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Landwirtschaft und Biodiversität Mit mRNA-Technologie die Ernährungslage verbessern

Kartoffelernte in den USA
Kartoffelernte in den USA: Mit der gezielten Bekämpfung von Schädlingen können Landwirte den Ertrag steigern und gleichzeitig die Biodiversität erhalten. | Foto: Imago Images/ VWPics
Ulrik Fugmann (links) und Edward Lees, BNP Paribas AM

„Wir stehen vor einer Hungersnot ungeahnten Ausmaßes“: UN-Generalsekretär António Guterres findet deutliche Worte im Bericht zu globalen Hungerkrisen, der Anfang Mai dieses Jahres gemeinsam von verschiedenen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen veröffentlicht wurde. Die Lebensmittelpreise seien so hoch wie nie zuvor und „Millionen von Menschenleben und Existenzen stehen auf dem Spiel“.

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat das globale Ernährungsproblem weiter verschärft. 2021 lag der Anteil der beiden Länder an den weltweiten Weizenexporten bei insgesamt rund 25 Prozent. Durch die Auseinandersetzung sind Produktion und Ausfuhr massiv beeinträchtigt.

Klimawandel belastet die Ernten

Der Krieg ist aber keineswegs die einzige Ursache für die Ernährungsunsicherheit: Die Auswirkungen des Klimawandels verstärken bereits jetzt den Druck auf die Nahrungsmittelversorgung. In Marokko hat eine schwere Dürre die Weizen- und Gerstenproduktion um 70 Prozent reduziert und in Indien dürfte die Hitzewelle ebenfalls den Ertrag belasten.

Was also tun? Ein einfaches „weiter so“ wird nicht reichen. Denn die Landwirtschaft hat massive Auswirkung auf Klima und Biodiversität. In Deutschland trägt sie „substantiell“ zu den Treibhausgas-Emissionen bei, schreibt das Bundesumweltministerium, „vergleichbar mit dem Beitrag der gesamten Industrieprozesse“.

Innovative Lösungen für die Nahrungsversorgung

Um angesichts der wachsenden Weltbevölkerung Ernährungssicherheit zu gewährleisten und die Umwelt zu schon, sind neue Wege nötig. Einen solchen geht Andrey Zarur, CEO und Mitgründer des Unternehmens GreenLight Biosciences: Er arbeitet an einem Schädlingsbekämpfungsmittel auf Basis der durch die Corona-Impfstoffe bekannt gewordenen mRNA-Technologie. „40 Prozent aller produzierten Nahrungsmittel gehen beispielsweise durch Insekten oder Pilze verloren“, sagt Zarur im Gespräch mit Ulrik Fugmann und Edward Lees, beide Co-Leiter und Portfoliomanager der Umweltstrategien bei BNP Paribas Asset Management.

Um die Ernte zu schützen, werden in der Regel chemische Lösungen genutzt. Diese belasten jedoch zum einen die Böden und machen zum anderen keinen Unterschied zwischen Schäd- und Nützlingen. Im Kampf gegen den Kartoffelkäfer kommen beispielsweise meist sogenannte Neonicotinoide zum Einsatz – die aber wiederum auch der Honigbiene schaden. Zarur und sein Team entwickeln daher ein mRNA-basiertes Bekämpfungsmittel, das gezielt vor dem Käfer schützt und keine Auswirkungen auf die restliche Flora und Fauna hat. Sein Ansatz: „Biologische Probleme mit biologischen Ansätzen lösen.“

Nahrungsmittelproduktion muss sich verändern

Fugmann und Lees sind immer auf der Suche nach innovativen Unternehmen, die mithilfe neuer Technologien den nachhaltigen Wandel vorantreiben – dazu gehören auch solche, die die Nahrungsmittelproduktion verbessern und umweltverträglicher gestalten. „Unsere aktuelle Art und Weise der Lebensmittelproduzieren wirkt sich negativ auf das Klima aus und sprengt weitere Grenzen ökologische Grenzen unseres Planeten“, sagt Fugmann. Dabei nennt er die Zerstörung der Biodiversität sowie übermäßige Landnutzung und Verwendung von Chemikalien als Beispiele.

Es muss sich daher etwas ändern – und zwar zunächst bei den Essgewohnheiten der Menschen. „Problematisch für die natürlichen und ökonomischen Ressourcen ist nicht nur die Menge der konsumierten Lebensmittel. Es geht auch darum, was wir essen“, sagt Lees. Die Umstellung auf eine gesündere Ernährung würde für Mensch und Natur viele Vorteile bieten. So schadet beispielsweise hoher Fleischkonsum langfristig der Umwelt.

Pflanzliche Alternativen schonen die Umwelt

Abhilfe schaffen können pflanzliche Alternativen: Ein vegetarischer Burger hat beispielsweise einen bis zu 90 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als sein tierisches Pendant. Zudem verbraucht er in der Produktion 87 Prozent weniger Wasser und benötigt 96 Prozent weniger Land.

Die Boston Consulting Group prognostiziert, dass die alternative Proteinindustrie bis 2035 siebenmal so groß sein wird wie aktuell und 11 Prozent des gesamten Proteinmarktes ausmachen wird. Experten gehen davon aus, dass der Markt für Fleischersatzprodukte bis zu diesem Zeitpunkt auf die Größe einer Top-50-Volkswirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt von rund 290 Milliarden US-Dollar anwachsen wird.

Gleichzeitig muss die Lebensmittelproduktion insgesamt nachhaltiger werden. „Die Hälfte aller für den Menschen bewohnbaren Flächen wird aktuell landwirtschaftlich genutzt – was für einen erheblichen Prozentsatz der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist“, sagt Fugmann. Und Lees ergänzt: „Der Boden unter unseren Füßen kann mehr Kohlenstoff speichern als die Atmosphäre und die Pflanzenwelt zusammen.“ Hier liege also enormes Potenzial, das es effektiv zu nutzen gilt. Die aktuellen kommerziellen Produktionsmethoden in der Landwirtschaft treiben aber die Bodenerosion voran. Bereits ein Drittel des Mutterbodens ist dauerhaft verloren. „Wenn wir so weitermachen, dürften uns nur noch 30 bis 40 Jahre bleiben, in denen Ernten eingefahren werden können“, gibt Lees zu bedenken.

Neue Entwicklungen in der Branche immer im Blick

Die Umstellung auf biologische Anbaumethoden und der Verzicht auf schädliche Pestizide – wie ihn Zarur anstrebt – könnten der Entwicklung Einhalt gebieten. Als weitere Möglichkeiten nennen Fugmann und Lees den Einsatz von kontrollierten Gewächshäusern. Diese könnten den Ertrag um das 30-fache steigern und dafür 90 Prozent weniger Wasser benötigen. Und wenn sie in der Nähe der Verbraucher gestellt werden, verkürzen sich die Transportwege. Ebenso können Technologien wie Ernteroboter, maschinelles Lernen und Sensoren zu einer effizienteren Landwirtschaft beitragen – alles Branchen, die die Portfoliomanager für ihre Fonds im Blick haben.

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