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Von Aktualisiert am in Berater & VermittlerLesedauer: 10 Minuten
GDV-Zentrale in Berlin
GDV-Zentrale in Berlin: Hier will man sich explizit nur um die Anliegen der Versicherer kümmern. | Foto: GDV
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War es nur ein Aufreger-Thema oder vielleicht der Beginn einer grundsätzlicheren Debatte? Die Ausstrahlung einer Stern-TV-Sondersendung am 2. November auf RTL hat hohe Wellen geschlagen. Der gewaltige Zorn der Vermittlerschlerschaft zielte wegen Falschaussagen und fragwürdiger Tipps vor allem auf die als Experten und Verbraucherschützer vorgestellten Hermann-Josef Tenhagen und Ron Perduss.

Der Hohn und Spott, der sich in vielen Posts, vor allem bei Facebook oder Linkedin danach zeigte, lässt durchblicken, dass es um weit mehr als nur diese eine TV-Ausstrahlung geht. Viele Vermittler sind mittlerweile frustriert. Sie ärgern sich über das Zerrbild Ihres Berufs, das gerade Fernsehbeiträge bereits seit Jahren vermitteln.

Diskussion bereits auf der DKM

Dass das Thema mittlerweile breiter diskutiert wird, zeigte zuletzt die DKM. Beim jährlichen Branchentreff in Dortmund fielen in der großen Vertriebs-Diskussionsrunde medienkritische Töne. Allerdings mangelte es auch an Lösungsansätzen. Laut des Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Michael H. Heinz, hätten Beiträge mit positiver Darstellung des Berufs in den Redaktionen keine Chance. Auf etwaige Anliegen hin, bekomme man den Hinweis, dass diese niemand sehen wolle.

In der Erwartung, dass endlich etwas unternommen werden muss, wurden in den digitalen Vermittlergruppen auch Rufe nach einem Einschreiten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sichtbar. Doch dieser reagierte verhalten. Laut eines Medienberichts hieß es vom Verband, dass eine Richtigstellung in Bezug auf die Aussagen der Sendung schon von Herrn Tenhagen kommen müsse, nicht von ihm.

Darauf reagierte Heinz offenbar mit beißendem Spott. Laut des Berichts sagte er, dass er vom Verhalten des GDV nicht mal enttäuscht sei, da er auch nichts anderes erwartet habe. Tatsächlich verlangt der BVK-Präsident von den Branchenvertretern in Berlin aber eine aktivere Rolle. Der GDV sollte sich vor die Vermittler stellen und die Interessen der gesamten Versicherungswirtschaft vertreten. Eine Haltung, die viele teilen.

GDV-Sprecher: „Ich habe die Sendung nicht gesehen“

DAS INVESTMENT bat den GDV bereits vergangene Woche per Mail um die Beantwortung mehrerer Fragen zur Vermittler-Kritik und zum negativen Einfluss von Medienberichterstattung auf das Branchenimage. Ein Sprecher antwortete denkbar knapp: „Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber es scheint sich ja um bekannte Positionen zu handeln, zu denen sich der Verband nicht jedes Mal aufs Neue äußern muss – zumal unsere Haltung zu den angesprochenen Themen sattsam bekannt ist.“

Auf die Nachfrage, in welcher Form und mit welchen Stellungnahmen sich der GDV konkret zu imageschädigenden Medienbeiträgen in der Vergangenheit positioniert habe, antworteten die Lobbyisten gar nicht.

Dafür erklärte der Verband auf die Nachfrage, welche Rolle Vermittler in der verbandspolitischen Arbeit spielen: „Der GDV ist die Dachorganisation der Versicherer in Deutschland. Gegenüber Parlament, Regierung und Öffentlichkeit vertritt er die Interessen der Branche. Darüber hinaus erbringt er Dienstleistungen für seine Mitglieder. Die Interessen der Vermittler vertreten die Vermittlerverbände.“ Ein Blick in die Satzung verrät, dass das formal richtig ist. Eine konkrete Repräsentation der Vermittler ist nicht vorgesehen.

Nächste Debatte dreht sich um Untätigkeit des GDV

Jetzt, wo die GDV-Haltung publik wird, rollt die nächste Empörungswelle über Social Media und die betrifft den Verband selbst. Von sachlicher Kritik bis krachender Polemik ist alles vertreten. So schreibt ein User: „Ich habe den GDV in vielen Dingen schon immer für fast überflüssig gehalten, das Fast lasse ich jetzt weg.“ Doch die Mehrheit findet den Verband nicht überflüssig. Es offenbart sich nur, dass Selbstverständnis und formale Rolle des GDV sich nicht mit den Erwartungen eines Großteils der Vermittlerschaft decken.

Andreas Lohrenz, Betreiber und Administrator der größten Facebook-Gruppe für Vermittler und einer der Wortführer in der aktuellen Debatte, sagt: „Das arrogante Gebaren ist bei historischer Betrachtung völlig fehl am Platze. Die deutsche Vermittlerschaft war jahrzehntelang der Garant für den heutigen Wohlstand der Versicherer.“ Der GDV beschäftige sich fern von der Praxis mit allerlei vermeintlich hippen Themen. „Von unnützen Studien bis kurz vor Raketenwissenschaft ist echt alles dabei“, so Lohrenz.

 

Kritiker: GDV braucht Vermittler und setzt falsche Schwerpunkte

Stephan von Heymann vom Maklerpool Aruna sieht es so: „Der GDV ist scheinbar völlig abgehoben und möchte sich für den Pöbel von der Straße nicht einsetzen. Dabei betreibt er mit dem BWV und der DVA, als zwei Tochterunternehmen, die wohl wichtigsten Bildungseinrichtungen der Branche. Man bildet also aus, um einen wesentlichen Teil der Ausgebildeten dann später vollkommen im Stich zu lassen. Da kommt mir nur eins über die Lippen: Schäme Dich, GDV.“

Johannes Paulus, der für eine Ausschließlichkeitsorganisation arbeitet, sagt: „Schade, dass der GDV sich selbst in regelmäßigen Abständen öffentlichkeitswirksam positionieren will, aber dann das größte Sprachrohr, Hunderttausende Vermittler, Recht regelmäßig im Regen stehen lassen möchte. Da sollten sich die Damen und Herren mal die Mühe machen (und vielleicht eine Studie), wer mehr zum positiven Image der Branche beiträgt und wen es hier vor Fremdeinwirkung zu schützen gilt.“

Auch viele andere Vermittler kritisieren neben fehlender Solidarität mit den Vertriebspartnern, den Fokus des GDV auf Stellungnahmen zur Weltwirtschaft, Nachhaltigkeitsberichte oder Imagekampagnen wie „Werde Insurancer“ für mehr Branchennachwuchs. Letztere werden von manchen Vermittlern als nutzlos oder gar peinlich bezeichnet.

Verband fokussiert sich weiter auf Kampagnen und Spitzenpolitiker

In der Antwort an unsere Redaktion vergangene Woche verweist der GDV-Sprecher Christian Ponzel bei der Frage nach dem Engagement für eine positivere Wahrnehmung der Branche dann auch auf eine am selben Tag gestartete neue Initiative unter dem Titel „#InsurersForTomorrow“. Präsentiert werden dabei Projekte und Branchenköpfe, welche die nachhaltige Transformation vorantreiben, so der Verband.

Vorgestellt wurde das Ganze in Berlin beim „TransVer Day 2023.“. Dabei präsentierten sich die Top-Funktionäre des Verbands, wie Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen, mit den Spitzenpolitikerinnen Anke Rehlinger und Ricarda Lang. Asmussen dankte der Grünen-Parteichefin Lang auf der Plattform „X“ (vormals Twitter) dann auch für ihren „leidenschaftlichen Impuls“. Der große Aufschrei des Vertriebs in Sachen RTL-Sendung war dem fleißigen Schreiber Asmussen (4625 Posts) dagegen keine Erwähnung wert.

GDV-Hauptgeschäftsführer und BVK-Präsident im Clinch

Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass der GDV sich auf Vermittlerseite gerade mit dem BVK in der Vergangenheiit schwer tat. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass Asmussen und Heinz nicht miteinander können. Besonders der BVK-Chef sparte in der Vergangenheit auch nicht mit inhaltlicher und persönlicher Kritik an Asmussen. Sei es zu dessen Vorschlag eines digital vertriebenen Standardprodukts bei Riester oder der Tatsache, dass es nach „zwei oder drei Jahren im Amt als GDV-Hauptgeschäftsführer“ noch nicht zu einem Treffen gekommen sei.

Auch nachdenkliche Töne zur Bedeutung der Vermittlerschaft

Einige Gegenstimmen nehmen den Verband allerdings auch indirekt in Schutz, räumen ein, dass der GDV formal nicht zuständig ist. „Ich halte den GDV nicht für den richtigen Verband für eine Aufarbeitung oder Stellungnahme. Er vertritt erstrangig die Interessen der Versicherer und zweitrangig damit zusammenhängende Themen. Das schließt ebenfalls Vergleichsportale ein und den Absatz den Versicherer darüber generieren“, schreibt ein Facebook-User.

Eine Userin formuliert, warum der Verband aus ihrer Sicht auch kein wirkliches Interesse an einer weitreichenden Vertretung aller Branchenangehörigen hat: „Die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen im Vertrieb ist nur dann für den GDV relevant, wenn es seinen Mitgliedern, den Versicherungsgesellschaften schadet. Glaubt Ihr im Ernst, dass die Versicherungsgesellschaften ohne uns Vermittler untergehen? Nein, es gibt eine große Entlassungswelle bei den ganzen Vermittlerbetreuungseinheiten und es wird nur noch online oder im Direktvertrieb verkauft.“

AfW lobt ausnahmsweise den BVK

Einige Kritiker nehmen auch, wie zuvor der GDV, die Vermittlerverbände in die Pflicht. Hier tat sich in der aktuellen Debatte allerdings nur der BVK mit klaren Worten von Heinz und seinen Anwaltsschreiben an Tenhagen und Perduss hervor. Dieses Engagement wird von anderen Vermittlerverbänden auf Nachfrage von DAS INVESTMENT aber gelobt.

Sogar Heinz-Konkurrent Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW sagt: „Prima, dass der BVK hier die Initiative mit der Abmahnung an Perduss ergriffen hat. Wir wünschen viel Erfolg dabei und unterstützen das sehr.“ Die Kritik an der RTL-Sendung teilt er, nennt deren Inhalte „das Gegenteil von Finanzbildung“.

Wirth vermeidet klare Aussagen

Angesprochen auf die Verantwortung des GDV für die Interessen der Vermittler sagt Wirth: „Wir haben nicht vor, uns daran zu beteiligen, innerhalb der Branche mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es geht um ein mit- statt gegeneinander.“

Auf die Fragen, warum der AfW sich nicht in die Debatte rund um die Stern-TV-Sendung eingemischt hat, welche Rolle Fernsehbeiträge generell für das Branchenimage spielen und wie Vermittlerverbände hier tätig werden könnten, bleibt der Rechtsanwalt und Funktionär konkrete Antworten schuldig: Er spricht von einem strategischen und taktischen Dauerthema, mit dem alle Stakeholder und Verbände, auch der AfW, fortwährend zu tun hätten. Man diskutiere darüber intern und mit den Mitgliedern, bringe sich aber auch in die Diskussion ein. „Das geschieht auf verschiedensten Kanälen – manche öffentlich, manche nicht öffentlich.“

 

BDV weist auf verändertes Selbstverständnis des GDV hin

Deutlich konkreter wird Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV), Seine Organisation vertritt vor allem die Vertriebstätigen der DVAG. Auch er begrüßt das BVK-Engagement und lässt kein gutes Haar an „vermeintlichen Verbraucherschützern“. Sie diskreditierten  Vermittler und Berater und deren Reputation.

Besonders in Richtung des GDV weist Lach auf einen interessanten Aspekt hin: „Wir bedauern, dass es einen sogar nach Außen dokumentierten Wechsel im Selbstverständnis des GDV gab, der sich bis vor Kurzem noch Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft nannte und nunmehr als Gesamtverband der Deutschen Versicherer auftritt. Damit ist allein schon in der der Bezeichnung des Verbandes geklärt, dass in erster Linie die Interessen der Industrie und nicht die der Vermittler vertreten werden. Dies ist aus unserer Sicht bedauerlich, da eine erhebliche wechselseitige Abhängigkeit zwischen Vermittlern und Versicherern besteht.“

TV-Aktivitäten würden nur schaden

Angesprochen auf die aktuelle Diskussion erklärt er die BDV-Zurückhaltung unter anderem damit, dass zu viel „Lautstärke“ in öffentlichen und medialen Auseinandersetzungen eher nicht förderlich ist und Themen unnötig anheizt. Betreffs eines stärken Engagements im Umgang mit TV-Medien nimmt Lach kein Blatt vor den Mund: „Aktivitäten im Fernsehen sind sinnlos beziehungsweise schaden eher, da nach unseren Erfahrungen die Redaktionen nicht vermittlerfreundlich sind und insoweit immer das große Risiko besteht, planmäßig vorgeführt zu werden.“

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