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Microstrategys riskanter Weg zur Bitcoin-Supermacht
Die Grenze zwischen visionärem Unternehmergeist und waghalsiger Spekulation verschwimmt zusehends beim amerikanischen Softwarekonzern Microstrategy. Das Unternehmen, das sich unter der Führung seines Gründers Michael Saylor zu einem der größten Bitcoin-Investoren der Welt entwickelt hat, denkt über eine geradezu beispiellose Kapitalmaßnahme nach: Die Zahl der genehmigten Stammaktien könnte von 330 Millionen auf mehr als 10 Milliarden erhöht werden.
Der Plan: Mit dem potenziellen Erlös will Microstrategy seinen ohnehin schon beträchtlichen Bitcoin-Bestand von derzeit 444.000 Einheiten weiter aufstocken. Gelänge dies, könnte das Unternehmen künftig etwa 16 Prozent aller jemals verfügbaren Bitcoin kontrollieren – eine Konzentration, die selbst hartgesottene Kryptowährungsanhänger aufhorchen lässt.
Microstrategys Bitcoin-Wette zahlt sich bislang aus
Die Transformation des 1989 gegründeten Unternehmens von einem Anbieter von Business-Intelligence-Software zu einem quasi börsengehandelten Bitcoin-Fonds ist eng mit der Person Michael Saylor verbunden. Der MIT-Absolvent, der 2022 den Vorstandsvorsitz abgab und seither als Executive Chairman fungiert, hat seine ursprüngliche Geschäftstätigkeit praktisch zu einer Nebensache degradiert.
Die Hauptrolle spielt nunmehr die Spekulation auf den Bitcoin-Kurs – eine Wette, die sich im laufenden Jahr mit einem Kursanstieg von mehr als 400 Prozent ausgezahlt hat. Damit hat das Unternehmen die Wertentwicklung des Bitcoin mit 130 Prozent Year-to-Date deutlich hinter sich gelassen.
Die Aufnahme von Microstrategy in den Technologie-Index Nasdaq-100 im Dezember hat der Strategie zusätzliche Legitimität verliehen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Doch der Erfolg birgt auch Risiken: Zwei gehebelte Indexfonds auf die Microstrategy-Aktie sind mittlerweile so groß geworden, dass sie die üblichen Mechanismen des ETF-Marktes an ihre Grenzen bringen, berichtet die „Financial Times“. Zusammen kontrollieren sie Positionen im Wert von mehr als zehn Prozent der Marktkapitalisierung – ein in der ETF-Geschichte beispielloser Vorgang.
US-Regierung plant Krypto-Kehrtwende
Die geplante Kapitalmaßnahme fällt in eine Zeit, in der die Vereinigten Staaten vor einem möglicherweise entscheidenden Wendepunkt in ihrer Haltung zu Kryptowährungen stehen. Der designierte Präsident Donald Trump hat angekündigt, das Land zur „Bitcoin-Supermacht“ entwickeln zu wollen – das wäre eine Kehrtwende seiner früheren Position. Saylor, der als möglicher Berater in der künftigen Regierung gehandelt wird, könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen.
Kritische Stimmen mahnen indes zur Vorsicht. Sie verweisen darauf, dass Bitcoin keinen intrinsischen Wert besitze und die Kryptowährung trotz ihrer mittlerweile 15-jährigen Geschichte noch immer extreme Kursschwankungen aufweise.
Die außerordentliche Aktionärsversammlung, auf der über die Kapitalmaßnahmen abgestimmt werden soll, ist für Anfang 2025 geplant. Analysten sind gespannt, ob die Aktionäre dem ambitionierten Plan zustimmen werden. Dabei geht es auch um die Frage, ob sie bereit sind, eine massive Verwässerung ihrer Anteile in Kauf zu nehmen – für eine Wette auf die Zukunft des Bitcoin.