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Nach Börsen-Crash So sucht China nach Sündenböcken

Die staatliche Nachrichtenagentur veröffentlichte zudem Äußerungen eines Forschers der Zentralbank, der die weltweiten Turbulenzen der erwarteten Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve zuschrieb.
Der Shanghai Composite Index hat seit seinem Höchststand mehr als 40 Prozent nachgegeben, nachdem Sorgen um die chinesische Konjunktur die monatelange Rally beendeten, die staatlich kontrollierte Medien zuvor befeuert hatten. Seit Beginn des Ausverkaufs im Juni haben offizielle Stellen wiederholt Marktmanipulierer und ausländische Kräfte beschuldigt; gleichzeitig wurde ein beispielloses Programm zur Stützung der Aktienmärkte aufgelegt.
Nach Aussetzung des Programms haben die Behörden nun eine neue Runde von Schuldzuweisungen gestartet. „Staatliche Stellen waren zu stark in den Aktienmarkt involviert, und jetzt versuchen sie, die Verantwortung anderen zuzuschieben“, sagte Hu Xingdou, Ökonomieprofessor am Beijing Institute of Technology. „Eigentlich müssen sie die Verantwortung für die Marktkrise übernehmen. Sie versuchen, gleichzeitig Schiedsrichter und Spieler zu sein.“ Xinhua berichtete über polizeiliche Ermittlungen gegen Personen, die mit der China Securities Regulatory Commission (CSRC), mit Citic Securities und der Zeitschrift Caijing in Verbindung stehen. Unter den Verdächtigen sei ein ehemaliger Mitarbeiter der CSRC, gegen den wegen Insiderhandels und der Fälschung von Dokumentenstempeln ermittelt werde, berichtete Xinhua. Acht Personen bei Citic Securities werden des illegalen Wertpapierhandels verdächtigt, und es wird ihnen vorgeworfen, falsche Informationen zum Aktien- und Futures-Handel verbreitet zu haben. Citic Securities teilte am Mittwoch in einer Erklärung an die Börse Schanghai mit, sie habe keine Informationen im Zusammenhang mit dem Bericht erhalten. Caijing bestätigte, ein Reporter sei aus Gründen, die dem Magazin nicht bekannt seien, von der Polizei vorgeladen worden. Man kooperiere mit den Behörden. Anfragen an die CSRC blieben unbeantwortet. Unterdessen brachte Xinhua einen Kommentar, der strengere Maßnahmen forderte. „Wir haben Grund zu der Annahme, dass weitere Kriminelle und ihre verborgenen Verbrechen bekannt werden“, hieß es darin. „Wir glauben auch, dass die Justizbehörden gründlich ermitteln und Strafen verhängen werden, egal wer in die Verbrechen verwickelt ist.“ Die Untersuchungen würden den chinesischen Aktienmarkt zu einem „gerechten Ort“ machen und dem Markt „eine gesunde und stabile Zukunft“ geben. In einem weiteren Xinhua-Bericht wurde Yao Yudong zitiert, Leiter des Research Institute of Finance der chinesischen Notenbank, der die weltweiten Verwerfungen den Erwartungen einer Fed-Zinsanhebung im September zuschrieb und nicht den Sorgen um die chinesische Wirtschaft.
Vier der größten Handelsfirmen Chinas - Haitong Securities, GF Securities., Huatai Securities und Founder Securities - teilten unabhängig voneinander mit, dass Untersuchungen der CSRC gegen sie liefen, wegen des Verdachts auf Verstoß gegen Vorschriften zum Umgang mit Kunden. „Das Unternehmen wird vollumfänglich mit der CSRC kooperieren und alle regulatorischen Pflichten zur Information streng erfüllen“, hieß es in der Mitteilung von Haitong. „Bislang läuft das Geschäft des Unternehmens normal.“ GF, Huatai und Founder gaben ähnliche Kooperationszusagen ab. Im Juli hatte das Ministerium für öffentliche Sicherheit mitgeteilt, dass es die CSRC bei der Untersuchung „arglistiger“ Leerverkäufe von Aktien und Indizes unterstützen werde.
Ökonomieprofessor Hu sagte, das Hochjubeln durch die Regierung habe dazu beigetragen, den Markt auf unangemessene Niveaus hochzutreiben. „Die Behörden tragen die größte Verantwortung für die Krise, weil sie versucht haben, den Markt voranzutreiben, indem sie intervenierten und die Öffentlichkeit ermutigten, am Aktienmarkt überzuschnappen.“

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