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Nach dem Goldlöckchen Auf und nieder immer wieder

Wie bei einer Karussellfahrt geht es auch an den Kapitalmärkten immer wieder hoch und runter. Nach dem Aufschwung kommt der Abschwung.
Wie bei einer Karussellfahrt geht es auch an den Kapitalmärkten immer wieder hoch und runter. Nach dem Aufschwung kommt der Abschwung.

Rückblickend war das Jahr 2017 recht langweilig – zumindest an den Aktienmärkten. Voll im Hausse-Trend liefen die Kurse relativ gemächlich weiter nach oben. Die Volatilität machte Pause. Der CBOE Volatility Index, kurz Vix, zeigte kaum Regung und verbrachte einen großen Teildes Jahres auf sehr niedrigem Niveau. Der Vix gibt die vom Markt erwartete kurzfristige Schwankungsintensität anhand von Optionspreisen auf den Aktienindex S&P 500 über 30 Tage an und wird daher auch als Angstbarometer bezeichnet. Nicht nur in den USA, auch hierzulande war die Angst der Investoren gering. Das deutsche Pendant zum Vix, der VDax New, rangierte ebenfalls auf niedrigem Niveau.

Zwar war bereits im vergangenen Jahr der Zyklus schon weit vorangeschritten. Am US - Aktienmarkt regieren seit 2009 die Bullen. Für den Dax war 2017 das sechste Jahr in Folge mit einem positiven Ergebnis. Aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmten einfach immer noch. Investoren konnten sich über ein Goldilocks-(zu Deutsch Goldlöckchen)-Szenario freuen. Mit geringer Inflation und moderatem Wachstum lief die Wirtschaft auf optimaler Temperatur. Sie drohte weder zu überhitzen mit unerwünschten Folgen für Inflation und Zinsen, noch drohte sie, zu stark abzukühlen und in eine Rezession abzurutschen. Daneben versorgte die weltweit expansive Geldpolitik die Kapitalmärkte mit Liquidität. Auch das neue Jahr startete noch unter besten Bedingungen. Die Wirtschaft wuchs synchron in allen wichtigen Märkten der Welt.

Das Jahr 2018 hat jedoch nur noch wenig mit dem Vorjahr gemein. Im Februar schossen die Volatilitätsbarometer nach oben. Mit der gestiegenen Inflation in den USA hatte auch das Risiko steigender Zinsen zugenommen und für Unruhe gesorgt. „Mittlerweile ist das synchrone Wachstum passé. Während in den USA der Aufschwung mit hoher Dynamik läuft, haben sich die Perspektiven in der Eurozone und einigen Emerging Markets spürbar eingetrübt“, sagt Christian Heger, Investmentchef von HSBC Global Asset Management Deutschland. Die Liquiditätsversorgung durch die Notenbanken dürfte bald ihren Höhepunkt überschritten haben. Der Rückenwind für die Märkte von dieser Seite dürfte also abflauen.

Steigende US-Zinsen und damit einhergehend ein eventuell weiter erstarkender US-Dollar können die Emerging Markets unter Druck setzen, vor allem die Länder mit hoher Verschuldung in US-Dollar. Hinzu kommen zahlreiche politische Sorgen. Vor allem die von US-Präsident Donald Trump angefachten Handelskonflikte bringen immer wieder Unsicherheit in die Märkte.

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Zwar sind die kurzfristigen Volatilitätserwartungen nach ihrem steilen Anstieg im Februar und März wieder gesunken. Aufgrund des veränderten Marktumfelds sollten weitere – auch durchaus stärkere – Kursschwankungen allerdings nicht überraschen. Auch wenn Martin Lück, Chefanlagestratege von Blackrock Deutschland, weiter risikofreudig bleibt, empfiehlt er dennoch, die Anlageportfolios für die nächsten Monate wetterfester aufzustellen.

Eine gute Gegenwehr für stürmische Zeiten ist eine breite Streuung. Diese umfasst idealerweise mehr als eine einfache Mischung aus Aktien und klassischen Anleihen. Denn die meisten Staatsanleihen werfen nur noch eine sehr geringe oder gar eine negative Rendite ab und sind zudem von Kursverlusten bei steigenden Zinsen bedroht. Das Niedrigzinsniveau der vergangenen Jahre hat jedoch dazu geführt, dass Anleger ganz neue Sphären des riesigen Anleiheuniversums kennenund schätzen gelernt haben. Flexible Anleihefonds sollten darum auch in Zeiten steigender Zinsen einen wichtigen Baustein im Portfolio bilden.

Ebenso sollten alternative Strategien dort nicht fehlen. Schließlich können sie entscheidend zur Risikostreuung beitragen. Die Produkte sind vielfältig und kaum miteinander vergleichbar. Die meisten Manager verfolgen einen Absolute-Return-Ansatz und wollen in allen Marktphasen überzeugen, auch und gerade wenn die Sonne mal nicht scheint. Sie verbindet, dass sie nicht nach relativen Erträgen streben, also nicht versuchen, einen Index zu schlagen, sondern absolute Erträge im Blick haben. Strebt ein Fonds jedoch auf Jahressicht einen positiven Ertrag an, ist die Chancenseite sehr begrenzt. Bei vielen Fonds beziehen sich die Renditeziele daher eher auf einen längeren Zeitraum, beispielsweise auf drei Jahre.

„Absolute-Return-Fonds stehen per se nicht für Spitzenrenditen. Sie liefern vielmehr einen wichtigen Beitrag zur Risikominderung und Diversifikation traditioneller Portfolios und damit zur langfristigen Verstetigung der Erträge“, sagt Ralf Lochmüller, Gründungspartner von Lupus Alpha. Der Frankfurter Asset Manager untersucht halbjährlich das in Deutschland angebotene Absolute-Return-Universum. In die Studie fließen alle Fonds ein, die das Datenanalysehaus Thomson Reuters Lipper in den Kategorien Absolute Return und Alternative zusammenfasst. Mitte 2018 waren hierzulande 767 Fondskonzepte im Angebot, die zusammen 276 Milliarden Euro verwalten.

Um ihre Ziele zu erreichen, setzen die Fonds die unterschiedlichsten Strategien ein: Von Renten- über Aktien- und Multi-Asset-Ansätzen bis hin zu hegdefondsähnlichen Konzepten ist alles dabei. Viele können Short-Positionen zur Absicherung und Renditeerzielung eingehen. Aufgrund der Vielfalt und der deutlich variierenden Performance-Ergebnisse ist eine gezielte Auswahl der Strategie und des Managements hier noch viel wichtiger als bei Fonds mit relativen Ertragszielen.

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