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Stolls Fondsecke Mit dynamischen Rentenfonds gegen den Niedrigzins

Auf die Zutaten kommt’s an – auch bei der Geldanlage
Auf die Zutaten kommt’s an – auch bei der Geldanlage: Um mit Anleihen noch Rendite zu erzielen, ist Kreativität gefragt. Findige Rentenfondsmanager blicken beispielsweise in die Schwellenländer | Foto: Imago Images / Zoonar

Die vierte Corona-Welle rollt unerwartet stark über Europa und verdarb Anleger:innen in der vergangenen Woche die Lust auf Aktien. Im Zuge der Schreckensnachrichten über die neue Virus-Variante B.1.1.529, genannt Omikron, erlebten die Börsen am „Black Friday“ ihren größten Rücksetzer seit dem Corona-Crash im März 2020. Böse Erinnerungen an die erste Pandemie-Welle und die damaligen Panikverkäufe wurden wach. Hinzu kommen die immer noch bestehenden Probleme bei Lieferketten, hohe Rohstoffpreise, die auf die Margen bei so manchem Unternehmen drücken, und die Inflation, die so hoch ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Diese Gemengelage lässt schwierige Monate für Aktien und zunehmende Schwankungen erwarten.

Nicht jeder Anleger steckt hohe Kursverluste am Aktienmarkt einfach so weg, neigt womöglich zu Nervosität und verkauft seine Aktien(-fonds) im falschen Moment. Prinzipiell ist es daher sinnvoll, Vermögen breit und über verschiedene Anlageklassen zu streuen. Wie viel Rendite das angelegte Geld erwirtschaftet, hängt sowieso nicht so sehr vom glücklichen Händchen bei der Einzeltitelauswahl ab. Die Forschung hat schon lange erwiesen: Viel wichtiger ist die Portfoliostruktur. Aktien, Anleihen, Gold, Rohstoffe oder Immobilien sollten in einem sinnvollen Verhältnis zueinander stehen.

Renten und Aktien: Auf die Mischung kommt es an

Die Mischung bestimmt, wie viel Rendite sich ein Investor erhoffen darf und wie viel Risiko er dabei eingeht. Klassische Portfolios wurden lange immer nach dem gleichen Muster konzipiert: Aktien zündeten den Renditeturbo, Anleihen galten als Stabilitätsanker und sorgten für stetige Erträge. Klassische Anleihen sind aktuell aber so reizvoll wie eine Suppe ohne Salz. Kaum jemand will die vermeintlich sicheren Papiere noch haben. Laut Statista liegt die aktuelle Rendite zehnjähriger Bundesanleihen bei -0,15 Prozent. Die Inflationsrate in Deutschland ist im November ersten Daten zufolge auf 5,2 Prozent geklettert. Da braucht es kein Mathematikstudium, um zu merken: Das lohnt sich nicht!

Was aber bleibt dem risikoscheuen Anleger? Sich ausschließlich unverzinsten Sparbüchern und Tagesgeldkonten zuwenden oder komplett auf Aktien setzen sind jedenfalls nicht die perfekte Lösung. Wer festverzinsliche Papiere beimischen und dabei noch etwas Rendite haben möchte, muss sich zwangsläufig jenseits sicherer Staatsanleihen umsehen. Das heißt: Abstriche bei der Schuldnerqualität machen oder in der Ferne Ausschau halten. Denn auch am Rentenmarkt lässt sich weiterhin Geld verdienen – vorausgesetzt, die Strategie stimmt.

Globaler Rentenmarkt 140 Billionen US-Dollar schwer

Das Anlageuniversum ist jedenfalls riesig: Die weltweiten Rentenmärkte haben ein Volumen von rund 140 Billionen US-Dollar und damit deutlich mehr als der globale Aktienmarkt. Fonds sind eine gute Möglichkeit, Chancen bei Anleihen zu nutzen. Hier investieren erfahrene Fondsmanager in viele verschiedene Werte und achten nicht nur auf die regionale Streuung, sondern auch auf eine gute Mischung aus Laufzeiten und Währungen. In ihrem aktuellen Marktausblick empfiehlt die DWS vor allem Papiere aus den Schwellenländern. Denn die bieten laut der Experten aktuell das vielversprechendste Rendite-Risikoprofil.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

In Schwellenländeranleihen und das gesamte globale Hochzinsspektrum investiert ein Fondsklassiker, der bereits seit 1999 auf dem Markt ist: Der Capital Group Global High Income Opportunities (ISIN: LU0110451209) legt sehr breit gestreut in aktuell 396 Positionen an. Die Manager David Daigle und Robert Neithard punkten mit einer ausgewogenen Mischung aus Schwellenländerbonds und Unternehmensanleihen. Rund 41 Prozent der Firmenbonds stammen aus den USA, auf die Schwellenländer entfallen 40 Prozent, europäische Schuldner sind mit 11 Prozent gewichtet.

Größter Einzelwert ist die Gogo Intermediate Holdings. Das Unternehmen stellt über seine Tochtergesellschaften Radio- und Fernsehübertragungs- sowie Kommunikationsgeräte her. Die durchschnittliche Bonitätsnote aller Titel beträgt „BB“, die laufende Verzinsung liegt bei 5,1 Prozent. Die älteste Tranche des Fonds der US-Gesellschaft aus Los Angeles schaffte seit Auflage am 7. Mai 1999 ein Plus von 486 Prozent, in den vergangenen zehn Jahren waren es 115 Prozent und auch im laufenden Jahr steht bereits ein Plus von 9 Prozent auf dem Papier. Die Schwankungen des 1,4 Mrd. Euro großen Fonds waren in den vergangenen fünf Jahren dabei nur halb so hoch wie bei globalen Aktien.

T.Rowe Price Dynamic Credit Fund Q: Rentenfonds mit Long/Short-Strategie

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Mit einem Plus von 17 Prozent gehört ein Newcomer zu den performancestärksten Rentenfonds des laufenden Jahres. Manager Saurabh Sud arbeitet seit etwas mehr als einem Jahr für die amerikanische Gesellschaft T.Rowe Price aus Baltimore/Maryland und blickt auf einen 12-jährigen Erfahrungsschatz zurück. Er managt den am 30. Dezember 2019 aufgelegten T.Rowe Price Dynamic Credit Fund Q (ISIN: LU2047632323). Sein Ziel: Attraktive Renditen und Kapitalerhalt über den vollen Kreditzyklus hinweg sowie in turbulenten Marktphasen eine bessere Performance als Aktien und Hochzinsanleihen.

Sud investiert für sein 28 Millionen US-Dollar großes Portfolio weltweit in Anleihen aller Art inklusive der Schwellenmärkte und ist nicht unbedingt auf steigende Bondkurse angewiesen. Er darf in die Trickkiste greifen und flexibel Long- und Shortpositionen eingehen. Mit letzteren kann er von sinkenden Kursen profitieren. Das kann in der heutigen Zeit ein großer Vorteil gegenüber Long-Only-Mandaten sein. Unterstützung erhält er dabei von der globalen Research-Plattform bei T.Rowe Price, die aus 477 Aktien- und 236 Anleihespezialisten besteht. „Die Zusammenarbeit zwischen Aktien- und High-Yield-Credit Team ermöglicht uns wegen der unterschiedlichen Denkweisen wertvolle Einblicke. Von den Kontakten des Aktienteams zu Firmenleitungen profitiert selbst unser Makroteam, das auf diese Weise wichtige Erkenntnisse zu Wirtschaft, Steuersystemen und anderen Bereichen gewinnen kann“, führt Sud aus. Seine Positionen stammen zu 62 Prozent aus den Vereinigten Staaten, China ist mit immerhin 10 Prozent die zweitwichtigste Region, der Rest verteilt sich über die ganze Welt.

Mit knapp 3 Prozent ist die Commonwealth of Puerto Rico, ein Papier der Kommunalbehörde des Inselstaates, größte Position. An der guten Entwicklung im laufenden Jahr hat auch der US-Dollar seinen Anteil. Mögliche Zinserhöhungen der Fed im kommenden Jahr könnten laut Prognosen der Commerzbank der US-Währung weiter Auftrieb geben.

iShares Fallen Angels High Yield Corp Bond Ucits ETF: Fokus auf gefallene Engel

Dass der Wert einer Sache und deren Preis häufig nichts miteinander zu tun haben, wusste schon Benjamin Graham (1894 bis 1976). „Viele werden auferstehen, die jetzt gefallen sind, und viele werden fallen, die jetzt in Ansehen stehen“, ermahnte der Begründer des Value-Investings einst Kritiker. Sein Zitat beschreibt, worum es bei sogenannten „Fallen Angels“ geht. Gefallene Engel sind in diesem Fall Unternehmen mit ehemals guter Bonität, die herabgestuft wurden. Nicht selten gehören die Sorgenkinder von heute jedoch zu den Gewinnern von morgen, sind sie doch im Hochzinsbereich angekommen, günstig bewertet und notieren oft unter ihrem Nennwert. Gerade in der Corona-Krise verloren Konzerne aus dem Automobil- und Touristiksektor reihenweise ihr gutes Rating. Herabgestuft wurden etwa die deutsche Lufthansa, Renault oder Royal Caribbean.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Am Markt ständig nach solchen Unternehmen zu suchen, ist aufwendig und am Ende auch riskant. Mit dem iShares Fallen Angels High Yield Corp Bond Ucits ETF (ISIN: IE00BYM31M36) können Anleger bequem auf einen globalen Korb von Bond-Emittenten setzen, die ihr Investment-Grade-Rating verloren haben. Dass es sich lohnt, auf die Auferstehung der Fallen Angels zu setzen, zeigt ein Blick auf die Wertentwicklung des 444 Bonds umfassenden ETFs. Pro Jahr erwirtschaftete der Fonds in den zurückliegenden drei Jahren 11 Prozent, in den letzten fünf Jahren waren es in Summe 41 Prozent. Zu den größten Emittenten im ETF zählen bekannte Namen wie Kraft Heinz Food, Vodafone, Unicredit oder Ford Motor, die bei Ratingagenturen wie Moodys, Fitch oder Standard & Poors in Ungnade gefallen sind.

Mein Fazit: Die Diskussion über die (nicht vorhandenen) Zinsen ist ein leidiges Thema. Als sicher geltende Staatsanleihen erwirtschaften in der heutigen Zeit weder positive Renditen, noch können sie mögliche Verluste am Aktienmarkt kompensieren. Wer Rendite will, muss mutiger und kreativer werden. Wichtig ist auch, wie aktiv ein Rentenfondsmanager sein Portfolio steuert und welche Freiheiten er hat. Die Funktion als Sicherheitsanker können die vorgestellten Fonds aber nicht voll ausfüllen. Geht es an den Börsen bergab, bieten Hochzinspapiere längst keinen so guten Schutz wie sichere Staatsanleihen. Als Beimischung sind sie dennoch eine Option.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung. Die Geldanlage am Kapitalmarkt ist mit Risiken verbunden. Aus Wertentwicklungen in der Vergangenheit lässt sich nicht auf künftige Wertentwicklungen schließen.

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