Nach Beitragserhöhung Pflegeversicherung ist erstmals drittgrößte Sozialversicherung
Es dürfte kaum jemanden aufgefallen sein, aber es ist durchaus bemerkenswert: Am 1. Januar 2019 löste die Pflegeversicherung die Arbeitslosenversicherung nach der Kranken- und Rentenversicherung als drittgrößte Sozialversicherung ab. Während der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung von 3,0 auf 2,5 Prozent gesenkt wurde, wurden die Beiträge zur Pflegeversicherung auf 3,05 Prozent, für Beitragszahler ohne Kinder sogar auf 3,3 Prozent, angehoben. Zuvor lagen diese Sätze bei 2,55 und 2,8 Prozent. Insgesamt hat sich der Beitragssatz zur Pflegeversicherung damit seit ihrer Einführung 1995 mehr als verdreifacht, der Höchstbeitrag hat sich sogar mehr als vervierfacht. Und auf Grund der demografischen Entwicklung wird sich dieser Trend weiter fortsetzen.
Hallo, Herr Kaiser!
Paradigmenwechsel
War in den 1970er bis 1990er Jahren noch die Arbeitslosigkeit hierzulande eines der drängendsten Probleme, so zeichnet sich nun ab, dass künftig immer mehr die Versorgung Pflegebedürftiger zum Kernthema wird. Dieser Trend hat seinen Ursprung in der Alterung der Bevölkerung. Dass die Menschen hierzulande immer älter werden, bedeutet einerseits einen zunehmenden Fachkräftemangel und damit einhergehend eine rückläufige Arbeitslosigkeit, weshalb die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gesenkt werden können. Andererseits haben wir immer mehr ältere Mitbürger mit einer steigenden Lebenserwartung, weshalb die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt und deren Versorgung teurer erkauft werden muss.
Das belegen Zahlen. 1999 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts zwei Millionen Bürger pflegebedürftig, inzwischen sind es mehr als drei Millionen. Und diese Zahl wird in dem Maße weiter steigen, wie Deutschland altert. Für das Jahr 2045 werden nach Berechnungen des Demografieportals des Bundes und der Länder 4,5 Millionen Pflegebedürftige erwartet. Zugleich aber nimmt die Zahl der Bewohner Deutschlands ab. Der prozentuale Anteil der Pflegebedürftigen wird folglich drastisch steigen und zwar von derzeit etwa 3,5 auf über sieben Prozent im Bundesdurchschnitt, in manchen Bundesländern sogar auf über zehn Prozent.