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Interview mit Multi-Asset-Fondsmanagerin „Mein Motto in der Kapitalanlage lautet: Geist vor Gier“

Carolin Preuß, Portfoliomanagerin bei der HanseMerkur Trust AG
Carolin Preuß, Portfoliomanagerin bei der HanseMerkur Trust AG: Sie ist die Gewinnerin des Fondsfrauen Awards und wurde mit dem Titel „Fondsmanagerin des Jahres 2022“ ausgezeichnet. | Foto: Carolin Preuß, HanseMerkur Trust AG

DAS INVESTMENT: Frau Preuß, Sie arbeiten nicht bei Platzhirschen wie DWS oder Deka. Fühlten Sie sich als Außenseiterin, als Sie die Auszeichnung als Fondsmanagerin des Jahres erhielten?

Carolin Preuß: Total. Denn als Hanse-Merkur-Trust gehören wir zu den eher kleineren Asset Managern. Und mit Jeanette Bruns von der Deka und Stella Ma von Vontobel Asset Management standen zwei sehr gute Fondmanagerinnen namhafter Unternehmen mit mir auf der Shortlist.

Als Portfoliomanagerin betreuen Sie die HanseMerkur Strategie-Dachfondsfamilie. Bitte verraten Sie uns ein wenig zu Ihrer Strategie.

Preuß: Bei unseren Fonds handelt es sich um global ausgerichtete Multi-Asset-Klassen-Dachfonds. Die Fonds weisen eine breite Diversifikation sowohl über Asset-Klassen als auch Regionen auf. Daneben bieten sie eine aktive Asset-Allokation und den situativen Einsatz von Put-Optionen in schwierigen Marktphasen. Anleger können damit auf eine flexible, breit diversifizierte aktive Anlagestrategie zurückgreifen. Hierzu investieren wir in verschiedene Anlageklassen, deren Quoten wir aktiv steuern, um sie an die Kapitalmarkt- und Konjunktur¬erwartungen auszurichten. In volatilen Phasen soll die aktive Steuerung Drawdowns begrenzen. In den letzten zehn Jahren ist uns das gut gelungen.

Welche Zielfonds stehen aktuell im Fokus?

Preuß: Der Performancetreiber unserer Strategie ist die Allokation. Anders als andere Marktteilnehmer suchen wir nicht den besten Fonds oder die beste Fondsmanagerin, sondern den Fonds, der am besten zu unseren Allokationsüberlegungen passt. Im vergangenen Jahr standen bei uns Value- und Low-Volatility-Fonds im Fokus. Historisch hat sich gezeigt, dass Value-Titel im steigenden Zinsumfeld eine bessere Wertentwicklung aufweisen als Wachstumsaktien.

Wer investiert in Ihre Fonds?

Preuß: In erster Linie dienen die Fonds der Strategiefondsfamilie als Investment für die Kunden der HanseMerkur, die eine fondsgebundene Versicherung abschließen. Daneben können Privatanleger Fondsanteile erwerben. Außerdem vertrauen institutionelle Kunden auf die Strategie.

Inwieweit tragen Sie dem Nachhaltigkeitsgedanken in der HanseMerkur Strategie-Dachfondsfamilie Rechnung?

Preuß: Bei allen Fonds geht es uns um eine langfristige Performance. Das Ziel ist es, alle im Vermögen der HanseMerkur gehaltenen Kapitalanlagen nachhaltig auszurichten. Die Einstufung erfolgt gemäß Artikel 8 der Offenlegungsverordnung SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) der EU. Im Zuge dessen werden bereits bis 2029 die CO2-Emissionen des Portfolios um mindestens 50 Prozent gegenüber 2021 reduziert. In einem unserer Fonds spielt Nachhaltigkeit zudem eine besondere Rolle: 2020 haben wir den Fonds „Hanse¬Merkur Strategie ausgewogen Nachhaltigkeit“ aufgelegt. Er verfolgt die gleiche Strategie und die gleiche Allokation wie der im Jahr 2011 aufgelegte Fonds „HanseMerkur Strategie ausgewogen“. Bei der Auswahl wird jedoch ausschließlich auf nachhaltige Zielfonds zurückgegriffen.

Wir planen weiterhin, das den Dachfonds zugrundeliegende Asset-Allokation-Modell auf einen neuen Artikel-8-Fonds zu übertragen.

 

Nachhaltigkeit ist aus der Kapitalanlage nicht mehr wegzudenken. Weniger gewiss ist der Gang der Kapitalmärkte. Womit müssen Anleger in den kommenden Quartalen rechnen?

Preuß: Zum Jahresanfang erwarteten die Kapitalmärkte noch einen schnellen Rückgang der Inflationsraten und bereits erste Zinssenkungen der US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte 2023. Die Daten der letzten Wochen haben jedoch gezeigt, dass – ähnlich wie die Erfahrungen der Vergangenheit nahelegen – der Rückgang der Inflationsraten langsamer vonstattengeht. Die langfristigen Zinssätze sind vom Tief dementsprechend wieder deutlich gestiegen. Der europäische Benchmark-Zins, die Rendite auf 10-jährige Bundesanleihen, stieg mit rund 2,75 Prozent auf den höchsten Stand seit 2011. Wegen der hohen Unsicherheit über die Entwicklung der Inflationsraten rechnen wir auch in den kommenden Monaten mit einer hohen Volatilität bei den Anleihen. Aufgrund der aktuell inversen Zinsstrukturkurve – die kurzfristigen Zinsen liegen über den langfristigen – sehen wir deshalb insbesondere das kurze Ende der Zinsstrukturkurve als attraktiv an.

Die Aktienmärkte haben durch den historisch starken Januar bereits viel Positives vorweggenommen. Die aktuell entstehende Unsicherheit im Zusammenhang mit der Schließung der Silicon Valley Bank dürfte Auslöser für eine Phase erhöhter Volatilität in den kommenden Monaten sein.

Wo steht die Investmentbranche Ihrer Meinung nach heute, wenn es um Frauenförderung und Diversität geht? Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?

Preuß: Bei vielen Branchen-Events sieht man immer noch überwiegend Männer. Die Frauenquote im Fondsmanagement liegt wohl nur knapp über 10 Prozent. Ich weiß nicht, warum das so ist. Es ist ein toller und total spannender Beruf. Netzwerke wie die Fondsfrauen zeigen aber, dass es vorangeht. Dieser Austausch ist enorm wertvoll. Insgesamt nehme ich branchenübergreifend leider noch immer große Hürden wahr, wenn es um die Vereinbarkeit von Vollzeitberufstätigkeit und Familie geht. Es ist daher extrem wichtig, dass es in Deutschland zu einer Selbstverständlichkeit wird, dass flächendeckend umfassende und flexible Kinderbetreuungsangebote zur Verfügung stehen. Gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel braucht es hier schnelle Fortschritte.

Zur Person:

Carolin Preuß ist Portfoliomanagerin bei der HanseMerkur Trust AG. Sie verantwortet die Dachfonds des Asset Managers und liefert dauerhaft Spitzenwerte gegenüber den entsprechenden Benchmarks und Peergroups. Erst kürzlich wurde der Dachfonds HanseMerkur Strategie chancenreich gleich dreimal mit €uro FundsAward 2023 prämiert.

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