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Modern Monetary Theory Das Spiel mit den Schulden

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Die Amerikaner werden versuchen, dieses Modell zu kopieren. Die Staatsschulden werden sie noch lange Zeit ausweiten können. Das funktioniert, solange die Wachstumsrate der Schulden einigermaßen im Gleichlauf mit dem Bruttosozialprodukte ist. Die MMT wird daher ein zentraler Punkt im nächsten Präsidentschaftswahlkampf sein. In der Eurozone spielt die MMT dagegen bisher keine größere Rolle. Sie könnte auch nur funktionieren, wenn wir eine einheitliche Finanzpolitik hätten.

Außerdem funktioniert die MMT nur, wenn die Zinsen extrem niedrig sind. In den 1970er Jahren etwa war das Zinsniveau zweistellig. Die ausufernden Staatsschulden führten zu einem weiteren Anheizen der Inflation und am Ende wurde die Bonität der Staaten infrage gestellt.

Die deutlichste Schwäche an der MMT ist die Tatsache, dass der Privatsektor als langfristiger Treiber einer wachsenden Volkswirtschaft keine Beachtung findet. Langfristig muss aber jede Rechnung von irgendjemanden bezahlt werden. Das Verrückteste ist, dass es kaum jemand mehr stört, dass die Staatsquote an der Wirtschaftsleistung weiter zu nimmt, solange der Staat ungebremst agieren kann. Die Generation der Politiker, die die letzte Finanzkrise miterlebt haben, sind weitgehend abgetreten. Deren Nachfolger haben scheinbar kein Gedächtnis. Für sie sind die außergewöhnliche Geldpolitik, die hohe Staatsverschuldung und die Politik der Notenpresse Teil einer neuen Normalität geworden.

Die nächste Weltfinanzkrise ist deshalb die beste prognostizierbare der Weltgeschichte. Insofern sollte man dem politischen Treiben und dem Agieren der Notenbanken höchste Aufmerksamkeit beimessen. Die Entwicklungen werden erhebliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte und auf die Vermögensallokation haben.

Wolfgang Köbler ist Vorstand der KSW Vermögensverwaltung aus Nürnberg.

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