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“Mittlerweile sind deutsche und italienische Staatsanleihen negativ korreliert”

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Risiken bleiben

Aber leider werden uns diese Themen noch einige Zeit erhalten bleiben. Die Umsetzung des zweiten Rettungspakets birgt noch immer hohe Risiken, und es ist keineswegs sicher, dass die von privaten Gläubigern gehaltenen Anleihen wie geplant umgeschuldet werden.

Nicht alle waren an den Verhandlungen beteiligt, die mit dem Vorschlag eines 53,5-prozentigen Haircuts endeten. Wenn einige Investoren diesen ablehnen, besteht noch das (wenn auch kleine) Risiko eines baldigen ungeordneten Zahlungsausfalls.

Dem dürften aber die sogenannten Collective Action Clauses entgegenwirken, mit denen – eine ausreichende Zustimmung vorausgesetzt – sämtliche Gläubiger zur Beteiligung an der Restrukturierung gezwungen werden können.

Aber selbst dann könnten die bevorstehenden Wahlen in Griechenland und der unübersehbare öffentliche Widerstand gegen weitere Sparmaßnahmen die nur knapp erfüllten Voraussetzungen für zusätzliche Finanzhilfen gefährden.

Allmacht Brüssel

Langfristig ist noch nicht einmal klar, ob Griechenland seine Schulden ohne neue europäische Hilfen weiter tragen kann. Am Ende werden sich die meisten griechischen Anleihen im Besitz europäischer Institutionen befinden.

Man könnte meinen, dass es der EU dann leichter fällt, wirtschaftliche Reformen in Griechenland durchzusetzen. Denkbar wäre aber auch, dass die EU dann ganz ohne Markturbulenzen den Austritt Griechenlands aus dem Euroraum organisieren könnte.

Was die Märkte bewegt

Aber all das ist Kaffeesatzleserei. Kurzfristig sind die Einigung über neue Griechenlandhilfen, die Fortschritte beim „dauerhaften“ Stabilitätsmechanismus ESM und die massiven Liquiditätshilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) gut für die Märkte.

Die Spreads von Staatsanleihen sind stabil oder gehen in vielen Fällen sogar zurück. Der Spread zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen beträgt jetzt 360 Basispunkte, nach 550 Basispunkten im November.

Auch die Spreads von Unternehmensanleihen sind heute deutlich enger. Im Investment-Grade-Bereich sind sie in Europa seit dem Jahresende um 70 Basispunkte zurückgegangen. Mit europäischen Unternehmensanleihen verdient man damit (gemessen am Index) gerade einmal 3,6 Prozent.

Insgesamt glauben wir, dass sich die europäischen Staatsanleiherenditen in diesem Jahr kaum verändern werden, falls die EZB ihre Geldpolitik beibehält. Maßgeblich für die Renditen am Anleihemarkt wird daher die Entwicklung der Spreads sein.

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