Barbara Bocks

Tipps für Einsteiger:innen Kunst-Investments: Das solltest du definitiv vorher beachten

Käufer
Käufer:innen in einer Galerie: Der Kunstmarkt ist eine sehr spezielle Anlageklasse mit hohen Eintrittsbarrieren.
© Canva

Mit Kunst kann man sein Portfolio gut diversifizieren.“ Diese Meinung vertritt Julian Kutzim von Arttrade in einem Online-Webinar der Börse Frankfurt zum Thema „Kunst als Anlageklasse“. Die gute Nachricht für Investor:innen lautet: Es gibt eine niedrige Korrelation zwischen Kunst und Aktien. Das heißt, dass Investor:innen mit Kunstinvestments ihr Aktienportfolio gegen Klumpenrisiken schützen können.

Viele Vermögensverwalter:innen empfehlen Kunst daher als 5- bis 10-prozentigen Baustein des Depots.

Und der globale Markt für Kunst ist wirklich riesig.

Zahlen zum Thema Kunst:

  • Weltweit haben die Verkäufe auf dem Kunstmarkt laut den Expert:innen von Deloitte im Jahr 2022 ein Volumen von 67,8 Milliarden US-Dollar erreicht. Zum Vergleich: Alle Aktien weltweit hatten 2020 einen Wert von circa 106 Milliarden US-Dollar.
  • Die weltweiten Erlöse aus dem Verkauf von Kunst sind damit im Vergleich zu 2020 um 35 Prozent gewachsen.
  • Der Onlinemarkt hat daran einen Anteil von 11 Milliarden US-Dollar.
  • Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Onlineverkäufe um 83 Prozent angestiegen.
  • Auf 1,5 Billionen US-Dollar schätzen Expert:innen das gesamte in Kunst angelegte Vermögen von High-Net-Worth-Individuals, also reichen Sammler:innen.

Soweit zu den guten Nachrichten; die weniger guten Nachrichten für Investor:innen lauten: Der Kunstmarkt ist ein sehr spezieller Markt mit sehr niedriger Transparenz. Aus Sicht der Expert:innen ist er einer der am wenigsten regulierten Investoren-Märkte. Denn viele Verkäufe von Werken und deren Erlöse werden nicht veröffentlicht.

 

Die größten Eintrittsbarrieren für Einsteiger:innen am Kunstmarkt

  • Ein gutes Netzwerk, um an Bilder zu guten Preisen zu gelangen, ist wichtig, da der Markt sehr intransparent ist.
  • Kaum ein Investmentmarkt ist aus Expert:innensicht so volatil, was schnelllebige und kurzfristige Trends angeht.
  • Investor:innen benötigen in der Regel viel Kapital für Investments: Kunstwerke der Top-100-Künstler:innen wie Christo oder Gerhard Richter kosten gerne mal mehrere Millionen Euro.
  • Investor:innen brauchen Expert:innenwissen und oftmals auch Glück, um die Künstler:innen zu erkennen, denen eine große Karriere und damit auch Wertsteigerung der Werke bevorsteht.

Woran erkenne ich den Wert von Kunst?

Den Wert von physischer Kunst, insbesondere von moderner Kunst festzulegen, ist schwierig“, sagt Uta Tschentscher, Galeristin und NFT-Coach aus Hamburg. „Klar kann man den Materialwert und die Arbeitszeit bestimmen. Aber beide sagen nicht unbedingt etwas über den Wert des Kunstwerks aus.

Bild Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci
„Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci: Der Künstler hat daran monatelang mit mehreren Assistenten gearbeitet. © Canva

Als Beispiel nennt sie das Bild „Das letzte Abendmahl“. An diesem Bild hat der Künstler Leonardo da Vinci mit seinen Angestellten monatelang gearbeitet. Es wird unter Umständen zu gleichen Preisen gehandelt wie ein modernes monochromes Kunstwerk, das von der Herstellung her weit weniger aufwendig war.

Daher hat Uta den folgenden Rat für angehende Kunstsammler:innen:

„Kaufe lieber etwas, was dich anspricht. Wenn es dann im Wert steigt, umso besser, dann hast du etwas Wertvolles an der Wand.“

Aus ihrer Sicht wisse man bei 99 Prozent aller Künstler:innen in der Regel nicht, welche Preise sie für ihre Kunst erzielen werden. „Das typische Vorurteil von Leuten, die sich nicht mit Kunst auseinandersetzen, ist: ‚Das hätte ich auch malen können‘“, sagt Uta. „Das stimmt vielleicht, aber die Person hat es ja nicht gemacht. Die Idee stammt von einer Künstlerin oder einem Künstler und diese bestimmt den Preis von Kunst, insbesondere von moderner Kunst.“

 

Um den Wert von zeitgenössischen Künstler:innen zu bestimmen, lohnt sich ein Blick in den sogenannten „Kunstkompass“, der jedes Jahr von der Zeitschrift „Capital“ veröffentlicht wird.

  • Der Kompass ist ein Ranking der Top-100 lebenden Künstler:innnen.
  • Im aktuellen Ranking aus dem Jahr 2022 liegt Gerhard Richter zum mittlerweile 19. Mal vorne.
  • Die Plätze zwei bis drei des Rankings belegen Bruce Nauman und Georg Baselitz.

Worauf sollte ich bei Kunstinvestments achten?

Wer sich als Investor:in in den Kunstmarkt wagen möchte, für den hat Anna Graf, Innovation Lead Web3 bei Arvato Systems AG, den folgenden Tipp:

„Gerade als Einsteiger sollte man darauf achten, dass der Künstler bereits eine gewisse Erfahrung hat. Es ist ratsam, sich anzuschauen, wo er oder sie die Ausbildung absolviert hat und wie lange er bereits in der Kunstszene aktiv ist.“

Die Historie eines Künstlers kann aus ihrer Sicht „ein Indiz dafür sein, wie seine Karriere weiter verlaufen wird und ob von ihm oder ihr noch mehr zu erwarten ist“. Diese Herangehensweise hat aus Annas Sicht nach wie vor eine hohe Relevanz für den Kunstmarkt.

 

Wie kann ich mit wenig Budget in Kunst investieren?

Wer ein kleineres Budget hat, aber trotzdem in Kunst von etablierten Künstler:innen wie Damien Hirst investieren möchte, kann dies über Firmen wie Arttrade oder Timeless tun.

  • Investments beginnen bei Timeless ab einem Betrag von 50 Euro, bei Arttrade ab 1.000 Euro.
  • Die Firma Timeless bietet Investor:innen an, in Anteile von Collectibles wie Kunst, Sneaker, Luxusuhren oder Whiskey zu investieren.
  • Über Arttrade kannst du in Anteile von Kunst investieren, in Einzelbilder oder in ein speziell festgelegtes Editionsportfolio aus mehreren Bildern. In dem Portfolio sind 52 Exponate von Künstler:innen wie Christo, Gerhard Richter und Nan Goldin enthalten. Die Mindesthaltedauer sind fünf Jahre.

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Investor:innen profitieren von Wertsteigerungen ihrer Anteile an den Werken oder Collectibles, an denen sie beteiligt sind, sie müssen aber unter anderem für den Kauf Gebühren zahlen.

Möglich macht das bei beiden Firmen die Blockchain-Technologie im Hintergrund. Der Fachbegriff dafür ist Tokenisierung oder Fraktionierung. Investor:innen müssen sich aber mit der Technik nicht zwingend dezidiert beschäftigen.

Wo finde ich interessante digitale Kunst?

Wenn es um digitale Kunst und NFTs geht, bevorzugt Anna Graf Plattformen, die das Angebot bereits vorsortieren. Als Beispiel nennt sie die Galerie Bright Moments, die aus ihrer Sicht auch führend im Bereich Generative Art ist.

Auch viele berühmte Künstler:innen wie Damien Hirst wagen sich mittlerweile in den NFT-Kosmos vor. „Die Käufer:innen konnten selbst entscheiden, ob sie das Kunstwerk an sich oder den NFT dazu haben wollten“, sagt Uta. Die jeweils andere Alternative wurden dann im Juni 2022 zerstört. Der Anteil an physischen Dots und NFTs ist ungefähr 50 zu 50. 

Uta Tschentscher ist großer Damien Hirst-Fan:

Damien Hirst ist der Marketing-Profi unter den Künstler:innen. Er weiß sich zu vermarkten und zu provozieren und ist auch mit seiner Kunst am Puls der Zeit.

„Am tollsten fand ich seinen Beitrag zur Biennale 2017 in Venedig. Dort hat er mit seiner Ausstellung „Treasures from the Wreck of the Unbelievable“ den kompletten Palazzo Grassi so gestaltet, als hätte es ein Schiff mit Schätzen gegeben, das untergegangen ist und diese Schätze hat er dann ausgestellt.  Es gab auch eine Story zum Schiff, Videos mit Taucher:innen. Das war eine tolle Ausstellung und spannende Idee, das so umzusetzen."

 

Nach welchen Kriterien wählen Expertinnen die Kunstwerke aus, in die sie investieren?

Anna mag Farben sehr gerne und wählt ihre Kunstwerke oft aufgrund der Künstler aus. In ihrem Wohnzimmer hat sie zum Beispiel Chromdrucke von Refik Anadol hängen. „Für mich ist ein persönlicher Bezug oder eine Verbindung zu einem Kunstwerk wichtig. Ich mag Contemporary Art sehr gerne. Ein Werk eines alten Meisters würde ich mir lieber im Museum anschauen, als einen Reprint davon zu Hause aufzuhängen“, sagt sie. 

Bei Uta Tschentscher spielt es auch immer eine Rolle, ob das Werk einen Titel hat. Manchmal brauche es einen Titel und Kontext, um das Werk einzuordnen. Denn aus ihrer Sicht sprechen einen die meisten Kunstwerke auch auf einer Gefühlsebene an.

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