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Mittelstandsanleihen: Der Marktausblick 2013

Thomas Dierkes, Börse Düsseldorf
Thomas Dierkes, Börse Düsseldorf
Von Thomas Dierkes, Vorstandsmitglied der Börse Düsseldorf

Nicht unbeeindruckt gelassen haben den Markt in 2012 sicherlich die ersten Insolvenzen im Kreis der Mittelstandsemittenten. Die Fälle BKN Biostrom (Mittelstandsbörse der Börse Hamburg-Hannover), SIAG Schaaf (Entry Standard der Börse Frankfurt) und Solarwatt (Bondm der Börse Stuttgart) machten dem investierten Anleger schmerzhaft deutlich, dass mit durchschnittlich zwischen 7 und 8 Prozent liegenden Kupons ein entsprechendes (Ausfall-)Risiko einhergeht.

Anfang November musste dann mit SIC Processing ein weiterer Emittent aus dem Bondm per Quasi Ad hoc vermelden, eine drohende Zahlungsunfähigkeit durch eine Stundungsvereinbarung mit wesentlichen Gläubigern abgewendet zu haben.


Fortentwicklung der Regelwerke mit Augenmaß betreiben

Auch vor diesem Hintergrund werden die Börsen in 2013 gefordert sein, sowohl die Aufnahmekriterien für die Mittelstandssegmente als auch die Mindeststandards für Rating, Transparenz- und sonstige Folgepflichten eng zu beobachten und gegebenenfalls weiter zu entwickeln, um privaten wie institutionellen Anlegern die erforderlichen Informationen bereit zu stellen.

Die Transparenz- und Publizitätspflichten in den Mittelstandssegmenten liegen allerdings schon heute teilweise über dem Standard des regulierten Marktes. Jede Ausweitung kostet die Emittenten Geld und wäre nur dann sinnvoll und angemessen, wenn der Privatanleger als wesentlicher Adressat der zusätzlichen Informationen diese auch annimmt.

Wie die Abrufzahlen auf der Website des mittelstandsmarkts belegen, nutzt er das bereits heute sehr umfassende Informationsangebot der Börsenplätze leider viel zu wenig. So spielt beispielsweise die aussagekräftige Rating-Summary bei diesem Investorenkreis eine eher untergeordnete Rolle. Auch das Folgerating wird, wenn überhaupt, nur beiläufig zur Kenntnis genommen. Dieses Anlegerverhalten zeigt, dass die Fortentwicklung der Regelwerke mit Augenmaß betrieben werden sollte.

Eine für die Anleger interessante und für die Emittenten „kostenneutrale“ Weiterentwicklung gab es an der Börse Düsseldorf im Juni, als sie neue Emittenten am mittelstandsmarkt verpflichtete, vor der Notierungsaufnahme das während der Zeichnungsphase tatsächlich platzierte Volumen zu veröffentlichen. Ein Schritt, der kurz darauf auch in Frankfurt und Stuttgart nachvollzogen wurde.


Attraktive Aussichten

Aktuell scheint sich die Situation der Unternehmen bei der klassischen Finanzierung über Kredit und Schuldschein zu entspannen. Die Konditionen sind etwas günstiger geworden und einige Banken wollen sich jetzt offenbar verstärkt dem Mittelstand zuwenden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regulierungsvorschriften für Banken im Rahmen von „Basel III“, die ab 2013 stufenweise eingeführt werden, auf die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen auswirken.

Basel III erhöht die Anforderungen an die Kreditnehmer und wird vermutlich die Kreditfinanzierungen insbesondere mit längeren Laufzeiten tendenziell teurer machen. Im Kern wird dies zwar nichts daran ändern, dass sich Unternehmen in Deutschland auch künftig zu einem wesentlichen Teil über klassische Bankkredite finanzieren werden.

Allerdings bietet diese Konstellation genügend Raum für eine weitere Entwicklung der Anleihefinanzierung über den öffentlichen Kapitalmarkt. Die Aussichten für das Segment der Mittelstandsanleihen, das schon heute das „Pflänzchenstadium“ hinter sich gelassen hat, sind also gut, den Ruf als neuer Baustein auf der Passivseite der Unternehmen weiter auszubauen.

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