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Aktualisiert am 05.10.2016 - 09:14 Uhrin InstitutionelleLesedauer: 6 Minuten

Nach Marktvorbereitung von Draghi EZB steht unter Handlungszwang

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Die Volkswirte erwarten anschließend, dass der Rat sein Augenmerk auf das Programm der quantitativen Lockerung (QE) richten wird, mit dem monatlich ein Volumen von etwa 60 Milliarden Euro an Staatsanleihen und Papieren staatsnaher Emittenten, Covered Bonds sowie forderungsbesicherten Wertpapieren erworben wird.

Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer sagen, die Zentralbank werde ihr Kaufprogramm über den ursprünglichen Endtermin September 2016 hinaus verlängern. Zwei Drittel prognostizieren ein höheres monatliches Ankaufvolumen, während knapp die Hälfte eine Ausweitung der Wertpapier-Palette erwartet, die die Notenbank erwirbt.

„Die Erwartungen weiterer Impulse sind seit der letzten Ratssitzung sprunghaft gestiegen, daher wird es schwierig sein, sie zu erfüllen", erklärte Christopher Matthies, Volkswirt bei der Sparkasse Südholstein in Neumünster. „Draghi wird sich dessen sehr bewusst sein und versuchen, diese Erwartungen nicht zu enttäuschen, weil das sonst den Erfolg der Konjunkturmaßnahmen selbst gefährden würde."

Draghis Sorge, die Direktoriumsmitglied Peter Praet wiederholte, gilt der bereits so lange unter dem Ziel von knapp zwei Prozent liegenden Inflationsrate, dass die Öffentlichkeit das Vertrauen in die Kompetenz der EZB verlieren könnte, ihr Mandat der Preisstabilität einzuhalten. Nach jüngeren Aussagen des EZB-Chefvolkswirts Praet wird die Jahresteuerung sich Anfang des kommenden Jahres beschleunigen, da der Ölpreisrückgang aus der Berechnung herausfällt, doch die Preiserholung könnte sich als nur temporär erweisen.



Bei den makroökonomischen Projektionen der EZB rechnen mehr als 80 Prozent der Volkswirte mit einer Abwärtsrevision des Inflationsausblicks für 2016 von derzeit 1,1 Prozent aus. Mehr als 70 Prozent erwarten, dass die Teuerungsprognose für 2017 von 1,7 Prozent nach unten revidiert wird.

Dennoch wird Draghi im EZB-Rat wohl auf Widerstand stoßen, da eingehende Konjunkturdaten das Bild einer Euroraum-Wirtschaft zeichnen, die sich gegenüber Terrorismus und den sich abschwächenden Schwellenmärkten widerstandsfähig zeigt. Die Umfrageteilnehmer sind gespaltener Meinung, ob die EZB ihre Prognose für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im kommenden Jahr senken wird, und die meisten sehen für 2017 keine Verringerung voraus.

Jens Weidmann und Sabine Lautenschläger aus Deutschland, Ardo Hansson aus Estland, Bostjan Jazbec aus Slowenien und Ilmars Rimsevics aus Lettland haben seit der letzten EZB-Ratssitzung gesagt, sie sähen keine Notwendigkeit für weitere Konjunkturmaßnahmen. Der vergangene Woche veröffentlichte Index für das Verbrauchervertrauen im Euroraum  lag auf dem höchsten Niveau seit mehr als vier Jahren, während die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe und Dienstleistungssektor ein Viereinhalbjahreshoch erreichte.

„Ich bezweifle stark, dass weitere monetäre Impulse notwendig sind", sagte Holger Sandte, Chefökonom für Europa bei Nordea Markets in Kopenhagen, „doch die geldpolitischen Tauben werden ihren Willen durchsetzen."

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