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Mobius fragt Wu: „Was finden Sie als Schwellenmarkt-Investor im Moment am spannendsten?“

Mark Mobius (re.) mit seinem Kollegen Tom Wu
Mark Mobius (re.) mit seinem Kollegen Tom Wu
Ich habe das große Glück, dass ich von einem fantastischen Team aus derzeit 90 Experten der Templeton Emerging Markets Group unterstützt werde, darunter 52 Analysen und Portfoliomanager aus 26 Ländern, die 24 Sprachen sprechen. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.

In den vergangenen 25 Jahren hatte ich das Vergnügen, mit Tom Wu zusammenzuarbeiten, der unter anderem für das Research von Unternehmen aus Hongkong und den Philippinen und für den Bankensektor zuständig ist.

Er ist ein echter Pionier unserer Gruppe und war schon am Management unseres allerersten Schwellenländerportfolios und am Aufbau unseres Büros in Hongkong beteiligt. Ich finde, es ist höchste Zeit, dass meine Leser Tom kennenlernen.

Mark Mobius: Was hat Sie bei der Berufswahl an der Anlageverwaltung gereizt, und was speziell an den Schwellenländern?

Tom Wu: Ich habe Wirtschaft und Finanzen studiert und (ein, eineinhalb Jahre lang) als Sell-Side-Investmentanalyst gearbeitet. Ich sah in der Anlageverwaltung einen Bereich, in dem ich meine Kenntnisse und Erfahrungen einbringen konnte. Als junger Analyst, der sich nur mit Unternehmen aus Hongkong befasst hatte, fand ich die Schwellenländer wegen ihrer Markt- und Unternehmensvielfalt faszinierend.

Mark Mobius:
Worin sehen Sie aktuell die größte spezifische Herausforderung für die Gruppe, und was war die größte Herausforderung für Sie  in Ihrer Karriere bei Franklin Templeton?

Tom Wu: Die Herausforderung besteht stets darin, die interessantesten Anlageschnäppchen für unsere Anleger aufzuspüren. Im Lauf der Jahre haben wir unser Research in der Fläche ausgeweitet und unsere Investmentmethodik verbessert, um dieser schwierigen Aufgabe gerecht zu werden. Die Branchen- dynamik verändert sich laufen. Es ist eine Herausforderung, sich auf diese Änderungen einzustellen. Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, als der Telekommunikationssektor wegen seines hohen Wachstums der Liebling der Schwellenmarktanleger war. Das ist heute nicht mehr so.
Mark Mobius:
Worin sehen Sie aktuell die größte spezifische Herausforderung für die Gruppe, und was war die größte Herausforderung für Sie  in Ihrer Karriere bei Franklin Templeton?

Mark Mobius: Was finden Sie als Schwellenmarktinvestor im Moment am spannendsten?
Tom Wu: Es gibt viele unterbewertete, gut geführte, starke und wachsende Schwellenländerunternehmen. Diese Unternehmen haben unseres Erachtens das Potenzial, langfristig hohe Erträge zu erzielen. Besonders angesprochen fühlen wir uns von konsumabhängigen Unternehmen, etwa aus den Sektoren private Dienstleistungen, langlebige Konsumgüter und Lebensmittel und Getränke. Das Pro-Kopf-Einkommen in den Schwellenländern nimmt allgemein zu, und diese Unternehmen sind gut aufgestellt, um von diesem Trend potenziell zu profitieren.

Mark Mobius: Blicken wir zurück auf das Jahr 1987, als wir uns kennenlernten. Können Sie eine Anekdote dazu erzählen, wie damals Research-Besuche durchgeführt wurden?

Tom Wu: Ich erinnere mich noch an unser erstes Gespräch. Sie wirkten auf mich freundlich und entscheidungsfreudig. Zu unseren Unternehmensbesuchen in der damaligen Zeit fällt mir vor allem ein, wie sehr wir damals auf Faxe angewiesen waren, um Informationen zu bekommen. E-Mails oder auch Handys gab es natürlich noch nicht. Das Hotelpersonal war von unserer Faxflut manchmal so überfordert, dass man uns gleich eine ganze Rolle Faxpapier in die Hand drückte!

Mark Mobius: Abgesehen von der Technik, was hat sich Ihres Erachtens im Laufe Ihres Werdegangs an der Branche oder den Märkten am meisten verändert?

Tom Wu: Als wir die ersten Schwellenländeranlagen erwarben, gab es nur wenige Märkte, auf denen wir direkt investieren konnten: Singapur, Malaysia, Hongkong, Mexiko, Thailand und die Philippinen. Inzwischen können wir direkt in über 60 Schwellenländern anlegen. Außerdem sind unsere Anlagestrategien heute stärker spezialisiert, etwa auf BRIC-Länder und Grenzmärkte, um die Bedürfnisse unterschiedlicher Anlegertypen zu befriedigen.

Mark Mobius: Kommt es gelegentlich vor, dass Sie von Ihrem Job oder den Märkten noch überrascht werden?

Tom Wu: Es gibt immer unvorhergesehene Faktoren und Ereignisse, die Veränderungen beschleunigen und für Überraschungen sorgen. Die Märkte sind ihrem Wesen nach volatil, und ihre Schwankungen überraschen mich manchmal immer noch.

Mark Mobius: Welchen wichtigen Rat, den Sie im Laufe Ihrer Karriere erhalten haben, beherzigen Sie bis heute?

Tom Wu: Ich glaube, es ist ungeheuer wichtig, als Investor langfristig zu denken.

Mark Mobius: Es wurde viel über passive und indexbasierte Kapitalanlage gesprochen, vor allem im Zusammenhang mit ETFs. Warum glauben Sie an aktives Management, und welche Vorteile bringt das Ihrer Ansicht nach für das Portfolio eines Anlegers?

Tom Wu: Wir werden nicht eingeschränkt durch das vorgegebene Aktiensortiment eines Index, in den wir investieren dürfen, oder durch eine bestimmte Marktkapitalisierungskategorie. Wir achten auf verschiedene Aspekte eines Unternehmens, die sich auf seinen Wert auswirken können, wie Corporate Governance, Fähigkeit des Managements, Wettbewerbsposition und Finanzkraft. Ich halte die von unserem Team gebotene Präsenz vor Ort für extrem wertvoll, vor allem auf Märkten, die nur von wenigen anderen analysiert werden.

Mark Mobius: Verraten Sie uns noch, wofür Sie sich neben Ihrem Beruf engagieren oder interessieren?

Tom Wu: Meine Freizeit verbringe ich am liebsten mit meiner Familie.

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