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Musterdepot-Kommentar Eine Turnaround-Idee, die in jedes Depot passt

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Strategisch betrachtet ist ein Renten-Short-ETF für jeden Fondskäufer eine Option, der sich mittelfristig nicht mit null Prozent Zinsen zufrieden geben möchte und aus Gründen der Risikostreuung eine Ergänzung zu Aktien-, Gold-, Absolute-Return- und Hochzins-Fonds sucht. Deshalb hat DER FONDS auch den drei anderen Musterdepots eine entsprechende Position hinzugefügt. Dazu wurden – wie im Turnaround-Depot der Blackrock World Energy und der Nordea Norwegian Kroner Reserve – jeweils zwei Bausteine um 1.000 Euro reduziert.

Wenn in den vergangenen Monaten unter Marktteilnehmern von einer möglicherweise bevorstehenden Trendwende die Rede war, ging es anstatt um Zinsen viel häufiger um eine andere Anlageklasse: Value-Aktien. „Jetzt umsteigen!“ empfiehlt etwa Focus Money angesichts der inzwischen beachtlichen Bewertungslücke gegenüber Wachstumsaktien, und auch aus den Marketing-Abteilungen der Investmentgesellschaften häufen sich entsprechende Stimmen.

Wer Sven Sommer zu diesem Thema befragt, erntet dagegen nur ein verständnisloses Schulterzucken. Um Trends oder mögliche Trendwenden schert sich der Co-Manager des Warburg Value Fund mit seinem Kollegen Gregor Trachsel grundsätzlich nicht: „Wir versuchen in jedem Marktumfeld unterbewertete Aktien zu finden und schauen nicht darauf, ob etwas gerade gefragt ist oder nicht.“

Doch auch Sommer beobachtet, dass die Märkte seit kurzem wieder etwas weniger liquiditätsgetrieben sind als noch in den Monaten zuvor: „Da hat es niemanden interessiert, ob eine Firma billig war oder teuer.“ Eine Normalisierung, die seinem Fonds zugutekommt: Seit Jahresbeginn hat der Warburg Value Fund mehr als 16 Prozent zugelegt. Ausgezahlt haben sich etwa größere Positionen in Schwellenländern wie Brasilien und die seit jeher recht hohe Gewichtung von Nebenwerten mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 500 Millionen US-Dollar.

Der Anteil der letztgenannten Titel am Fondsvermögen hat sich zwar seit Ende Juni mehr als halbiert. Mit einem Favoritenwechsel habe das jedoch nichts zu tun, betont Sommer – schon eher damit, dass angesichts der jüngsten Kursgewinne aus so manchem Unternehmen mit 450 Millionen Dollar Kapitalisierung eines mit 550 Millionen Dollar Kapitalisierung geworden ist.

Am Portfolio verändert haben Sommer und Trachsel in den vergangenen Monaten kaum etwas, es besteht wie schon zu Jahresbeginn aus knapp 80 Unternehmen. Zu den größten Positionen gehören neben Rohstoff-Unternehmen wie Anglo American und Indian Oil unter anderem der brasilianische Stromversorger Light und der argentinische Getreide-Produzent Cresud. Aus Bewertungsgründen nicht mehr dabei ist Oracle Japan, was Sommer aber als Ausnahme einstuft: „Bei fast allen unseren Beteiligungen ist es trotz der jüngsten Kurssteigerungen bis zu einer fairen Bewertung noch ein weiter Weg. Insofern fühlen wir uns nach wie vor wie im Schlaraffenland.“

Eine Charakterisierung, die auf die allgemeine Gemengelage an den Kapitalmärkten so ganz sicher nicht zutrifft – vor allem, wenn sich die breite Mehrheit der Analysten nach der Prognose-Schlappe im Brexit-Referendum auch in Bezug auf das US-Präsidentschafts-Rennen irrt und tatsächlich Donald Trump Anfang 2017 ins Weiße Haus einziehen sollte. Auch deshalb verbietet sich derzeit in den Musterdepots eine allzu offensive Ausrichtung. Schauen wir also, was oder besser wen uns der 8. November bringt …

Den aktuellen Stand aller vier Depots per 26. Oktober sehen Sie hier.

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