Mitten in Afrika: Die zwei Seiten des Paul Kagame
und Ruandas Präsident Paul Kagame (fuchtelnd)
Foto: Andreas Scholz
Paul Kagame schaut auf Fotos fast immer ernst. Und es gibt viele Fotos von ihm. In fast jedem öffentlichen Gebäude in dem afrikanischen Staat Ruanda hängt ein Bild mit dem Konterfei des Präsidenten. In Banken, Unternehmen, Supermärkten.
Das erinnert ein bisschen an Erich Honecker. Auch der Staatschef der längst untergegangenen DDR war in seinem Land via Fotopapier überall präsent. Doch während sich Honecker vor der Kamera meist noch an einem Lächeln versucht hatte, schaut Kagame ernst.
Das passt zu der ernsten Mission, auf die er sich begeben hat: Investoren für sein noch immer armes Land anzulocken. „Investments yes, corruption no“ - das Schild an der Straße, die vom Flughafen in die Hauptstadt Kigali führt, fasst die Marschrichtung Ruandas in vier knackige Worte zusammen.
In seiner über neunjährigen Amtszeit hat Paul Kagame sein Land sichtlich aufgeräumt. Es dürfte das einzige Schwellenland sein, das nicht mehr wie eine Müllhalde aussieht. Keine Zigarettenkippen liegen auf dem Bürgersteig, PET-Wasserflaschen schon gar nicht, Bettler gibt es nur wenige, und Plastiktüten hat der Präsident kurzerhand im ganzen Land verboten.
Sanierungsarbeiten gibt es jedoch nicht nur im Kleinen: Die Slums in Kigali will der Präsident, der im August 2003 - zumindest offiziell - mit 94 Prozent der Stimmen gewählt wurde, abreißen lassen. Die Bewohner sollen in neue Wohnungen mit Stromanschluss und fließend Wasser umziehen.
6.500 Dollar werde eine eher durchschnittliche Wohnung kosten, sagt Kigalis Bürgermeisterin Aisa Kirabo Kacyira. Für ihre alten Wellblech-Lauben würden die Umsiedler immerhin Geld bekommen. Wie viel, das sagt sie nicht.
Und wenn sie sich die neuen Bauten trotzdem nicht leisten können oder gar nicht dorthin ziehen wollen? „Die neuen Wohnungen sollen lediglich eine Alternative sein“, antwortet Kacyira. So ist das in Kigali: Was hässlich ist, kommt weg - wie auch immer. Im Jahr 2005, so Kigalis Regentin, seien 33 Slum-Bewohner durch Schlammlawinen gestorben. Ein undurchdachtes Manöver kann man ihr also nicht gerade vorwerfen.