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Aktualisiert am 23.06.2022 - 11:05 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten

Stolls Fonds der Woche Mit Fonds von der Vielfalt Asiens profitieren

Tiefwasserhafen Yangshan im Süden von Shanghai
Tiefwasserhafen Yangshan im Süden von Shanghai: Rund drei Prozent des globalen Containerverkehrs stauen sich vor den Hafenanlagen der Stadt. | Foto: imago images / VCG

China gilt als die aufstrebende Volkswirtschaft der Welt. Doch der Wachstumsmotor im asiatischen Raum ist ins Stottern geraten. Investoren können das Dilemma am Hang-Seng-Index ablesen. Seit seinem letzten Hoch im Februar 2021 befindet sich das China-Börsenbarometer auf Talfahrt. Es ist um mehr als 30 Prozent abgestürzt und ein Trendwechsel ist nicht in Sicht.

Im Jahr des Tigers stehen die Zeichen auf Sturm. Das Unheil bahnte sich bereits im Herbst 2020 an als der Staat sich bei seinen Technologiegiganten wegen zu großer Monopolmacht einmischte. Hinzu kamen Sorgen um den angeschlagenen Immobiliensektor in Form des Giganten Evergrande, der in finanzielle Schieflage geraten war. In der Folge grassierte weltweit die Angst vor einer Pleite, die andere mitreißen könnte. Die Aktien des Unternehmens sind bis heute vom Handel ausgesetzt.

China im Lockdown

Doch damit nicht genug. Die Lockdown-Strategie von Präsident Xi Jinping legt aktuell das ganze Riesenreich lahm. Millionen Bürger sitzen zu Hause und China klinkt sich aus dem Weltverkehr aus, um das Omikron-Virus zu besiegen. „Das ist ein Breitbandschaden für die Wirtschaft, die befindet sich im freien Fall“, sagt Jörn Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. Die Produktion bei einigen Technologiefirmen, aber auch der Betrieb von Schiffshäfen steht komplett still.

Während die Nachrichtenlage das Sentiment an Chinas Börsen auf den Nullpunkt drückt, wittern Anlagestrategen Chancen, vor allem was die mittel- und langfristigen Aussichten betrifft. „Chinesische Titel sind nach den Kursverlusten aufgrund ihrer günstigen Bewertungen und exzellenter Wachstumsaussichten in Teilen der chinesischen Wirtschaft attraktiv geworden“, meint Tillman Galler, Kapitalmarktstratege bei JP Morgan.

Doch die zentralistischen Eingriffe der kommunistischen Machthaber in die Wirtschaft verschrecken Anleger. Und wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Geldanlegen in Schwellenländern unberechenbarer ist, als viele meinen, so lieferte ihn Putin mit seinem Angriffskrieg Ende Februar. Mit seiner Invasion in die Ukraine und den Sanktionen des Westens wurden russische Aktien quasi über Nacht wertlos. Das verdeutlicht: Schwellenländerpapiere sind letztlich Hochrisikopapiere, deren Schicksal nicht selten in den Händen von Diktatoren, Autokraten oder Staatskapitalisten liegt.

Was aber heißt das nun für Anleger? Die Frage stellte Kapitalanlagestratege Carsten Roemheld vom Investmentmanager Fidelity jüngst in seinem Ausblick zu China. Sein Rat: „Es ist klug, die Region China bei der Anlagestrategie zu berücksichtigen, sei es als renditeträchtige Beimischung auf der Aktienseite oder zur Risikostreuung mithilfe von China-Anleihen. Genauso klug ist es, in abwartender Haltung die kurzfristigen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen zu verfolgen, um Chancen zu nutzen und flexibel zu bleiben. Gegenüber China zählt bis auf Weiteres die Strategie des vorsichtigen Optimismus.“

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Günstige Bewertungen in China

Was für China-Aktien spricht sind deren niedrige Bewertungen. Aktien im Reich der Mitte werden aktuell unter dem 15-Jahres-Durschnitt ihres Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt. Sie sind schlichtweg günstig, der Einstieg könnte langfristig lohnen. Die gesamte Region links liegen zu lassen erscheint unisono eine schlechte Option zu sein. Denn die Wachstumsperspektiven im gesamten Asien-Pazifik Raum sind enorm. Die Länder Asiens gehören zu den am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Laut Prognosen wird der Kontinent im Jahr 2050 rund die Hälfte zum globalen Bruttoinlandsprodukt beitragen.

Ein weiterer wichtiger Grund sich in der riesigen Region zu engagieren ist das kürzlich in Kraft getretene Freihandelsabkommen RCEP. Länder wie China, Australien, Südkorea, Japan, Neuseeland sowie zehn weitere Staaten, darunter Thailand und Malaysia, haben sich auf die größte Freihandelszone der Welt geeinigt. Dadurch entfallen in den nächsten 20 Jahren ungefähr 90 Prozent aller Zölle. Das Abkommen, das seit 1. Januar 2022 in Kraft ist, legt gemeinsame Handelsregeln fest und schafft effizientere Lieferketten, wenn sie denn wieder funktionieren. Insbesondere signalisiert RCEP die Tendenz, dass sich das wirtschaftliche Gewicht global gesehen in Richtung Osten verschieben dürfte.

Die reichlich vorhandenen Perspektiven können Anleger mit Fonds beim Schopf packen, die den gesamten asiatisch-pazifischen Raum abdecken. Fondsmanager haben hier den Vorteil über Ländergrenzen hinweg zu investieren und sich aus Krisenstaaten herauszuhalten, wenn es angebracht erscheint.

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