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Aktualisiert am 10.03.2020 - 15:29 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Nach der Griechenland-Lösung Die neue Agenda des Mario Draghi

Die Währungsunion konnte den Verlust eines Mitglieds und die damit vermutlich verbundenen Marktverwerfungen abwenden, doch dürften Konjunkturdaten diese Woche zeigen, dass die Wirtschaft kaum rund läuft. Drei Jahre nach Draghis Versprechen, die Eurozone um jeden Preis zusammenzuhalten, hat die Europäische Zentralbank alle Hände voll zu tun, um Wachstum und Inflation anzukurbeln.

Ein schwächerer Euro und die quantitative Lockerung der EZB helfen der Wirtschaft wieder auf die Beine. Der Euroraum hat nach Schätzungen von Volkswirten im zweiten Jahresviertel das neunte Quartal in Folge Wachstum vorzuweisen. Allerdings liegt der Verbraucherpreisauftrieb deutlich unter dem Zentralbankziel von knapp zwei Prozent, und die Arbeitslosigkeit bleibt insbesondere in den südeuropäischen Mitgliedstaaten hartnäckig hoch.

„Das Griechenland-Problem hat sich in den Köpfen der Händler und Ökonomen von der ersten Seite auf die zweite oder dritte verschoben“, sagte Holger Sandte, Chefanalyst für Europa bei Nordea in Kopenhagen. „Nun wendet sich das Augenmerk wieder den klassischeren Themen makroökonomischer Art zu.“

Die Arbeitslosenquote dürfte im Juni mit elf Prozent kaum verändert ausgefallen sein, während sich die Jahresteuerung im Juli auf nur 0,2 Prozent belief, ergab eine Bloomberg-Umfrage. Und das Wirtschaftsvertrauen im Euroraum hat sich in diesem Monat wahrscheinlich eingetrübt.

Gemessen an einem weithin beachteten Einkäuferindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor konnte der Euroraum zu Beginn des dritten Quartals ein stetiges Wachstumstempo beibehalten und somit der Vertrauensbelastung durch die Griechenland-Krise standhalten. Doch dieses Barometer zeigte auch, dass sich das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands unerwartet abkühlte und die Exporte erstmals seit sechs Monaten fielen. Auch Frankreichs Index erlitt einen Rückgang und lag 14 von 15 Monaten unter der Wachstumsschwelle.

„Es ist besser, aber nicht gut. Wir verbessern uns von einem sehr niedrigen Niveau aus und haben eine ganze Menge aufzuholen“, sagte David Milleker, Chefökonom von Union Investment Privatfonds in Frankfurt. Dies gelte insbesondere für die Investitionsausgaben, um das Wachstum anzutreiben.

Die EZB rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent und für kommendes Jahr mit einer Wachstumsbeschleunigung auf 1,9 Prozent. Die in Frankfurt ansässige Zentralbank erwartet im laufenden Jahr aber kaum einen Preisauftrieb und prognostiziert im Jahresschnitt nur 0,3 Prozent Inflation. Dank ihres Anleihekaufprogramms sieht die EZB die Teuerung im kommenden Jahr wieder auf 1,5 Prozent zulegen.

Außer Acht lassen kann Draghi Griechenland nicht, denn Europas höchstverschuldeter Staat ist keineswegs über den Berg. Es bestehen Zweifel, ob Ministerpräsident Alexis Tsipras die vereinbarten Reformen wirklich umsetzen kann.

„Es ist wirklich schwierig für Griechenland, all diese strukturellen Reformen umzusetzen - ich denke, dass in ein paar Quartalen eine weitere Auseinandersetzung ansteht“, sagte Hiroki Shimazu, leitender Marktökonom von SMBC Nikko Securities in Tokio. „Wenn man ein oder zwei Jahre in die Zukunft blickt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland aus dem Euro getrieben wird, größer als 50 Prozent.“

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