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Mogelpackungen, Performance und Wohlfühlfaktor Wann ist ein Family Office eigentlich ein Family Office?

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Aktive Verwaltung des Vermögens


Passives Management, „Smart Beta“, aktives Portfoliomanagement – alles Dienstleistungen die engagiert in der Fachwelt diskutiert werden. Wird aktives Management bei der Vermögensverwaltung bei meinem Dienstleister betrieben? Kann ich diese Aktivität quantitativ messen? Ist der Verwalter am Erfolg beteiligt? Darf er eigene Produkte einsetzen? Diese Sachverhalte werden bei Family Offices wie auch bei Vermögensverwaltern wie auch auf Kundenseite intensiv diskutiert. Gibt es einen Konflikt zwischen Beratung und aktivem Portfolio-Management?

Kernpunkte bei der Diskussion sind zum einen der Sachverhalt, dass der ideale Beziehungsmanager (Family Office oder Vermögensverwalter) nicht immer der optimale Portfolio Manager sein muss. Ist sich der Kunde, auch der Institutionelle (Beispiel: Stiftungen), sich dessen bewusst?

Wie zu Beginn erwähnt, beide Anbieterkategorien haben ausgeprägte Stärken im Bereich Vertrauensbildung, Beziehungsmanagement, Langfristigdenke: Kann es nicht sein, dass der Kunde in bestimmten Fällen aufgrund dieser „soften“ Faktoren bei bestimmten Gebieten beim „falschen“ Family Office oder Vermögensverwalter Kunde ist? In bestimmten Fällen ist dies wohl der Fall. Vergessen wird hier häufig, dass man sich im Dienstleistungsbereich befindet.

Sollte „mittelgute“ Performanceleistungen dem Kunden ausreichend erscheinen (oder „mittelgute“ fachliche Skills, Know-how, Vernetzung von Dienstleister et cetera), dann wird dieser Convenience-Faktor im Zweifelsfaktor als Added Value akzeptiert, die Suchkosten für die auch temporär wechselnden „idealen“ Portfolio Manager erscheinen unter Umständen zu hoch. Alles im Interesse des Kunden – wenn er sich dieses Sachverhaltes bewusst ist.

Abgrenzbarkeit von Services


Um auf den Begriff der „Mogelpackung“ zurück zu kommen: Wissenschaft und Fachwelt bemühen sich derzeit intensiv um Definitionskriterien für Single Family Offices und Multi Family Offices in Abgrenzung zu den Dienstleistern im Bereich unabhängige Vermögensverwalter. Der Bereich konzerngebundener „Family Offices“ bleibt hier bei der Diskussion bewusst außen vor.

Natürlich ist das Family Office in seiner Funktion als zentraler Dienstleister für bestimmte Familien in der Breite der Aufgabenstellung nicht gleich zu setzen mit der reinen Funktion eines Vermögensverwalters. Die Existenz des Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) zeigt, dass Dienstleister ihre „Definitionsmacht“ bündeln können, vielleicht ergeben sich in Zukunft auch einmal ähnliche kommunikative Strukturen im Family Office-Bereich.

Ausblick: Family Offices, Vermögensverwalter, Stiftungen und Kapitalanlagegesellschaften


Unabhängigkeit, Kompetenz, Seriosität: Betrachtet man diese Bausteine als entscheidend für eine langfristig zufriedenstellende Geschäftsbeziehung, kann man auch den Bogen zur klassischen Asset Management-Industrie schlagen. Kapitalanlagegesellschaften wie Universal Investment, Ampega, Hansainvest und viele andere Häuser müssen sich an diesen Kriterien als spezialisierte Dienstleister „messen“ lassen.

Der Preiswettbewerb ist beispielsweise sehr intensiv im Bereich Fondsadministration. Wie im Bereich Family Offices und Vermögensverwalter treten bei der Entscheidung oft „softe“ Faktoren wie Know-how, Netzwerk und Beziehung in den Vordergrund. Nach dem Beauty Contest haben viele Häuser sich auf ähnliche Preisstrukturen hin bewegt, wenn Preise ähnlich erscheinen, dann wird der Mehrwert durch zusätzliche Faktoren unterstrichen.

Stiftungen, denen man ähnliche Strukturen in der „Anlagedenke“ (Langfristigkeit) wie bei Family Offices beziehungsweise bei Unternehmerfamilien unterstellt, beschäftigen sich derzeit mit den oben angeführten Fragestellungen, bauen Kompetenz auf. Unter anderem, um für sich den passenden Dienstleister zu finden.

Derzeit spielen noch viele konzerngebundene Anbieter eine starke Rolle in der Stiftungsbetreuung: Banken sind oft zu Beginn bei der Gründung mit ihm Boot. Und – es gibt gute Banken, unbestritten. In Zukunft werden die Anbieter Marktanteile gewinnen, die glaubwürdig den Kunden, privaten wie institutionellen, vermitteln: Kundeninteresse und Anbieterinteresse befinden sich im Gleichklang.

Die Bankenwerbung bewegt sich schrittweise in diese Richtung, Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter haben sich in der Vergangenheit bewusst in dieser Richtung bereits positioniert. Vereinfacht kann man sagen: Alles, was der Kunde versteht, was Mehrwert bietet bei der neutralen Unterstützung bei Vermögensangelegenheiten sollte auch bezahlt werden, denn: Billig kann auch teuer werden!

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