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Moderne Fondspolice: "Fonds auch in der Rentenphase"

Alexander Kling, Institut<br/>für Finanz- und Aktuarwissenschaften<br/>in Ulm
Alexander Kling, Institut
für Finanz- und Aktuarwissenschaften
in Ulm
DAS INVESTMENT.com: Bleibt die Fondspolice trotz der Krisen am Kapitalmarkt geeignet, um für’s Alter vorzusorgen?

Alexander Kling: Für Sparer, die ihr Geld über 20 oder 30 Jahre anlegen wollen, kann die Fondspolice geeignet sein. Ihr großer Vorteil ist die Flexibilität bei der Kapitalanlage: Konservativere Anleger können risikoärmere Fonds auswählen oder eine Garantie aktivieren, chancenorientierte Investoren haben die Möglichkeit, in risikoreichere Produkte zu gehen.

DAS INVESTMENT.com: Welche Merkmale machen die moderne Fondspolice aus?

Kling: In Sachen Flexibilität haben sich die Versicherungen sehr weiterentwickelt. Fondspolicen müssen sich heute an die unterschiedlichsten Lebensläufe anpassen können. Viele Produkte werden diesem Anspruch inzwischen gerecht.

DAS INVESTMENT.com: Eine Variante dieser Flexibilität ist, dass Kunden selbst Einfluss auf das Garantieniveau nehmen können.

Kling: Richtig.

DAS INVESTMENT.com: Was halten Sie davon?

Kling: Aus Kundensicht ist das eine schöne Geschichte, wenn man etwa in Zehn-Prozent-Schritten einstellen kann, wie viel Sicherheit man haben möchte.

DAS INVESTMENT.com: Da schwingt ein „Aber“ mit, oder?

Kling: Ja. Versicherer, die das anbieten, müssen darauf achten, dass nicht gegen sie spekuliert werden kann.

DAS INVESTMENT.com: Wie würde das aussehen?

Kling: Nehmen wir ein dynamisches Drei-Topf-Hybrid-Modell. Je höher dort die Garantie gewählt wird, desto stärker schichten die Anbieter das Vertragsguthaben in den sichersten Topf, das Deckungskapital. Mit einembeliebig freiwählbaren Garantieniveau könnte sich der Kunde in Zeiten niedriger Zinsen durch Erhöhung der Garantie eine vergleichsweise hohe Deckungsstockverzinsung einkaufen.

DAS INVESTMENT.com: Falls es ein Garantiesystem überhaupt braucht. Einige Versicherer bieten Fonds an, die durch die breite Streuung über Anlageklassen und -instrumente in sich Verluste begrenzen.

Kling: Diese Risikobegrenzung auf Kapitalanlageebene halte ich für sinnvoll, wenn der Kunde genau verstanden hat, dass er dafür auf eine harte Garantie verzichtet. Natürlich muss jeder Kunde für sich entscheiden, ob das die richtige Strategie für ihn ist. Aber das bringt mich zu einem grundsätzlichen Thema, in dem es unserer Ansicht nach ein Umdenken gibt.

DAS INVESTMENT.com: Nämlich?

Kling: Die Art, wie mit Hochrechnungen in der Beratung umgegangen wird. Jetzt ist es in der Regel so, dass den Fonds eine Wertentwicklung von 3, 6 oder 9 Prozent unterstellt und danach die mögliche Ablaufleistung berechnet wird. Dies hat aber Nachteile, da Unterschiede der Fonds dadurch nicht berücksichtigt werden. Daher geht der Trend dahin, Chance-Risiko-Profile auszuweisen. Dazu rechnen die Versicherer etwa 10.000 mögliche Aktienmarktentwicklungen und Zinsszenarien durch, simulieren, was der Fondsmanager  in diesen Phasen gemacht hätte, und berechnen die Kosten, die anfallen würden. Aus diesen 10.000 Ablaufleistungen können  sie bestimmte Chance-Risiko-Profile filtern, etwa die mittlere Ablaufleistung oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, 5 Prozent Rendite zu erwirtschaften.

DAS INVESTMENT.com: Sehen sie weitere Punkte, wo es Weiterentwicklungen geben könnte?

Kling: Ich erwarte, dass auch die Rentenbezugsphase flexibler sein wird. Bisher endet das Fondsinvestment oft mit Rentenbeginn. Aber auch dann haben Sparer oft noch 20 oder mehr Jahre Leben vor sich. Die Versicherer – und einige machen das schon heute – sollten es schaffen, innerhalb einer Fondspolice auch im Rentenalter Fondsinvestments verbunden mit Garantieelementen anzubieten.

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