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Mischfonds-Manager „Trendwende bei Dax-Stand unter 11.800 Punkten“

Thomas Käsdorf: Der Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung aus Taunusstein ist seit inzwischen 41 Jahren in der Investmentbranche tätig. Als Fondsmanager des Plutos Multi Chance Fund (ISIN: LU0339447483) kann er – ohne sich an einer Benchmark zu orientieren – international in Aktien und Anleihen investieren und so „ohne Korsett alle Chancen nutzen“, wie er es ausdrückt.
Thomas Käsdorf: Der Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung aus Taunusstein ist seit inzwischen 41 Jahren in der Investmentbranche tätig. Als Fondsmanager des Plutos Multi Chance Fund (ISIN: LU0339447483) kann er – ohne sich an einer Benchmark zu orientieren – international in Aktien und Anleihen investieren und so „ohne Korsett alle Chancen nutzen“, wie er es ausdrückt. | Foto: Plutos Vermögensverwaltung

DAS INVESTMENT: Gibt es eine Investorenlegende, der Sie nacheifern? Oder eine Börsenweisheit, der Sie besondere Beachtung schenken?

Thomas Käsdorf: Ich bin seit inzwischen 41 Jahren an der Börse tätig. Zu den treuen Begleitern, die ebenfalls bereits seit Jahrzehnten dabei sind, gehören zum Beispiel Hans Bernecker und Jens Ehrhardt. Im Jahr 1993 stieß ich zum Investmentclub Plutos, benannt nach dem personifizierten Reichtum in der griechischen Mythologie. Später ging die Anlagestrategie des Clubs in die Investmentfonds unserer Vermögensverwaltung über. In den ersten Jahren hat mich insbesondere die Börsenkrise des Jahres 1987 sehr geprägt. Das war eine heftige Nummer. Damals habe ich begonnen, mich mit Stop-Loss-Orders auseinanderzusetzen. In der Folge wollte ich einen Fonds managen, der zwar in Aktien investiert, dabei aber hohe Marktrisiken meidet.

Wie setzen Sie dieses Konzept konkret beim Plutos Multi Chance Fund um?

Käsdorf: Ich begrenze mögliche Verluste konsequent mit Stopp-Loss-Marken. Nur im Krisenjahr 2008 habe ich mich nicht konsequent daran gehalten, was ich im Nachhinein bereue. Denn eine höhere Cash-Quote hätte mich vor Verlusten aufgrund des weltweiten Kurssturzes nach der Lehman-Insolvenz bewahrt. Außerdem kann ich bei dem flexiblen Mischfonds Plutos Multi Chance ich ohne Korsett alle Chancen nutzen und international in Aktien und Anleihen investieren. Die Rentenquote des Portfolios beträgt derzeit allerdings null Prozent. Bei der Titelwahl achte ich insbesondere auf das Kriterium Relative Stärke. Diese Kennzahl zeigt, welche Aktie sich besser als der Gesamtmarkt entwickelt.

Welche praktische Bedeutung hat diese Kennzahl beim Fondsmanagement?

Käsdorf: Der Momentum-Indikator Relative Stärke weist mich oft bereits auf Unternehmen mit Wachstumspotenzial hin, bevor ihre Fundamentaldaten diese günstige Prognose bestätigen. Beim Zusammenstellen des Portfolios kombiniere ich daher die technische mit der fundamentalen Analyse. Kern unserer Anlagestrategie sind Trends, die mittel- bis langfristig intakt sind. Aktuell sehen wir zum Beispiel große Chancen bei Aktien von Unternehmen aus der den Branchen Biotechnologie und Robotik. Daher lege ich darauf Wert, dass sich der Fonds nicht an einer Benchmark orientiert. Ich meide zum Beispiel ausdrücklich die im deutschen Leitindex Dax überrepräsentierten Aktien von Banken und Autobauern.

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Welche Aktie im Fonds ist für Sie ein echter „Substanzwert“? Und welche zeichnet sich durch besonders starkes Wachstum aus?

Käsdorf: Eine langfristige Position ist für uns beispielsweise die SAP-Aktie, die wir im Zweifel zwar über Futures hedgen, aber nur selten verkaufen. Für solche „Basiswerte“ gilt: Wir bleiben drin solange die Story stimmt. Das war bei Nestlé zum Beispiel kürzlich nicht mehr der Fall, weswegen wir diese Position abgebaut haben. Ein Wachstumswert war zumindest bis zu dem heftigen Kursrutsch Ende August der Hamburger Tec-Dax-Titel Evotec, mit einem Gewicht von knapp 4,8 Prozent der zweitgrößte Einzeltitel im Fonds. Mit knapp 6,5 Prozent die Nummer eins im Portfolio ist aber die in keinem gängigen Index vertretene Aktie von Clinuvel Pharmaceuticals aus Australien, deren Kurs sich im dritten Quartal dieses Jahres knapp verdoppelt hat.

Mit welcher Aktienquote des Mischfonds ist in einem Jahr zu rechnen? Ist sie höher oder niedriger als aktuell?

Käsdorf: Seit dem Sommer habe ich die Quote von etwa 80 auf derzeit 60 Prozent heruntergefahren. So niedrig war die Gewichtung der Aktien im Mischfonds schon lange nicht mehr. Die Cash-Quote habe ich im Gegenzug auf 40 Prozent erhöht. Damit will ich Risiko herausnehmen, denn wir sehen derzeit große Unsicherheiten. Für die Zeit bis Ende 2019 sehe ich das Risiko einer Trendwende bei den deutschen Aktienindizes Dax, M- und Tec-Dax. Am deutschen Aktienmarkt erwarte ich eine Trendwende, falls der Dax unter die Marke von 11.800 Punkten fällt. Denn dann dürften viele Investoren die Reißleine ziehen. Wichtig ist, sich dieser Risiken bewusst zu sein und einen Plan zu haben, wie man Risiken minimieren kann.

Wie haben Sie sich beim Plutos Multi Chance Fund auf ein solches Krisenszenario eingestellt?

Käsdorf: Wir sichern bereits etwa 10 Prozent des Aktienportfolios über Termingeschäfte ab. Falls sich die Fundamentaldaten heimischer Unternehmen weiter verschlechtern, dürften wir mit einem Abbau von Positionen in europäischen Aktien und zum Beispiel einem Aufbau im Rohstoffsektor reagieren. Eine noch zu wenig beachtete Gefahr lauert in der weltweit angeschwollenen Verschuldung. Diese können sich die meisten Länder nur aufgrund der extrem niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren leisten. Sollten die Zinsen hingegen auf breiter Front steigen, ist der Konflikt abzusehen. Wir haben daher jetzt einen Put auf den italienischen Aktienindex MIBtel ins Portfolio genommen. Denn im relativ hoch verschuldeten Italien entscheidet sich bald die Zukunft der Eurozone.

Und welche Rolle spielt für Ihren Fonds die ausgesprochen unkonventionelle US-Wirtschaftspolitik Donald Trumps?

Käsdorf: Positiv dürften die beschlossenen Steuersenkungen für US-Firmen wirken. Eine ähnliche Politik unter Trumps Amtsvorgänger Ronald Reagan in den Achtzigerjahren führte zu stark steigenden US-Aktienkursen. Im Hinblick auf die handelspolitischen Konflikte würde in Frage stellen, ob das für den Aktienmarkt langfristig relevant ist. Skeptisch bin ich aber hinsichtlich der internationalen Position des US-Dollars, der kurzfristig zwar noch im Vorteil. Doch die Vereinigten Staaten machen über ihre Währung Weltpolitik, was aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China und Russland zunehmend ein Dorn im Auge ist. Von einem globalen Bedeutungsverlust des Dollars dürften jedoch die Aktien der Betreiber von Gold- und Silberminen profitieren.

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