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Modern Monetary Theory Wie die MMT traditionelle Finanzmarkt-Thesen über den Haufen wirft

Martin Hüfner ist Chefvolkswirt beim Asset Manager Assenagon.
Martin Hüfner ist Chefvolkswirt beim Asset Manager Assenagon. | Foto: Assenagon

Eine neue Theorie macht Schlagzeilen. Sie stammt von Volkswirten, wird aber vor allem an den Kapitalmärkten und in der Politik heftig diskutiert. Bei einigen ruft sie wütende Kommentare hervor. Larry Fink oder Bill Gates bezeichnen sie als "Müll" und "dummes Gerede". Jan Hatzius, der kluge Chefvolkswirt von Goldman Sachs sieht in ihr dagegen nützliche Gedanken, die bei der Zinsprognose helfen können. Bei den nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA wird die Theorie eine wichtige Rolle spielen. Es lohnt sich daher, sich näher damit zu befassen.

Gemeint ist die Modern Monetary Theory (MMT). Sie stellt eine Reihe von den Erkenntnissen, die heute Allgemeingut sind, auf den Kopf. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen stehen die öffentlichen Defizite. In der traditionellen Theorie gelten Defizite mehrheitlich als schlecht, weil sie das Vertrauen an den Finanzmärkten unterminieren, die Zinsen erhöhen, private Investitionen verdrängen und weil sie ein Zeichen dafür sind, dass der Staat mit den Steuergeldern nicht vernünftig umgehen kann.

Fred

Ganz anders die Vertreter der Modern Monetary Theory. Für sie sind öffentliche Defizite Voraussetzung für eine wachsende Wirtschaft. Der Grund dafür liegt in der Annahme, dass das Geld heute nichts von außen Vorgegebenes ist (wie in der Goldwährung oder wie zu Zeiten von Bretton Woods), sondern ein "Geschöpf des Staates" (Georg Friedrich Knapp). Geld entsteht allein durch die Ausgaben der öffentlichen Hand. Sie schaffen Einkommen und statten die Menschen mit finanziellen Mitteln aus.

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Je mehr der Staat ausgibt, umso mehr Einkommen und umso mehr Geld gibt es. Den Menschen geht es besser. MMT enthält eine klare Aufforderung an die öffentliche Hand, möglichst viel auszugeben, um damit die Wohlfahrt der Gesellschaft zu erhöhen. Sie sollte alle freien Kapazitäten nutzen und allen Arbeitslosen Beschäftigung geben.

Problematisch wird es erst dann, wenn der Staat mehr ausgibt, als mit den vorhandenen Ressourcen erstellt werden kann. Dann entsteht Inflation. Hier kommen die Steuern und Staatsanleihen ins Spiel. Sie sind nach Ansicht der Vertreter der MMT nicht dazu da, die Ausgaben zu finanzieren. Sie dienen vielmehr dazu, Geld abzuschöpfen, wenn die Staatsausgaben über das Produktionspotenzial hinausgehen. Hauptzweck der Steuern ist also, Preissteigerungen zu verhindern. Im Übrigen sollen sie natürlich auch die Einkommensverteilung beeinflussen und Incentives für nachhaltiges Wirtschaften oder andere soziale Zielen geben.

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