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Europa im Dilemma Mit maximaler Spannung in die Energiewende investieren

Aufbau einer Hochspannungsleitung
Aufbau einer Hochspannungsleitung: Um die Klimaziele zu erreichen und soziale Spannungen zu vermeiden, ist die Beschleunigung der Energiewende unerlässlich. | Foto: Imago Images / Jochen Tack
Alexander Bernhardt, BNP Paribas AM

Der Krieg in der Ukraine hat insbesondere für Europa erhebliche Auswirkungen auf die Energiesicherheit und verschärft durch massiv steigende Öl- und Gaspreise die ohnehin hohe Inflation. Für die Geldpolitik ist das eine Herausforderung: Zinserhöhungen sind das wichtigste Instrument zur Inflationsbekämpfung – beeinflussen aber lediglich die Nachfrageseite und tragen kaum zur Behebung der Angebotsengpässe bei.

Diese Situation unterstreicht aus unserer Sicht, wie wichtig ein beschleunigter Übergang zu erneuerbaren Energien ist.

Wenn die russischen Öl- und Gaslieferungen weiterhin unterbrochen werden, steht Europa vor einer schwierigen Entscheidung. Es kann entweder die Versorgungslücke mittels leicht verfügbarer, aber CO2-intensiver Energieträger wie Kohle schließen. Das könnte jedoch dazu führen, dass Regierungen und Unternehmen ihre Klimaverpflichtungen nicht erfüllen. Die Folgen könnten fatal sein, hat bereits das Weltklimarat genannte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gewarnt.

Die Alternative wären Sparmaßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs. Das könnte aber zu einer Rezession führen, die sich in Form von Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlusten negativ auf die Arbeitnehmer auswirken und die Ungleichheit verstärken dürfte. Ein solcher Schritt scheint politisch kaum durchsetzbar zu sein.

Die beste Lösung: Energiewende beschleunigen

Angesichts dieser beiden Möglichkeiten, die entweder zu ökologischen oder sozialen Schäden führen, könnte eine dritte Variante die beste sein: Die Förderung erheblicher Investitionen in saubere Energien.

Es wird zwar einige Zeit dauern, bis die Produktion erneuerbarer Energien hochgefahren ist. Typischerweise geht der Bau solcher Anlagen allerdings wesentlich schneller als beispielsweise die Errichtung von Atomkraftwerken. Außerdem ist die lokale Energieerzeugung mit weniger Abhängigkeiten verbunden.

Um beispielsweise das über Pipelines gelieferte russische Erdgas zu ersetzen, muss Europa mehr Flüssiggas (LNG) aus Übersee importieren. Dafür werden spezielle Importanlagen in Europa und neue Exportanlagen in den USA und anderen Ausfuhrländern benötigt. Denn vielerorts haben die LNG-Exporte bereits ihren Höchststand erreicht.

Selbst wenn die Sterne für Europa in Bezug auf LNG günstig stehen: Es wird wohl mindestens zwei Jahre dauern, um auch nur ein Drittel der russischen Gaslieferungen zu ersetzen.

Erneuerbare Energien hochfahren und den Verbrauch reduzieren

Während die Kapazitäten für erneuerbare Energien ausgebaut werden, könnten die Regierungen die Verbraucher mittels Anreizen zur Senkung ihres Verbrauchs und der Elektrifizierung ihrer Heizquellen ermuntern. Möglichkeiten sind beispielsweise Steuererleichterungen, Kredite oder Rabatte für die Umstellung auf Wärmepumpen. Da rund die Hälfte des Erdgasverbrauchs in Europa auf Privathaushalte entfällt, würde sich eine geringere Abhängigkeit von Gasheizungen deutlich positiv auswirken.

Auf der Nachfrageseite waren in der Vergangenheit staatliche Energiesparkampagnen sinnvoll – und könnten aus unserer Sicht auch jetzt helfen, da ein geringerer Bedarf die Energieunabhängigkeit eines Landes erhöht.

Die Beschleunigung der Energiewende würde daher gleich in dreierlei Hinsicht positiv wirken:

  1. Verbesserung der Energiesicherheit insbesondere in Europa, da weniger fossile Brennstoffe aus dem Ausland importiert werden müssten.
  2. Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels, da die Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe sinken.
  3. Beitrag zur Senkung des Inflationsrisikos.

Die Energiewende wird teuer – aber es lohnt sich

Zugegeben: Es wird teuer werden, die benötigten Kapazitäten sauberer Energien aufzubauen. Und die Ausgaben könnten sich auf breiter Basis inflationär auswirken – insbesondere an den Rohstoffmärkten, zum Beispiel bei Kupfer, Kobalt und Blei.

Um den Übergang zu beschleunigen, wäre wohl eine steigende Kohlenstoffsteuer nötig. Diese würde den Preisdruck auf fossile Brennstoffe weiter erhöhen, wenn nicht genug saubere Alternativen zur Verfügung stehen.

Die sogenannte grüne Inflation könnte jedoch weitgehend durch eine geringere Nachfrage nach den größten Inflationstreibern wie Öl und Gas ausgeglichen werden. Und längerfristig wirken erneuerbare Energien ohnehin deflationär.

Um den Übergang zu schaffen, müssen die Europäische Union und die nationalen Regierungen massiv in Technologien und Infrastrukturen für regenerative Energien investieren. Das allein reicht aber nicht aus. Idealerweise wird privates Kapital durch Steuererleichterungen und andere Anreize mobilisiert.

Diese Branchen profitieren von der Energiewende

Der Weg zu Netto-Null-Energieversorgung und Energiesicherheit wird nicht einfach sein. Wie das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse in einer Analyse festgestellt hat, ist eine grundsätzlichere Diversifizierung der Energiequellen erforderlich. Erneuerbare Energien werden hier der Schlüssel sein.

Aus unserer Sicht dürften führende Unternehmen aus folgenden Segmenten davon profitieren:

  • Hersteller von Komponenten für Solaranlagen
  • Anbieter hocheffizienter Gebäudeisolierung
  • Produzenten elektrischer Wärmepumpen
  • Unternehmen, die Ausrüstung für die Herstellung und Nutzung sauberer, stromerzeugter Brennstoffe zur Verfügung stellen – einschließlich Elektrolyseure
  • Anbieter kritischer Stromnetzinfrastruktur, beispielsweise von Transformatoren.

Neben der Skalierung der oben genannten Technologien sollten unserer Ansicht nach außerdem Innovationen unterstützt werden, die die Energiewende voranbringen oder den Verbrauch reduzieren können.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.