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Erfolgreiche Strategien in der Übersicht Nachhaltige Aktienfonds trotzen dem Regulierungs-Dschungel

Bau einer Hochspannungsleitung in Nordrhein-Westfalen: Weltweit wird die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorangetrieben – Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie Solar- und Windkraft, spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Bau einer Hochspannungsleitung in Nordrhein-Westfalen: Weltweit wird die Dekarbonisierung der Wirtschaft vorangetrieben – Strom aus erneuerbaren Energiequellen, wie Solar- und Windkraft, spielt dabei eine entscheidende Rolle. | Foto: imago images/Jochen Tack

Jetzt muss es ganz schnell gehen. Jahrelang wurde der Ausbau der erneuerbaren Energien – auch in Deutschland – nur halbherzig vorangetrieben. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist das Ziel, unabhängig von fossilen Rohstoffen wie Kohle, Erdgas und Öl zu werden, auf der Agenda weit nach oben gerückt. Die EU will bis zum Jahr 2030 ihren Anteil erneuerbarer Energien auf 40 Prozent ausbauen. US-Präsident Joe Biden hat jüngst ebenfalls ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht. Der „Inflation Reduction Act“ sieht Milliarden-Investitionen in Naturschutz und Energiesicherheit vor, unter anderem in den Ausbau von Fotovoltaik.

Anleger setzen bereits seit Jahren auf Sonne, Wind und andere naturfreundliche Energieformen – und nicht nur das. Allen Krisen der vergangenen Jahre zum Trotz fließt immer mehr Geld in Fonds, die auf ökologische und soziale Kriterien sowie eine vorbildliche Unternehmensführung achten (Environmental, Social, Governance, kurz ESG). So sammelten Aktienfonds und ETFs der Kategorie Ökologie in Europa im ersten Halbjahr 2022 knapp 9 Milliarden Euro ein, wie aus Daten des Analysehauses Morningstar hervorgeht. Auf Jahressicht waren es mehr als 24 Milliarden Euro. Damit liegt das vergleichsweise kleine Segment auf Rang 3 der absatzstärksten Fondskategorien – nur ganz knapp hinter flexiblen Rentenfonds.

Spätestens im ersten Corona-Jahr 2020 zeigte sich, dass selbst Krisen grünen Strategien nichts anhaben können – im Gegenteil. Während das gesamte Fondsuniversum Milliarden-Abflüsse hinnehmen musste, hielten Nachhaltigkeitsfonds dem Corona-Ausverkauf stand. Allein in den ersten drei Monaten 2020, in denen die Aktienmärkte abstürzten, sammelten entsprechende Fonds Morningstar-Daten zufolge weltweit netto mehr als 40 Milliarden Euro ein. Im zweiten Quartal 2022 flossen trotz Sorgen um Ukraine-Krieg, Inflation und Rezession europaweit knapp 6 Milliarden Euro in sogenannte dunkelgrüne Fonds mit strengeren Nachhaltigkeitskriterien. Hellgrüne Produkte sowie Fonds ohne nachhaltige Strategie mussten dagegen Abflüsse hinnehmen.

Publikumsfonds sind Wachstumstreiber

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Auch in Deutschland wächst der Markt rasant, zeigen aktuelle Zahlen des Fondsverbands BVI. So betrug die Gesamtsumme nachhaltiger Geldanlagen – darunter versteht der Verband nach Artikel 8 oder Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung aufgelegte Fonds – hierzulande im zweiten Quartal dieses Jahres 718 Milliarden Euro. Dazu zählen neben nachhaltigen Publikumsfonds, die 575 Milliarden Euro ausmachen, auch Spezialfonds.

Wachstumstreiber waren Publikumsfonds – ihr Vermögen hat sich im Vergleich zum Vorjahr annähernd verdoppelt. Dem BVI zufolge ist jüngst fast jeder dritte Euro, den deutsche Kunden in Fonds investiert haben, in Produkte mit Nachhaltigkeitsmerkmalen geflossen.

Einen weiteren Schub dürften Nachhaltigkeitsfonds durch die kürzlich in Kraft getretene Mifid-Novelle bekommen. Finanzberater und Fondsanbieter müssen seit Anfang August die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abfragen. Auch wenige Wochen nach dem offiziellen Start sind allerdings viele Details noch unklar. „Das Problem bei der Mifid-Novelle ist, dass die neuen Vorgaben nicht auf die bisherige ESG-Regulierung, wie die Offenlegungsverordnung oder die Taxonomie, abgestimmt sind“, sagt Hannah Dellemann, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Service-KVG Intreal.

So müssten etwa Artikel-8-Fonds hochgestuft werden, um gemäß der neuen Mifid-Verordnung als nachhaltig vertrieben zu werden. Für die Fondsgesellschaften bedeute das einen erheblichen Zusatzaufwand. Zudem seien die Anforderungen teilweise noch nicht final geklärt. In der Praxis behelfen sich die meisten Anbieter Dellemann zufolge mit der Aufnahme der sogenannten Principal Adverse Impacts, also nachteiligen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft, in ihre Fondsdokumentation.

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