Warburg-Investmentchef Christian Jasperneite
Warburg-Investmentchef Christian Jasperneite
Nachdem der neue US-Präsident Joe Biden im Amt ist, können die Börsen wieder etwas mehr Verlässlichkeit und Planbarkeit von der US-Administration erwarten. Trotzdem sollte man nicht glauben, dass jetzt ohne große Volatilität ein Höchststand nach dem nächsten in Angriff genommen wird. Schließlich befindet sich die Welt immer noch mitten in einer Pandemie, und der Verlauf dieser Pandemie hängt nach wie vor wie ein großes Damoklesschwert über dem Markt.
Im Moment sieht die dominierende (und plausible) Arbeitshypothese wie folgt aus: In den kommenden Wochen kann das zuletzt oftmals exponentielle Infektionsgeschehen durch Lockdowns wieder unter Kontrolle gebracht werden. Mit dem beginnenden Frühling müssten dann die Infektionszahlen ohnehin sinken, und ab dem Herbst sollte die Herdenimmunität durch Impfungen soweit aufgebaut sein, dass man den nächsten Winter wieder weitgehend ohne Restriktionen verbringen kann.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Nachdem der neue US-Präsident Joe Biden im Amt ist, können die Börsen wieder etwas mehr Verlässlichkeit und Planbarkeit von der US-Administration erwarten. Trotzdem sollte man nicht glauben, dass jetzt ohne große Volatilität ein Höchststand nach dem nächsten in Angriff genommen wird. Schließlich befindet sich die Welt immer noch mitten in einer Pandemie, und der Verlauf dieser Pandemie hängt nach wie vor wie ein großes Damoklesschwert über dem Markt.
Im Moment sieht die dominierende (und plausible) Arbeitshypothese wie folgt aus: In den kommenden Wochen kann das zuletzt oftmals exponentielle Infektionsgeschehen durch Lockdowns wieder unter Kontrolle gebracht werden. Mit dem beginnenden Frühling müssten dann die Infektionszahlen ohnehin sinken, und ab dem Herbst sollte die Herdenimmunität durch Impfungen soweit aufgebaut sein, dass man den nächsten Winter wieder weitgehend ohne Restriktionen verbringen kann.
Doch gibt es hier einen Denkfehler? Ist dieses Szenario realistisch? Wurde etwas übersehen? So häufen sich seit einigen Monaten die Meinungen, dass Lockdowns nicht den gewünschten Erfolg brächten und daher auch auf sie verzichtet werden könne. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die auf Mutationen verweisen und daher für eine Art Null-Toleranzstrategie mit Superlockdown eintreten. Uns verwundert dabei, wie wenig datengestützt diese Debatte verläuft.
Die Welt kämpft mit der heftigsten Pandemie seit 100 Jahren, Menschen erkranken und sterben, Unternehmen werden mit extremsten Herausforderungen konfrontiert, doch am Ende scheinen viele Entscheidungen eher aus dem Bauch heraus getroffen zu werden. Wir wollen an dieser Stelle aber nicht in die übliche Politikerschelte verfallen – das bringt wenig und ist nicht konstruktiv.
Stattdessen haben wir etwas gemacht, was Volkswirte und Kapitalmarktexperten relativ gut können: Wir haben uns verfügbare Daten angeschaut und sie nach allen Regeln der Kunst so lange durchgeknetet, bis belastbare Aussagen getroffen werden können, die sowohl für Anleger als auch für Politiker interessant sein dürften.
Aber der Reihe nach. Es ist unbestritten, dass die Geschwindigkeit der Ausbreitung von Corona-Infektionen direkt mit der Kontakthäufigkeit von Menschen zu tut hat. Die Kontakthäufigkeit ist wiederum eine Funktion der Mobilität von Menschen. Für die Mobilität liegen für sehr viele Länder ganz hervorragende Daten von Google und Apple vor, die sogar detaillierte Einblicke darüber liefern, um welche Art von Mobilität es sich dabei handelt.
Bewegen sich Menschen mit dem öffentlichen Nahverkehr oder dem Auto? Sind sie auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen? Geht es zum Lebensmittelhändler oder in das Einkaufszentrum? Oder spazieren Menschen durch den Park? All diese Daten sind seit einem Jahr verfügbar – Tag für Tag.
Da wundert man sich ein wenig, dass diese Daten nicht viel mehr im Fokus stehen. Die folgende Grafik zeigt beispielsweise die Mobilitätsdaten für die USA, bereinigt um Wochenendeffekte. Gut zu erkennen ist der vergleichsweise harte Lockdown im März 2020. Spiegelbildlich zur geringeren Mobilität am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Nahverkehr ist die Mobilität im Wohnbereich hoch – das muss auch so sein, denn Menschen sind zwangsläufig vor allem zu Hause, wenn es einen Lockdown gibt.
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