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ETF der Woche
Mit Equal Weight dem Herdentrieb entkommen
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Balance halten
Balance halten: Im Gegensatz zu herkömmlichen ETFs ist bei einem Equal Weight ETF nicht die Marktkapitalisierung oder die Rendite der enthaltenen Aktien ausschlaggebend, sondern die Gewichtung jeder Aktie im Index. | Foto: Sven Stoll mit Canva
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Wie im Leben gilt auch an der Börse: Wer alles auf eine Karte setzt, kann alles verlieren. Wenn das ganze Geld in einer einzigen Aktie steckt, steigt das Risiko eines völligen Bankrotts. Je breiter das Geld dagegen über einzelne Werte und Regionen gestreut ist, desto unwahrscheinlicher ist ein Totalverlust.

Viele Experten empfehlen daher ETFs auf breit gestreute Indizes. Oft wird dabei auf den MSCI World oder den auf US-Aktienindex S&P 500 verwiesen. Der Weltindex enthält rund 1.500 Aktien aus 23 Ländern, der S&P 500 die 500 größten US-Unternehmen.

Dominanz der Tech-Schwergewichte: Klumpenrisiko in gängigen ETFs

Auf eines der Vehikel zu setzen, ist bequem. Beides Indizes haben allerdings eine Kehrseite: Zwar verteilen Anleger mit entsprechenden ETFs ihre Investitionen auf viele Unternehmen, ein Klumpenrisiko wird dadurch aber nicht ganz vermieden. Der Grund: Wie die meisten Indizes sind auch der MSCI World und der S&P 500 kapitalgewichtet. Das bedeutet: Ein erfolgreiches Unternehmen, dessen Aktienkurs steigt, erhält automatisch ein höheres Gewicht im Index.

Die daraus entstehende übermäßige Dominanz lässt sich derzeit sehr gut am Beispiel des amerikanischen Aktienmarktes beobachten. Die Experten der DWS beschreiben das Dilemma wie folgt: „Die Rally der US-Aktien im Jahresverlauf wurde von nur sieben Mega-Cap-Werten angeführt, die vom jüngsten Hype um künstliche Intelligenz profitierten. Die übrigen 493 Titel im S&P 500 erzielten zur gleichen Zeit wenig oder gar keine Rendite.“ Die Folge ist, dass Gewinneraktien wie aktuell etwa Nvidia ein immer größeres Gewicht im Index bekommen.

 

Dass der Markt, den man mit einem herkömmlichen ETF auf den MSCI World oder den S&P 500 kauft, Schlagseite hat, liegt angesichts der Marktkapitalisierung von Tech-Schwergewichten wie Apple, Microsoft, Alphabet oder Nvidia von mehreren Billionen US-Dollar auf der Hand. Das geht so weit, dass sich die US-Börse Nasdaq diese Woche sogar gezwungen sah, ihren Index außerplanmäßig neu zu gewichten. Die Big Seven hatten ein Gewicht von 55 Prozent erreicht, im S&P 500 machen sie 30 Prozent des Index aus.

Gut diversifiziert, sieht anders aus.

Der Trend als Freund und Feind: Risiken und Chancen

Auf kurze und mittlere Sicht kann ein Index, der nach der Marktkapitalisierung gewichtet ist, durchaus überlegen sein. Das System lohnt, solange die hoch gewichteten Börsenstars super laufen. Dann profitiert der Anleger getreu dem Motto „The Trend is your Friend“. Das Herdenverhalten der Anleger wird jedoch zum Bumerang, wenn immer mehr Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen und der Trend zur Spekulationsblase wird. Wenn die schillernden Mega-Caps eines Tages dann doch enttäuschen sollten, wären die Folgen für diese ETFs besonders gravierend.

„Eine derart hohe Konzentration wie derzeit hat es in den vergangenen Jahrzehnten noch nie gegeben. Auch aus empirischer Sicht erscheint es unwahrscheinlich, dass die heutigen Börsenlieblinge aus dem Technologiesektor ihre Vormachtstellung längerfristig behalten werden. Betrachtet man die zehn größten Unternehmen der vergangenen Jahrzehnte, so zeigt sich, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren im Durchschnitt gerade einmal zwei Unternehmen auch in der folgenden Dekade zu den Größten gehören. Die anderen fallen aus den Top 10 heraus, mit entsprechend negativen Auswirkungen für ihre Aktionäre“, warnt Peter Huber, Fondsmanager bei Taunus Trust.

In den 1980er Jahren führte beispielsweise die gigantische Aktienblase in Japan dazu, dass das Land in der Spitze eine Gewichtung von 44 Prozent im MSCI World erreichte. Heute verfügt Japan gerade noch über 6 Prozent. Der anschließenden Talfahrt der Nippon-Werte waren Index-Investoren damals hilflos ausgeliefert. Heute sorgen US-Aktien mit einem Anteil von 70 Prozent für ein Ungleichgewicht im Weltindex.

Um bei einem möglichen Absturz der großen US-Konzerne gewappnet zu sein, könnten Anleger auch in andere Indextracker investieren, statt alles Geld in die Standard-ETFs auf den MSCI World, den S&P 500 oder die Nasdaq zu stecken.

Xtrackers S&P 500 Equal Weight ETF: Auf dem Weg zur ausgewogenen Portfoliostruktur

Quelle Fondsdaten: FWW 2025

 

  • Wertentwicklung 5 Jahre: 66,9 Prozent (10,8 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung 3 Jahre: 55,0 Prozent (15,7 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung lfd. Jahr: 5,4 Prozent
  • ISIN: IE00BLNMYC90
  • ETF-Volumen: 3.268 Millionen Euro
  • ETF-Auflage: Juni 2014
  • Maximaler Verlust: 39 Prozent
  • Sharpe Ratio 5 Jahre: 0,58
  • Lfd. Kosten: 0,27 Prozent

 

So besteht beispielsweise die Möglichkeit, auf gleich gewichtete Aktienindizes auszuweichen. Mit der Equal-Weight-Strategie wird das Klumpenrisiko der nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes eliminiert und gleichzeitig der Small-Cap-Effekt besser ausgenutzt. Letzterer wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen und besagt, dass kleinere Unternehmen aufgrund ihrer Wachstumsdynamik auf lange Sicht eine bessere Performance erzielen als die sogenannten Blue Chips. Die höhere Schwankungsbreite, die ein Investment in die Börsenzwerge mit sich bringt, fällt bei gleich gewichteten Strategien allerdings stärker ins Gewicht. Zudem profitieren Anleger weniger vom Momentum-Effekt, den traditionelle Indizes aufweisen.

Der Xtrackers S&P 500 Equal Weight ETF beispielsweise gewichtet quartalsweise alle Titel des S&P 500 mit 0,2 Prozent. Damit holt sich der Anleger zwar auch die sieben US-Tech-Giganten ins Portfolio, aber deren Anteil beträgt zum Zeitpunkt des Rebalancing nur noch 1,4 Prozent statt der 30 Prozent im herkömmlichen Index. Steigen die Kurse weiter, profitieren Anleger kaum. Fallen sie besonders stark, sind Anleger mit der Equal-Weight-Strategie von Xtrackers besser bedient. Das zeigte sich vor allem im Jahr 2022, als die Tech-Zugpferde der Wall Street besonders heftig abgestraft wurden. Der normale iShares S&P 500 ETF beendete das vergangene Jahr mit einem Minus von 14 Prozent, während der Xtrackers S&P 500 Equal Weight ETF nur 7 Prozent verlor.

Top-3 Holdings im Xtrackers S&P 500 Equal Weight:

  • Carnival Corporation ist eine der weltweit größten Kreuzfahrtgesellschaften mit Sitz in den USA. Das Unternehmen betreibt mehrere Kreuzfahrtmarken, darunter Aida, sowie Schiffe für den Transport von Touristen zu Reisezielen auf der ganzen Welt: 0,25 Prozent
  • Domino's Pizza ist ein Unternehmen, das sich auf die Herstellung und Lieferung von Pizzaspezialitäten spezialisiert hat. Das Unternehmen hat sich durch schnellen Lieferservice, qualitativ hochwertige Zutaten und innovative Bestellmöglichkeiten einen Namen gemacht: 0,25 Prozent
  • Old Dominion Freight Line ist ein amerikanisches Transportunternehmen, das sich auf den landesweiten LTL-Frachtversand (Less-Than-Truckload) spezialisiert hat. Mit einem umfangreichen Netzwerk von Terminals und modernen Transportflotten bietet das Unternehmen eine breite Palette von Logistikdienstleistungen für den Frachttransport an: 0,24 Prozent
 

Small-Cap- oder Momentum-Effekt: Welches der beiden Argumente wiegt am Ende schwerer?

Tatsächlich haben in den Jahren nach der Finanzkrise und dem Corona-Crash die Aktien von Großkonzernen stark von der Ausweitung der Zentralbankbilanzen profitiert. Langfristig dreht sich das Bild jedoch, wie empirische Studien zeigen. Der Aktienindexanbieter Solactive untersuchte den Zeitraum von Anfang 2000 bis Ende 2017 und kam zu dem Ergebnis, dass Anleger mit der Equal-Weight-Methode in diesem Zeitraum im Schnitt ein Plus von 9,11 Prozent pro Jahr erzielten. Ein herkömmlicher Marktkapitalisierungs-ETF auf den S&P 500 schaffte nur 7,03 Prozent. Die Outperformance geht allerdings mit einer höheren Schwankungsbreite einher. Auch der maximale Verlust ist höher.

Studie von Solactive
Studie von Solactive: Equal Weight liegt langfristig vorn. © Solactive

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Die bessere Wertentwicklung des S&P 500 Equal Weight war vor allem auf die Entwicklung vor 2005 zurückzuführen. Darauf weisen die Experten der Schweizer Hinder Asset Management in ihrer jüngsten Studie hin. Als die Dotcom-Spekulationsblase platzte, verloren die im marktgewichteten Index stark vertretenen Technologiewerte überproportional. Der gleichgewichtete Index hatte sie deutlich geringer gewichtet und damit eine relative Outperformance erzielt.

Auch jetzt sind es vor allem die großen Technologiewerte, die die Aktienmärkte antreiben. Sind gleichgewichtete Indizes also ein Allheilmittel in Krisenzeiten?

Die Geschichte sagt: Nein, nicht unbedingt.

In Zeiten schlechter Marktperformance, also allgemein fallender Kurse, wie zum Beispiel in der Finanzkrise, leiden gleichgewichtete Indizes genauso stark. Gleichgewichtung schützt nicht in breiten Krisen. Sie bietet aber Schutz bei einer Korrektur von Einzelwerten oder eines Sektors, so die Experten von Hinder Asset Management.

S&P 500 versus S&P 500 Equal Weight
S&P 500 versus S&P 500 Equal Weight: © Hinder Asset Management

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Verschiedene Optionen für gleich gewichtete Investments

Für langfristig und antizyklisch orientierte Anleger, die davon ausgehen, dass sich die Rally in den kommenden Monaten ausweitet und die anderen, bisher schlechter gelaufenen Aktien nachziehen, wäre derzeit ein gleichgewichteter ETF eine gute Alternative. Entsprechende Produkte sind allerdings noch dünn gesät. Für europäische Anleger gibt es derzeit keinen gleichgewichteten ETF auf den MSCI World. Das einzige globale Produkt ist der Vaneck Sustainable World Equal Weight ETF, der gleichgewichtet in 250 Aktien investiert. Die Gewichtung von US-Aktien liegt derzeit bei 37 Prozent. Der ETF erzielte in den zurückliegenden zehn Jahren ein Plus von 156 Prozent gegenüber 185 Prozent beim MSCI World. Aufgrund der geringeren US-Gewichtung konnte er nicht so stark vom Boom der Wall-Street-Aktien profitieren.

Invesco erweitert das Angebot: Equal Weight für den Nasdaq 100

Für den S&P 500 gibt es neben dem ETF von Xtrackers auch den iShares S&P 500 Equal Weight ETF, der im August 2022 aufgelegt wurde. Ganz neu ist die Möglichkeit, auch gleichgewichtet in den Nasdaq 100 zu investieren. Invesco legte am 10. Juli 2023 nach und hat sein Angebot um den Invesco Nasdaq-100 Equal Weight ETF (ISIN:E000L2SA8K5) erweitert. Aufgrund der Gewichtungsmethode weicht die Sektorallokation von der des Vergleichsindex ab. So macht der IT-Sektor im Nasdaq 100 etwas mehr als die Hälfte des Index aus, während er im gleichgewichteten Index nur ein Gewicht von 35 Prozent hat. Noch größer ist der Unterschied auf Einzeltitelebene, wo die Top 10 im Vergleichsindex rund 60 Prozent ausmachen, im gleich gewichteten Index aber nur 10 Prozent, da hier jede Aktie mit einem Prozent gewichtet wird.

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