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Aktive Fonds: In diesen Segmenten schlagen sie ETFs (Morningstar)

Die jüngste Ausgabe des Morningstar European Active/Passive Barometer (Jahresende 2024) zeichnet ein klares Bild: Die Hürden für aktive Fondsmanager, ihre passiven Pendants zu übertreffen, sind in vielen Marktsegmenten höher denn je. Dennoch gibt es Nischen, in denen aktives Management weiterhin überzeugende Ergebnisse liefert – eine differenzierte Betrachtung ist gefragt.
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Die jüngste Ausgabe des Morningstar European Active/Passive Barometer (Jahresende 2024) zeichnet ein klares Bild: Die Hürden für aktive Fondsmanager, ihre passiven Pendants zu übertreffen, sind in vielen Marktsegmenten höher denn je. Dennoch gibt es Nischen, in denen aktives Management weiterhin überzeugende Ergebnisse liefert – eine differenzierte Betrachtung ist gefragt.
Deutlicher Vorsprung für passive Investments in etablierten Märkten
Die halbjährliche Studie, die rund 29.500 in Europa domizilierte Fonds analysiert, zeigt ernüchternde Langzeitergebnisse für aktive Manager: Über einen Zeitraum von zehn Jahren konnten im Durchschnitt nur 14,2 Prozent der aktiven Aktienfonds ihre passiven Konkurrenten übertreffen. Mit anderen Worten: Mehr als 85 Prozent der aktiven Fondsmanager scheitern langfristig daran, ihre passiven Vergleichsindizes zu schlagen.
Etwas besser, aber auch nicht rosig sieht es bei kürzerer Zeitbetrachtung aus. In den 38 untersuchten Aktienkategorien konnten 29,1 Prozent der aktiven Fonds ihre passiven Pendants im Einjahreszeitraum bis Dezember 2024 übertreffen. Das stellt nur eine minimale Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert von 28,7 Prozent dar.
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Besonders schwierig ist das Terrain in etablierten Märkten – im US-Large-Cap-Blend-Segment schafften dies gerade einmal 3,5 Prozent der aktiven Manager, bei europäischen Large-Cap-Fonds waren es 5,3 Prozent.
„In Kategorien mit gut diversifizierten, kostengünstigen passiven Optionen wird es für aktive Strategien zunehmend schwieriger, ihre höheren Gebühren zu rechtfertigen“, heißt es in der Morningstar-Studie.
Morningstar verändert Methodik
Morningstar hat zwei wichtige Änderungen bei der Berechnung des passiven Vergleichsindex vorgenommen. Erstens wurde von einer gleichgewichteten auf eine vermögensgewichtete Zusammensetzung umgestellt, um die zunehmende Verbreitung kleiner, spezialisierter passiver Fonds angemessen zu berücksichtigen. Zweitens wird nun eine Buy-and-Hold-Methodik verwendet, die stärker der tatsächlichen Anlegerfahrung entspricht.
Diese Änderungen haben die langfristigen Erfolgsraten aktiver Fonds in stark wettbewerbsintensiven Kategorien wie Large-Cap-Blend-Aktien, die bereits niedrig waren, weiter gesenkt – ein deutlicher Hinweis auf die Herausforderungen, mit denen aktive Manager in diesen Märkten konfrontiert sind.
„Die meisten aktiven Fonds scheitern aufgrund ihrer kurzen Lebensdauer, was häufig auf unterdurchschnittliche Performance zurückzuführen ist“, heißt es in der Studie. „Dies resultiert typischerweise aus einer Kombination von schlechter Titelauswahl und dem kumulierten Effekt höherer Gebühren im Vergleich zu günstigeren passiven Alternativen.“

Spezielle Märkte bieten Chancen für aktive Manager
Die Morningstar-Daten bestätigen, dass aktive Manager in bestimmten Marktsegmenten bessere Erfolgsaussichten haben. Besonders hervorzuheben sind bei den überdurchschnittlichen Segmenten:
- Indien-Aktienfonds: Mit einer beeindruckenden Zehn-Jahres-Erfolgsrate von 57,6 Prozent zeigen aktive Manager hier konsistent gute Ergebnisse – ein Beleg dafür, dass passive Fonds in diesem Segment durch ihre Large- und Mega-Cap-Fokussierung Opportunitäten verpassen.
- Schweizer Small/Mid-Cap Equity: Mit einer Zehn-Jahres-Erfolgsrate von 48,9 Prozent ist dies einer der besten Bereiche für aktives Management. Die Lokalexpertise und der weniger effiziente Markt bei kleineren Schweizer Unternehmen scheinen hier einen Unterschied zu machen.
- Global Equity Income: Diese Kategorie zeigt mit 44,1 Prozent über zehn Jahre ebenfalls überdurchschnittliche Ergebnisse für aktive Manager. Die Fokussierung auf Dividendenqualität und -nachhaltigkeit scheint einen Mehrwert zu bieten.
- Small-Cap-Märkte: Die Zehn-Jahres-Erfolgsraten in US-Small-Cap (33,3 Prozent) und Eurozone-Small-Cap (35,9 Prozent) liegen deutlich über denen der Large-Cap-Kategorien.
- Skandinavische Märkte: In Dänemark-Aktien konnten 45,2 Prozent und bei Norwegen-Aktien 42,9 Prozent der aktiven Manager über einen Zehn-Jahres-Zeitraum ihre passiven Pendants übertreffen.
- Anleihen-Spezialitäten: Bei Investment-Grade-Unternehmensanleihen in Euro und global liegen die Zehn-Jahres-Erfolgsraten für aktive Manager bei rund 40 Prozent, bei Hochzinsanleihen bei 37,7 Prozent.
- Geldmarktfonds: Mit einer Zehn-Jahres-Erfolgsrate von 42,9 Prozent ist dies ein weiterer Bereich, in dem aktive Manager langfristig punkten können.
Besonders schwierige Segmente
In einigen Marktsegmenten haben aktive Manager hingegen kaum Chancen, ihre Benchmarks zu übertreffen:
- US Large-Cap Growth: Hier liegt die Zehn-Jahres-Erfolgsrate bei 0,0 Prozent – kein einziger aktiver Fonds konnte langfristig die passive Alternative übertreffen. Dies zeigt die extreme Schwierigkeit, im Wachstumssegment des US-Marktes eine Überrendite zu erzielen.
- Frankreich-Aktien: Mit nur 1,6 Prozent über zehn Jahre eines der schwierigsten Terrains für aktive Manager in Europa.
- Global Large-Cap Blend: Hier schaffen es nur 3,9 Prozent der aktiven Manager, über zehn Jahre eine Outperformance zu erzielen.
- US Large-Cap Blend: Mit 3,5 Prozent über zehn Jahre ein weiteres Segment, in dem passive Strategien klar dominieren.
- GBP Government Bond: Mit 5,4 Prozent über zehn Jahre ein besonders schwieriges Anleihen-Segment.
- Eurozone Large-Cap: Nur 5,3 Prozent der aktiven Manager übertreffen hier über zehn Jahre ihre Benchmark.
Marktsegmente mit extremen Schwankungen
Besonders interessant sind Segmente, bei denen die Erfolgsraten je nach Betrachtungszeitraum stark variieren:
- China Equity: Hier fallen die Resultate extrem unterschiedlich aus – während über ein Jahr nur 3,1 Prozent der aktiven Manager erfolgreich waren, steigt die Rate auf 43,1 Prozent über zehn Jahre. Dies deutet auf starke zyklische Schwankungen hin.
- UK Equity Income: Der Unterschied zwischen Ein-Jahres-Rate (11,2 Prozent) und Zehn-Jahres-Rate (34,8 Prozent) ist ebenfalls bemerkenswert und spricht für langfristige Vorteile des aktiven Ansatzes in diesem Segment.
- USD Government Bond: Hier zeigt sich ein extremes Gefälle von 100 Prozent Erfolgsrate über ein Jahr zu nur 10,0 Prozent über zehn Jahre – ein Indiz dafür, dass kurzfristige taktische Vorteile langfristig durch Kosteneffekte aufgezehrt werden.
- EUR High Yield Bond: Mit 64,1 Prozent Erfolgsrate über ein Jahr, aber nur 37,7 Prozent über zehn Jahre zeigt sich auch hier der langfristige Kostennachteil aktiver Strategien.
Active Share und Tracking Error als Erfolgsindikatoren
Fondsmanager Alexander Orthgieß, Gründer von Bagus Capital, beschrieb das Problem in einem lesenswerten Gastbeitrag wie folgt: „Wer nur folgt, kann nie überholen.“ Er identifiziert vier Schlüsselfaktoren für erfolgreiche aktive Manager:
- ein deutlich von der Benchmark abweichendes Portfolio
- fähige Menschen
- geeignete Strukturen und
- ein vorteilhaftes Marktumfeld.
Besonders der „Active Share“ (die prozentuale Abweichung eines Portfolios vom Index) sei entscheidend: „Mit Werten ab 70 lässt sich bereits eine nachhaltige Outperformance erzielen“, so Orthgieß. Auch ein höherer Tracking Error – die Schwankungsbreite der Fondsperformance im Vergleich zur Benchmark – sei typisch für erfolgreiche aktive Manager. „Wir haben noch selten Fonds gesehen, die eine nachhaltige Outperformance mit einem Tracking Error deutlich unter fünf erzielt haben.“
Was bedeutet das für Anleger?
Die Erkenntnisse der Morningstar-Studie legen nahe, dass die Entscheidung zwischen aktiv und passiv differenziert getroffen werden sollte. Während in effizienten Märkten wie US Large Cap die Argumente für passive ETFs überzeugend sind, können in Spezialmärkten wie Indien, Small Caps oder bestimmten Anleihen-Segmenten gut ausgewählte aktive Manager einen Mehrwert bieten.
Für Anleger bedeutet dies: Die pauschale Bevorzugung einer Anlagestrategie greift zu kurz. Stattdessen ist ein hybrides Modell sinnvoll – passive Investments für effiziente Kernmärkte, ergänzt durch ausgewählte aktive Manager in Spezialsegmenten und in Marktphasen, die sich für aktives Management eignen.



