Andreas Fitzner im Interview „Wir sichern Fonds mit Staatsanleihen“
DAS INVESTMENT: Herr Fitzner, die Zinsen sind stark gestiegen. Was erwarten Sie im restlichen Jahresverlauf von den Notenbankern?
Andreas Fitzner: Die Koordinaten haben sich an den Märkten in den vergangenen Monaten wirklich stark verschoben. Vor allem die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinsen wegen des Preisauftriebs erhöht – und zwar so stark wie seit 40 Jahren nicht. Inzwischen liegen die Zinsen nach mehr als zehn Jahren lockerer Geldpolitik wieder auf einem normalen Niveau. Für die Wirtschaft ist das Zinsplus schmerzhaft. Deshalb dürften Notenbanker in nächster Zeit auch von weiteren Erhöhungen absehen. Die Konjunktur darf schließlich nicht zu sehr in Schieflage geraten.
Wie positionieren Sie sich im Fondsmanagement?
Fitzner: Bei Aktien sind wir eher vorsichtig. Wenn die Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession rutscht, weht ein rauerer Wind an den Märkten als es aktuell der Fall ist. Die Kaufkraft lässt bereits deutlich nach, das ist ein Warnzeichen. Da die Umsätze in vielen Branchen aber weiter steigen, erwarten wir keinen Aktien-Crash. Anleger sollten jedoch unbedingt vorsorgen und Portfolios wieder eher defensiv ausrichten.
Am Rentenmarkt liegt unser Investment-Schwerpunkt eigentlich auf Unternehmensanleihen mit BB- und BBB-Rating. Da die Konjunktur jedoch wegen des höheren Zinsniveaus wackelt und Anleger unbedingt einen Sicherheitspuffer brauchen, haben wir in letzter Zeit von Investments in Hochzinsanleihen abgesehen und Staats- und Unternehmensanleihen aus dem hohen Investment-Grade-Bereich den Vorzug gegeben. Falls die Konjunktur schwächer als erwartet laufen sollte, bieten diese Anleihen eine gute Diversifikation in Mischportfolios.
Top-5-Investments im Phaidros Funds Balanced (ISIN: LU0295585748) *:
- Novartis (3,0 Prozent)
- Mercadolibre (2,5 Prozent)
- Wal-Mart Stores (2,5 Prozent)
- Johnson & Johnson (2,5 Prozent)
- Nestlé (2,3 Prozent)
Aus welchen Ländern stammen die Staatsanleihen?
Fitzner: Aus den USA und Deutschland. Die Rentenpapiere dieser Länder sind am verlässlichsten und in wirtschaftlich schwachen Zeiten gefragt. Wir verzichten gerne zugunsten der Sicherheit auf das kleine Ertragsplus, das italienische oder spanische Rentenpapiere bringen würden.
Haben Sie vor der Zinswende überhaupt Staatsanleihen gehalten?
Fitzner: Nein. Wir hatten Staatsanleihen mit negativer Rendite nicht in unseren Portfolios beigemischt. In dieser Phase sind wir verstärkt auf Unternehmensanleihen ausgewichen.
Wie ist das Verhältnis von Aktien zu Anleihen in Ihren Mischfonds?
Fitzner: Im Phaidros Funds Balanced halten wir momentan rund 60 Prozent Aktien und 34 Prozent Anleihen. Im Phaidros Funds Conservative halten wir knapp 30 Prozent Aktien und 70 Prozent Anleihen.
Top-5-Investments im Phaidros Funds Conservative (LU0504448563)*:
- Deutsche Staatsanleihen (13/23) (4,1 Prozent)
- Deutsche Staatsanleihen I/L (15/26) (3,7 Prozent)
- Tschechische Staatsanleihen (14/25) (2,4 Prozent)
- US-Staatsanleihen I/L (20/30) (2,0 Prozent)
- European Investment Bank (1,9 Prozent)
Wie lassen sich die Mischfonds in Portfolios integrieren?
Fitzner: Beide Fonds sind nicht als Beimischung gedacht, sondern haben einen ganzheitlichen Management-Ansatz und sollten dementsprechend platziert werden. Wir orientieren uns im Fondsmanagement nicht an Benchmarks oder fixen Allokationen. Deshalb haben wir auch lange keine Staatsanleihen gehalten und in den vergangenen Jahren tendenziell immer mehr Hochzinsanleihen gekauft. Bei der Auswahl der Rententitel gehen wir selektiv vor und halten nur rund 70 Titel. Die Zahl der Aktien beschränkt sich in unseren Mischfonds maximal auf 35. Alle Titel stammen von Unternehmen, die strukturell wachsen und fair bewertet sind. Kurzfristige Markttrends spielen in unserem Fondsmanagement eine untergeordnete Rolle. Ausgehend von unserem Weltbild setzen wir dafür vielmehr auf langfristige Wachstumstrends.
Für welche Fonds interessieren sich Anleger im Moment besonders?
Fitzner: Aktien und Anleihen haben Investoren im Jahr 2022 Verluste beschert, darunter haben auch Mischfonds gelitten. Angesichts gestiegener Zinsen genießen Anleihefonds derzeit sicherlich eine höhere Aufmerksamkeit als in den letzten Jahren. Dennoch sehen wir auch, dass aktive Mischfonds in diesem Jahr wieder ihre Stärken ausspielen können.
*Stand: 28. April 2023; Quelle: FWW