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Aktualisiert am 03.07.2020 - 12:33 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Michael Schmidt über Nachhaltigkeit in der Finanzbranche „In fünf bis zehn Jahren steigt das Interesse von Privatanlegern deutlich“

Michael Schmidt, Chief Investment Officer bei Lloyd Fonds
Michael Schmidt, Chief Investment Officer bei Lloyd Fonds: „Nachhaltigkeit ist eine Philosophie.“ | Foto: Lloyd Fonds

der fonds: Nachhaltigkeit wird in der Finanzbranche immer wichtiger, die meisten investierten Euro stammen in Deutschland aber noch von institutionellen Anlegern. Warum ziehen Privatanleger noch nicht in gleichem Umfang mit?

Michael Schmidt: Viele Deutsche möchten sich nicht intensiv mit Finanzanlagen auseinandersetzen. Oft wissen die Leute auch einfach nicht, dass neben Kleidung und Lebensmitteln auch Finanzanlagen nachhaltig sein können. Es bedarf daher mehr Bildung, aber auch Aufklärung und Transparenz seitens der Anlageberater und Vermögensverwalter. Letztlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Privatanleger vermehrt an nachhaltigen Strategien orientieren.

Wie lange dauert das noch?

Schmidt: In fünf bis zehn Jahren sind nachhaltige Vermögensanlagen  wahrscheinlich eine Normalität.

Sie waren in einem Gremium der EU-Kommission tätig. Was genau war Ihre Aufgabe?

Schmidt: Die Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion der EU-Kommission, kurz DG FISMA, ist für Finanzmarktpolitik zuständig und hat die auf Stabilisierung zielenden Regulierungen der vergangenen Jahre erarbeitet, unter anderem auch MiFID II. Um die Finanzindustrie auch auf die EU-Nachhaltigkeitsziele auszurichten, wurde Ende 2016 die sogenannteHigh Level Expert Group on Sustainable Finance‘ eingesetzt, der ich als einziger Vertreter aus Deutschland angehörte. Auf Basis des Schlussberichts hat die EU-Kommission 2018 einen Aktionsplan mit zehn Maßnahmen verabschiedet, von denen vier  bereits im Umsetzungsprozess sind.

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Nachhaltigkeitsfonds sind oft Aktienfonds. Warum ist das so?

Schmidt: Das liegt auf der Hand. Die Analyseverfahren sind im Aktienbereich einfach schon sehr weit gediehen und es gibt ausreichend Material für Research. Agenturen, die Nachhaltigkeits-Ratings anbieten, konzentrieren sich meist auf soziale, ökologische und Governance-Aspekte und schicken auch Fragebögen an Unternehmen. Bei Staaten, die Anleihen emittieren, ist das nicht ganz so einfach. Die Analyse ist zwar möglich, institutionelle Investoren haben aber oft Probleme mit dem eingeschränkten Investitionsspektrum nachhaltiger Anleihefonds, die vor allem mit Ausschlusskriterien arbeiten. Ein noch recht junges, aber gut geeignetes Finanzinstrument für nachhaltige Investoren im Anleihemarkt sind die sogenannten “green bonds”.

Wie integrieren Sie Aspekte der nachhaltigen Vermögensanlage in Ihre Arbeit?

Schmidt: Nachhaltigkeit ist eine Philosophie, die nicht auf einzelne Fonds beschränkt ist. Bei Lloyd Fonds werden Nachhaltigkeitsziele auf verschiedenen Ebenen umgesetzt. Einmal gilt das für das Unternehmen selbst. Wir wollen ein attraktiver Arbeitergeber sein und achten auf Umweltbewusstsein und gute Unternehmensführung. Dabei ist uns Transparenz und die Einbindung von Aktionären und anderen Stakeholdern in für das Unternehmen bedeutsame Entscheidungen besonders wichtig. In unseren drei Geschäftsfeldern LF-Linie, LF-System und LF-Vermögen wollen wir  Nachhaltigkeitskriterien generell berücksichtigen. Darüber hinaus planen wir die Auflage gezielter Impact-Fonds, die sich an ausgewählten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen orientieren.

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