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Jetzt kaufen, später bezahlen Mit BNPL droht eine Verschuldungsfalle

Onlineshopping per Bezahl-App
Onlineshopping per Bezahl-App: Das Verschweigen wichtiger Informationen, um Menschen zur Aufnahme von Krediten zu verleiten, grenzt an Trickbetrug. | Foto: Imago Images / Westend61

Die Beliebtheit des Online-Einkaufs hat zur Verbreitung von Buy Now, Pay Later-Diensten (BNPL) wie Klarna und Clearpay geführt. Sie bieten den Verbrauchern die Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen heute zu bekommen und sie in kleinen Raten abzuzahlen. Die BNPL-Anbieter werben damit, mittels dieser Kleinkredite die Verbraucher von der Tyrannei hoher Zinssätze und Gebühren zu befreien, die mit Kreditkarten und konventionellen Krediten einhergehen.

Doch die Probleme mit BNPL beginnen beim Klick auf den Button „Zur Kasse“. Mit mehr als 17 Millionen Nutzern allein im Vereinigten Königreich birgt dieser bislang unzureichend regulierte Bereich ein enormes Potenzial für finanzielle Schäden. Die Daten, die das belegen, werden nach und nach bekannt.

Einem Bericht der britischen Financial Conduct Authority (FCA) zufolge sind sich die Nutzer von BNPL oft nicht bewusst, dass sie überhaupt einen Kredit aufnehmen. Beim Bezahlvorgang wird BNPL oft nur als eine weitere Schaltfläche dargestellt – ohne dass etwas darauf hindeutet, dass es sich tatsächlich um den Beginn eines Kreditgeschäfts handelt. Daher schenken die Nutzer der Funktion oft nicht die volle Aufmerksamkeit, die sie bei jedem anderen Kreditantrag an den Tag legen würden.

Das ist seitens der Anbieter volle Absicht. Um die Akzeptanz zu erhöhen, sind die BNPL-Antragsverfahren so gestaltet, dass sie schnell und völlig unkompliziert ablaufen. Um das zu erreichen, werden weiche Bonitätsprüfungen angewendet, um die Fähigkeit des Kunden zur Rückzahlung des Kredits zu beurteilen. Gründlichere und harte Überprüfungen entfallen. Hinzu kommt: Wichtige Informationen über die Folgen einer ausbleibenden Zahlung sind in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen versteckt, die nur von den Allerwenigsten eines Blickes gewürdigt werden.

56 Prozent aller BNPL-Nutzer sind nicht kreditwürdig

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Überprüfung der Rückzahlungsfähigkeit Humbug ist. Im Vereinigten Königreich waren bei 56 Prozent aller BNPL-Nutzer, die mit mindestens einer Zahlung im Rückstand waren, Kreditkartenanträge in den vorangegangenen zwölf Monaten abgelehnt worden. In den USA waren im Jahr 2021 gleichfalls 56 Prozent der BNPL-Nutzer mit ihren Rückzahlungen im Verzug. Der Hintergrund: Die Nutzer befinden sich oft in keiner soliden finanziellen Lage – die britische Verbraucherberatung Citizens Advice hat festgestellt, dass 42 Prozent der BNPL-Nutzer ihre Kredite per Kreditkarte zurückzahlen und sich damit die herkömmlichen Schulden aufbürden, die BNPL-Anbieter eigentlich aus der Welt zu schaffen angeben.

Unter ESG-Gesichtspunkten ein Spiel mit dem Feuer

Mit Blick auf den Markt für Verbraucherkredite ist das ein Spiel mit dem Feuer. Die Grundsätze des Verbraucherschutzes, also die faire Behandlung der Kunden und das Angebot geeigneter, angemessener Produkte, bilden den Kern eines jeden Finanz-Regelwerks. Die Betreiber von BNPL verstoßen gegen diese Grundsätze, wenn sie verschleiern, worauf sich die Kunden einlassen. Ihre Praktiken erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines finanziellen Schadens für die Verbraucher.

Das Verschweigen wichtiger Informationen, um Menschen zur Aufnahme von Krediten zu verleiten, grenzt an Trickbetrug und zieht bereits die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörden auf sich. Im Vereinigten Königreich müssen BNPL-Anbieter ab Mitte 2023 von der FCA zugelassen werden. Zudem müssen sie ihre Werbung klarer und nicht irreführend gestalten. Zusätzlich werden die Anforderungen an die Bonitätsbewertung der Kunden erhöht.

Die Akteure im BNPL-Bereich sind folglich gezwungen, dem unvermeidlichen regulatorischen Zugriff zuvorkommen. Wenn sie auf dem Markt bestehen wollen, müssen sie ungeachtet ihrer jetzigen falschen Verheißungen ihren Kunden ein wirklich attraktives Angebot unterbreiten: Jeder Hinweis auf eine Schädigung der Verbraucher wird im Zuge der ESG-Bewertungen anspruchsvoller Investoren rigoros und schonungslos abgestraft.

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