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Stolls Fonds der Woche Multi Axxion Europa: Heimliche Geldbringer aus Heidelberg

Misthaufen zur Düngung
Misthaufen zur Düngung: Mit dem Aufschwung des Agrarsektors verbessern sich die Perspektiven von Düngemittelproduzenten wie K&S. | Foto: imago images / Yay Images

Die Welt steckt im Umbruch: Erst Corona, dann die explodierende Inflation und nun auch noch Krieg und Sanktionen. Die ungute Mischung verändert die Großwetterlage an den Börsen. Die Notenbanken, die in den zurückliegenden Jahren jegliche Probleme mit Papiergeld wegdruckten, müssen wegen der galoppierenden Inflation nun auf die Bremse treten und ihre Zinspolitik straffen. Mit steigenden Zinsen werden festverzinsliche Wertpapiere attraktiver. Anleger sind geneigt in diese umzuschichten – und dem Aktienmarkt damit den Rücken zu kehren.

Wachstumswerte unter Druck

Besonders betroffen sind Wachstumsaktien, deren Kurse jahrelang stark gestiegen sind, obwohl Geschäftsgewinne mitunter noch in weiter Zukunft lagen. Sie verloren im Jahresverlauf zweistellig. Das trifft sowohl auf die großen Bluechips als auch auf die Nebenwerte zu. Fondsmanager wie Peter Kraus von Berenberg, der sich wachstumsstarken kleinen und mittelgroßen Smallcaps verschrieben hat, blicken auf schwierige Monate zurück. Sein Fonds, der Berenberg European Small Cap verlor im Vergleich zu seinem letzten Hoch Anfang November 2021 fast 40 Prozent an Wert. Das zehrt an den Nerven vieler Kleinanleger, die infolgedessen möglicherweise im falschen Moment auf den Verkaufsbutton drücken.

Dem Aktienmarkt komplett den Rücken zu kehren, ist jedoch der falsche Weg. Langfristig übertrumpfen die Renditen von Aktien alle anderen Anlageklassen. Dabei haben Nebenwerte die Nase vorn. So schlug der kleine Bruder Stoxx Europe Total Market Small das Barometer für europäische Bluechips, den Stoxx Europe 50, im Laufe der letzten 20 Jahre um mehr als 200 Prozent.

Viele kleine Unternehmen fliegen häufig unter dem Radar. Sowohl Anleger als auch Analysten schenken etablierten Großkonzernen ihre Aufmerksamkeit. Und genau an diesem Punkt ergeben sich Chancen: Es lassen sich Schnäppchen finden, deren Potenzial die breite Masse nicht erkennt. Kleine Unternehmen agieren oft in Nischen. Der Kostendruck ist niedriger, denn das Angebot ist oft begrenzt, so das höhere Kosten leichter umgesetzt werden können. Gleichzeitig sind die Wachstumsmöglichkeiten besser. Die enormen Chancen kleiner Werte nutzen, aber gleichzeitig die Risiken im Auge zu behalten, gelingt nur wenigen Managern.

Mit Schlechtwetterschutz: Multi Axxion Europa

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Der Heidelberger Gregor Zours ist einer der wenigen Verwalter, dem dieser Spagat gelingt. Interviews und Kommentare zum Markt oder dem Fonds gibt es nicht. Die Ausnahme sind Pflichtmitteilungen und Jahresberichte aus den Geschäftsbüchern. Die Homepage der Heidelberger FPS Vermögensverwaltung wirkt wie aus den Anfängen des Internets. Ein Pressefoto gibt es nicht. Nur eine Adresse und Telefonnummer, das ist alles. Der Geldmanager und Gründer der FPS Vermögensverwaltung werkelt bereits seit vielen Jahren im Verborgenen. Was nur wenige wissen: Er und sein Team aus vier Analysten sind seit über 20 Jahren Anlageberater für den Multi Axxion Europa, der bis vor einiger Zeit unter dem Namen Akrobat Fund Europa firmierte.

Fondsstart zur Unzeit

Der Fondsstart kam Ende 2001 zur Unzeit. Die Börsen stagnierten, denn die Technologieblase war gerade geplatzt. Doch während der europäische Nebenwertesektor seit Fondsauflage bis März 2003 mehr als 20 Prozent verlor, legte der Akrobat-Fonds von Beginn an zu. Das Team ist bei der Suche geeigneter Kandidaten damals wie heute sehr wählerisch. Geschäftsberichte und Bilanzen von kleinen und mittelgroßen Firmen, die überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum stammen, werden akribisch durchkämmt. Wichtig ist, dass die Unternehmen signifikante Unterbewertungen aufweisen und über ausreichend hohe Cashflows verfügen.

Branchenüberlegungen oder Börsentrends spielen bei der Titelauswahl keine Rolle. Eine Renditequelle sind zudem Sondersituationen wie Übernahmen, Squeeze-Outs oder Turnaround-Kandidaten. Das verleiht dem Fonds ein ausgezeichnetes Chance-Risiko-Profil und weitgehende Unabhängigkeit vom aktuellen Börsengeschehen.

Sehr erfolgreich war laut Zours das Engagement in den Salz- und Düngemittelhersteller Kali und Salz (K&S). Gekauft haben die Heidelberger die Papiere zur rechten Zeit. Die Aktie hing lange durch. Zu hoch waren die Produktionskosten, zu dürftig die Weltmarktpreise. Doch das hat sich schlagartig geändert. Im Zuge des Ukraine-Konflikts und dem damit einhergehenden Ausfuhrstopp russischen Düngers stiegen die K&S-Papiere rasant. Allein im laufenden Jahr verdoppelte sich der Wert der K&S-Aktien, über ein Jahr verdreifachten sie sich fast. Zudem sorgten die Aktien des Windpark-Projektierers PNE Wind und Bayer zuletzt für ansehnliche Gewinne.

Geldbringende Sondersituation

Eine interessante Spezialsituation im Fonds ist die GAG-Immobilien AG. Das Unternehmen ist der größte Wohnimmobilienanbieter in Köln und Umland. Fast 90 Prozent der Aktien gehören der Stadt, ein geringer Anteil einer Stiftung. Nur etwa 3 Prozent der Aktien befinden sich im Freibesitz anderer Aktionäre. Die Konstruktion zwingt das Unternehmen, auf Renditen zu achten. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob man das ändern muss, um aus der GAG ein wirksameres Instrument der Stadtentwicklungspolitik zu machen. Den verbliebenen Aktionären winkt bei Entschädigung eine ordentliche Summe Geld.  

Mein Fazit: Klein aber fein! Mehr als 570 Prozent Wertsteigerung in den vergangenen 20 Jahren oder durchschnittlich mehr als 10 Prozent pro Jahr – mit solch einer Rendite können Anleger zufrieden sein. Umso mehr, weil auch die Kursschwankungen des rund 247 Millionen großen Multi Axxion Europa Fonds in der Vergangenheit sehr gering ausgefallen sind. Mit den neu geschaffenen Anteilklassen (B und C) ist der einst geschlossene Erfolgsfonds für Privatanleger wieder zugänglich.

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