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Nach EZB-Entscheid J.P. Morgan, Citigroup & Co. setzen auf Europa-Aktien

Strategen von UBS Group AG bis JPMorgan Chase zeigen sich von dem Ausverkauf bei europäischen Aktien, den Mario Draghi vergangene Woche auslöste, unbeeindruckt.

Die Schweizer Bank und das US-Institut gehören zu einer Gruppe von mindestens fünf Häusern, die an ihren optimistischen Prognosen für die Aktien der Region festhalten, nachdem die vom EZB-Präsidenten bekanntgegebenen Maßnahmen die Erwartungen enttäuschten. Selbst nach der schlechtesten Woche für den Euro Stoxx 50 Index seit August bleiben die Strategen zuversichtlich, dass die Konjunkturerholung Früchte tragen wird.

„Bis jetzt hat sich nichts wesentlich verändert", sagt Emmanuel Cau, Aktienstratege Europa bei JPMorgan in London. „Sicher, kurzfristig könnten einige Exporteure, die vor allem vom schwachen Euro profitiert haben, unter der Rücknahme des EZB-getriebenen Optimismus leiden. Aber nächstes Jahr, so glauben wir, wird die EZB marktstützend wirken."

Der Euro Stoxx 50 ist in der vergangenen Woche um 4,5 Prozent abgerutscht, nachdem die EZB beschlossen hatte, ihre monatlichen Anleihekäufe unverändert zu belassen. Andererseits hat sie hat den Einlagensatz gesenkt und ihr Programm der quantitativen Lockerung bis mindestens März 2017 verlängert. Die Zentralbank signalisierte außerdem Zuversicht in Bezug auf ihr Stimulusprogramm und hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum 2017 von 1,8 Prozent auf 1,9 Prozent angehoben.

UBS, JPMorgan, Citigroup, Credit Suisse und HSBC Holdings haben alle ihre Übergewichten-Einstufung für europäische Aktien nach der EZB-Entscheidung bestätigt. Und mit einer Bewertung des 14,5-fachen der geschätzten Gewinne sind die Werte im Euro Stoxx 50 auch attraktiver als jene im Standard & Poor’s 500 Index, die mit einem KGV von 17,7 gehandelt werden, zeigen von Bloomberg zusammengestellte Daten.

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Andere stellten nach der Enttäuschung der letzten Woche ihre Prognosen in Frage. So Roelof-Jan van Den Akker von ING: Minuten vor der Zinsentscheidung hatte der Leiter technische Analyse bei ING in Amsterdam seine Kurzfrist-Einschätzung für den Euro Stoxx 50 von „abwärts" auf „aufwärts" geändert, was bedeutet, dass sich für die kommenden Tage und Wochen ein Szenario mit zunehmender Risikoneigung andeutet.

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich in den vergangenen paar Jahren jemals so falsch gelegen habe", schrieb er noch am Freitag. „Hier kündigt sich eine Trendwende an, die zumindest einige Monate anhalten sollte."

Er steht nicht allein da. Stratege Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe in Düsseldorf fokussiert seine pessimistische Sichtweise allerdings auf deutsche Aktien. Anleger sollten verkaufen, schrieb er am 4. Dezember, bevor sich der Euro-Vorteil für die Exporteure in Luft auflöse und der Leitindex Dax im Laufe der nächsten zwei Monate unter 10.000 Punkte falle - sieben Prozent unter dem Schlussstand vom Freitag. Und da die Federal Reserve kurz vor der ersten Zinserhöhung seit 2006 stehe, könne die pessimistische Stimmung von den USA überschwappen und den Dax noch stärker drücken, sagte er.

Thomas Stucki von der St. Galler Kantonalbank AG sagt, er habe die Andeutungen der EZB zur Ausweitung des QE-Pakets ignoriert und in den vergangenen zwei Monaten mehr US- und Schwellenländer-Aktien gekauft.

„Es ist sehr schwierig, auf ein Einmal-Ereignis wie die EZB oder Fed zu wetten und zu raten, was passieren könnte", sagt Stucki, Chief Investment Officer bei der St. Galler Kantonalbank in Zürich. „Es wird schwieriger werden, die Märkte nur mit Worten zu bewegen".

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