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Präsidentschaftswahlen in Frankreich Möglicher Kursrutsch ist noch nicht ausgestanden

Macron nach dem knappen Wahlergebnis am Sonntag, 10. April
Macron nach dem knappen Wahlergebnis am Sonntag, 10. April: Vor der Stichwahl am 24. April schwören Macron und Le Pen ihre Anhänger ein und werben um Stimmen der unterlegenen Kandidaten. | Foto: Imago Images / Starface
Gareth Gettinby, Aegon AM

Am 10. April waren die französischen Bürger aufgerufen, in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen über den Kandidaten für die neue fünfjährige Amtszeit der französischen Präsidentschaft abzustimmen. Bis vor kurzem haben die Märkte die Wahl fast komplett ignoriert, da der derzeitige Amtsinhaber Emmanuel Macron in den Meinungsumfragen komfortabel vorne lag. Doch in den letzten zwei Wochen schrumpfte sein Vorsprung in den Umfragen, wodurch auch Anleger in europäischen Aktien interessiert nach Frankreich blicken.

In dem Maße, in dem sich das Rennen verschärft hat, sind die französischen Aktien stark gefallen. Zugleich hat sich der 10-jährige Spread zwischen Frankreich und Deutschland über den Höchststand vom Februar hinaus ausgeweitet. Unserer Einschätzung nach hängt das Risiko eines Kopf-an-Kopf-Rennens mit dem Russland-Ukraine-Konflikt und zugleich mit den Reaktionen der Zentralbanken auf die steigende Inflation zusammen.

Macron und Le Pen liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Nachdem am Sonntag kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen errungen hat, läuft es auf eine Stichwahl zwischen den beiden Spitzenkandidaten am 24. April hinaus. Insgesamt traten in der ersten Runde am Sonntag zwölf Kandidaten an, wobei fünf Hauptkandidaten um die Wählergunst rangen.

Präsident Macron hofft auf eine zweite Amtszeit, während die Rechtspopulistin Marine Le Pen erneut seine Hauptkonkurrentin ist. Aber auch Jean-Luc Mélenchon profitierte von einem Anstieg der Umfragewerte, der Links-Politiker klassierte sich auf Platz drei. Dahinter folgt abgeschlagen der Rechtsextreme Éric Zemmour.

Nach Auszählung der abgegebenen Wahlstimmen liegt der Amtsinhaber Emmanuel Macron laut dem Innenministerium vor der Rechtspopulistin Marine Le Pen. Bereits zuvor deuteten alle Umfragen auf einen Sieg Macrons hin, was angesichts seiner hohen Zustimmungswerte nicht überrascht, denn keine einzige Umfrage vor der Wahl ging von einem Sieg Le Pens aus. Zudem hatte sich in den vergangenen beiden Wochen Macrons Vorsprung in den Umfragen gegenüber Le Pen vergrößert.

Bei der letzten Wahl in Frankreich im Jahr 2017 siegte Macron im zweiten Wahlgang mit 66 Prozent der Stimmen über Le Pen. Weil eine Politico-Umfrage vor der Wahl einen Vorsprung von nur 54 Prozent für Macron gegenüber 46 Prozent für Le Pen nahelegte, erscheint die Führungsposition des Präsidenten deutlich verwundbarer als 2017. Le Pen hat in diesem Wahlkampf ihre Wahltaktik geändert und fordert nicht mehr, dass Frankreich die Eurozone verlässt. Eine ihrer geplanten Maßnahmen ist die Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie von 20 auf 5,5 Prozent, was die Wähler locken könnte, da die höheren Energiekosten weiterhin erhebliche Härten für die französische Bevölkerung bedeuten.

Kursrutsch bei europäischen Aktien droht

Angesichts der aktuellen Faktoren und Ereignisse, auf die die Märkte reagieren, ist es schwierig, die Auswirkungen eines etwaigen Sieges von Le Pen auf die Märkte isoliert zu betrachten. Wir gehen davon aus, dass alles andere als ein Sieg Macrons in der Stichwahl am 24. April eine große Überraschung für die Marktteilnehmer wäre. Es gilt abzuwarten: Für die Bürger des Vereinigten Königreichs kam der Ausgang des Brexit-Votums überraschend, sodass ein Sieg von Le Pen nicht ausgeschlossen werden kann. Er sollte für die Märkte als „Tail Risk“ betrachtet werden und würde die bestehenden Unsicherheiten für das französische Wachstum, die Inflation im Land und die Finanzlage des Staates erhöhen. Das Ergebnis würde vorrangig zu Kursverlusten des französischen Aktienmarktes CAC 40, aber auch der europäischen Aktien insgesamt führen. Ebenso zu erwarten wäre eine weitere Ausweitung des Spreads zwischen Frankreich und Deutschland und eine weitere Aufweichung des bereits schwachen Euro, insbesondere gegenüber dem sicheren Hafen Schweizer Franken.

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