Mittelstandsanleihen „Die jüngsten Insolvenzen sind katastrophal für die Reputation des gesamten Marktsegments“
Dem gesamten Marktsegment den Rücken zukehren?
Können Sie Fondsmanager und andere Investoren verstehen, die dem Marktsegment der deutschen Mittelstandsanleihen nach den Ereignissen der vergangenen Monate den Rücken kehren? Ist das aus Ihrer Sicht zu kurz gedacht? Oder: Fehlt diesen Investoren möglicherweise das nötige Know-how, um in diesem Segment die richtigen Titel auszuwählen und erfolgreich zu sein?
Marius Hoerner, Fondsmanager des Artus Mittelstands-Renten HI Fonds:
Wir gehören definitiv zu denen, die das selbst tun. Ich habe mich zwar immer gegen den Vergleich des Marktes für Mittelstandsanleihen mit dem Neuen Markt gewehrt. Denn ich bin ein Verfechter dieses Marktsegments. Aber eine Bereinigung muss kommen.
Benedict Braus, verantwortlich für das Portfolio des Inprimo Mittelstandsrenten AMI:
Ich habe volles Verständnis dafür. Auch wir diskutieren mit unseren Anlegern darüber. Denn wir müssen auch an den Vertrieb denken, der es aktuell sehr schwer hat. Die jüngsten Insolvenzen sind katastrophal für die Reputation des gesamten Marktsegments. Denn eine solche Rufschädigung ist nur schwer zu beheben. Wir beobachten derzeit, dass sich im Markt die Spreu vom Weizen trennt: Die hochwertigen Emittenten streben höhere Standards an oder nutzen gleich ganz andere Finanzierungsformen. Dagegen steigt der Druck auf Unternehmen, deren Emissionen eher Eigenkapitalcharakter haben. Die negative Entwicklung ist bedauerlich, da die Idee eines Marktes für Anleiheemissionen, an dem Privatanleger schon mit kleinen Beträgen investieren können, dem Grunde nach begrüßenswert ist. Dafür sind aber hohe Qualitätsstandards unverzichtbar – und ein aktives Management durch besonders geschulte Portfoliomanager.
Dirk Viebahn (Foto oben: Monega Kapitalanlagegesellschaft), Portfolio-Manager des WGZ Corporate M:
Je nachdem, wie Investoren in diesem Segment investieren, müssen die übernommenen Risiken sehr gut verstanden werden. Gerade deshalb plädieren wir für ein Investment in einen Fonds. Ein Fonds streut breit und kann seine Risikoneigung den entsprechenden Zyklen anpassen.
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