. Mich interessiert dann auch nicht, was der Markt denkt.

Vertrauen ist alles?

Kollenda: Ich habe vor Jahren Markus Braun getroffen, damals CEO von Wirecard. Das Unternehmen wurde zu diesem Zeitpunkt in Deutschland abgefeiert. Nach einem persönlichen Gespräch war mir klar: Da steigen wir auf keinen Fall ein. Denn mein Hauptkriterium wurde nicht erfüllt: Ich hätte Markus Braun keinen Gebrauchtwagen abgekauft. So simpel ist das. Am Ende zählt die Vertrauenswürdigkeit von Menschen. Ich habe genug negative Beispiele erlebt, die mich Millionen gekostet haben.

Auf der nächsten Seite: Warum „Skin in the Game“ bei Unternehmern entscheidend und was Kollendas wichtigstes Asset als Fondsmanager ist