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Vermögensverwalter meint „80 Prozent der Multi-Asset-Fonds sind überflüssig“

Nebel über Paris
Nebel über Paris: Die europäische Finanzaufsicht Esma, die in der Stadt ihren Sitz hat, kam zu dem Schluss, dass viele Mischfonds-Anbieter nicht einmal versuchen, besser als ihre Benchmark abzuschneiden, so Zastrow. | Foto: Imago Images / IP3press

Bei Banken und Vermögensverwaltern ist es üblich und beliebt, die standardmäßige Asset Allocation in aktiv gemanagten Mischfonds abzubilden. Diese können zum einen als Basis für die individuellen Vermögensverwaltungs-Mandate dienen. Zum anderen können dann auch kleinere Privatanleger, die nicht ausreichend liquide Mittel für eine individuelle Betreuung mitbringen, in diese Strategie investieren und so an der Expertise des Vermögensverwalters partizipieren.

Bedauerlicherweise schneidet ein Gros dieser vermögensverwaltenden Multi-Asset-Fonds schlechter als ihre Benchmark ab. Nur 20 Prozent der angegebenen Produkte schafft regelmäßig und vergleichsweise zuverlässig eine Outperformance. Rund 80 Prozent schaffen das nicht. Diese Ergebnisse stammen aus einer Untersuchung des Indexanbieters S&P Dow Jones, die die Performance von aktiv verwalteten Investmentfonds über 15 Jahre ausgewertet hat. Andere Studien kommen zu ähnlich ernüchternden, zum Teil sogar zu noch negativeren Ergebnissen.

So kam die europäische Finanzaufsicht Esma zu dem Schluss, dass viele Anbieter nicht einmal versuchen, besser als ihre Benchmark abzuschneiden. Stattdessen bauten diese den Vergleichsmaßstab weitgehend nach und kassierten dafür noch Gebühren und Managementfees. Andere Untersuchungen ergaben, dass zwar ein größerer Teil der aktiv gemanagten Strategien vor Kosten ihre Benchmark schlugen, dass aber die hohen Gebühren diese Ouperformance überkompensierten, sodass das Ergebnis unterm Strich negativ ausfiel.

 

Die überwiegend schwachen Performance-Resultate stellen einen wesentlichen Grund für die Popularität passiv gemanagter Indexfonds dar. Sie sind spürbar kostengünstiger und schneiden in der Regel besser ab als ihre aktiv gemanagten Pendants. Das Volumen passiver Investmentstrategien ist in den vergangenen Jahren weltweit auf ein Volumen von mehreren Billionen Dollar gestiegen. Dennoch stellen auch ETF-Portfolios nicht die optimale Lösung dar.

Wie Anleger aktive Fonds finden, die besser als der Markt abschneiden

Denn die Ergebnisse der S&P-Studie bedeuten gleichzeitig, dass es rund 20 Prozent aktiv gemanagte Strategien gibt, die sich über längere Zeiträume besser entwickeln als ihre Vergleichsindizes und die entsprechenden ETFs schlagen. Aus Anlegersicht lautet daher die entscheidende Frage, wie diese 20 Prozent Outperformer zu identifizieren sind.

Kein Wunder, dass Vermögensverwalter und Banken kein Interesse daran haben, entsprechende Daten zu liefern. Sie würden sich damit ihr eigenes Geschäft kaputt machen. Zwar gibt es unterschiedliche unabhängige Ratingagenturen, die entsprechende Daten sammeln und auswerten. An der Publikation ihrer Ergebnisse haben allerdings auch diese Anbieter natürlich kein Interesse, da sie diese an interessierte Kunden verkaufen. Eine Veröffentlichung würde also das Geschäftsmodell dieser Ratingagenturen ebenfalls auf den Kopf stellen.

Anleger könnten somit auf die Idee kommen, entsprechende Berechnungen selbst vorzunehmen. Doch für den typischen Kleinanleger ist diese Mammutaufgabe kaum zu bewältigen. Schließlich gibt es in Deutschland rund 5.000 aktiv gemanagte Mischfonds, von denen circa 2.000 für den Erwerb von Privatpersonen zugelassen sind.

Diese Kennzahlen sollten Anleger bei der Fondsauswahl beachten

Gleichzeitig müssen für eine zuverlässige und aussagekräftige Selektion eine ganze Reihe von Kennzahlen und Daten erhoben werden:

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  • Das fängt bereits bei der Performance an.
  • Die Wertentwicklung beispielsweise über ein, drei, fünf, zehn Jahre und seit der Auflage des Fonds liefert zwar schon eine gute Vorauswahl. Richtig aussagekräftig wird sie aber erst dann, wenn sie mit der Performance einzelner Kalenderjahre und mit der Wertentwicklung über rollierende Zeitfenster kombiniert wird.
 
  • Auch eine Kennzahl wie der Maximum Draw Down liefert allein betrachtet noch keine wirklich aussagefähigen Ergebnisse. Denn zum maximalen Verlust in einem bestimmten Zeitfenster gehört auch die Recovery Period, also die Zeit, die es gebraucht hat, das ursprüngliche Niveau wieder zu erreichen.
  • Zu den weiteren Kennzahlen, die Anleger berücksichtigen sollten, gehören beispielsweise die Sharpe Ratio und Value at Risk.

Durch die Kombination der genannten Kennzahlen lassen sich vergleichsweise zuverlässig die 10 bis 20 Prozent der aktiv gemanagten Fonds selektieren, die es über längere Zeiträume schaffen, den Markt und entsprechende ETFs zu schlagen. Dem „normalen“ Anleger bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder kauft er die Analysen der unabhängigen Ratingagenturen auf irgendeine Weise ein oder er setzt doch auf ETFs. Das ist dann aber nur die zweitbeste Lösung.

Über den Autor: 

Oliver Zastrow
Oliver Zastrow. © Qcoon Gruppe

 

Oliver Zastrow arbeitet als Geschäftsführer bei der Qcoon Gruppe in Hamburg. Davor war er bei der Hamburger Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. und der UBS Europe tätig.

 

 

 

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